Frust beim Ticket-Vorverkauf des BVB

Wer eines der begehrten Tickets für das Champions League Halbfinale Borussia Dortmund gegen Real Madrid bekommen wollte, musste anstehen – teilweise die ganze Nacht hindurch. Einige Studenten haben dafür die Uni oder sogar Klausuren geschwänzt und mussten am Ende trotzdem ohne Eintrittskarte nach Hause gehen.

Nach nur 30 Minuten waren die Tickets am Fanshop Krone ausverkauft.

Nach nur 30 Minuten waren die Tickets am Fanshop Krone ausverkauft.

Lange Gesichter vor dem BVB Fanshop Krone am Alten Markt – der Ticket Vorverkauf für das Champions League Halbfinale Borussia Dortmund gegen Real Madrid wurde soeben von der Polizei beendet. Bereits 30 Minuten nach der Öffnung waren die Tickets ausverkauft. Vor dem Shop stehen immer noch über 100 Fans ohne Eintrittskarte. Einige von ihnen lassen sich erschöpft auf den Stühlen des benachbarten Cafés nieder.

Jasmin und Marco* haben schon seit Montagabend mit mehreren Freunden vor dem Fanshop gewartet. Die beiden studieren BWL an der Fachhochschule Dortmund und haben für den Vorverkauf sogar eine Klausur geschwänzt. Ausgestattet mit Klappstühlen und Wolldecken wollten sie sich ihren Platz in der Schlange frühzeitig sichern. „Die Nacht war gar nicht so schlimm“, sagt Jasmin, „da haben alle Fans eine ordentliche Schlange gebildet und friedlich darauf gewartet, dass der Vorverkauf beginnt.“ Am frühen Morgen hätten sich dann jedoch plötzlich von allen Seiten andere dazwischen gedrängelt. „Das war das komplette Chaos“, sagt Marco, „fünf Stunden lang stand ich in dem Gedränge.“

Trotz durchgemachter Nacht keine Karte

Anders als bei der BVB Geschäftsstelle am Rheinlanddamm, wo der Verein etwa 1000 Platzkarten verteilte, um die Masse der Wartenden zu reduzieren, konnten am Alten Markt hunderte Fans unkontrolliert auf den Shop einstürmen. So wurde aus der ordentlichen Schlange ein Pulk, der um den Einlass in den Shop drängelte. Etwa zehn Polizisten versperrten den Eingang, die Fans wurden grüppchenweise durch einen Nebeneingang in den Laden gelassen. Marco ging am Ende trotz durchgemachter Nacht und stundenlangem Anstehen leer aus. Mit diesem Schicksal war er nicht alleine: Viele der seit Stunden wartenden Fans wurden im Pulk von Neuankömmlingen verdrängt. Jasmin hat zwar eine Karte ergattert, richtig freuen kann sie sich aber dennoch nicht. „Das mache ich nie wieder, dieser Stress war das nicht wert!“, sagt die 21-Jährige.

Die Polizei berichtet von einem größeren Einsatz an den Vorverkaufsstellen. In der Warteschlange am Alten Markt soll es in der Nacht zu einer Prügelei gekommen sein. Insgesamt seien bis zu 100 Polizisten seit Mitternacht in ganz Dortmund im Einsatz gewesen.

Auch Jung Li und Yundi Qu haben keine Karten mehr bekommen. Die beiden sind Austauschstudentinnen aus China an der TU Dortmund und wollten mit dem Fußballspiel etwas Typisches aus der Region erleben. Auch sie haben die Nacht vor dem Fanshop verbracht – an Schlaf war jedoch nicht zu denken. „Eigentlich hätten wir heute Uni“, sagt Jung, „ich muss jetzt aber erst mal ins Bett.“

Yundi Qu (li.) und Jung Li sind Austauschstudentinnen aus China. Auch sie hätten das Champions League Halbfinale gerne im Stadion gesehen.

Yundi Qu (li.) und Jung Li sind Austauschstudentinnen aus China. Auch sie hätten das Champions League Halbfinale gerne im Stadion gesehen.

Strohmänner kauften Tickets für den Schwarzmarkt

Jasmin ärgert besonders, dass der BVB den Vorverkauf so schlecht organisiert habe. Es seien überhaupt keine Sicherheitskräfte vor Ort gewesen. Sie ist sich sicher, dass es vor allem organisierte Schwarzhändler waren, die das Gedränge verursacht haben. „Die haben Leute bezahlt, die Tickets für den Schwarzmarkt kaufen sollten“, sagt sie. 80 Euro sollen die sogenannten Strohmänner für diesen „Job“ bekommen haben.

Der BVB hat auf seiner Homepage mittlerweile Stellung zu dem Ticket-Chaos genommen. Der Verein habe eine Lehre daraus gezogen: Als Konsequenz soll der freie Vorverkauf bei solchen Spielen in Zukunft abgeschafft werden. Diese Maßnahme solle auch dabei helfen, den Schwarzmarkthandel effektiver zu bekämpfen, sagt Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer des BVB.

Jung möchte sich das Spiel trotz der Enttäuschung über den Vorverkauf anschauen – allerdings in einer Kneipe. Karten bei einem Schwarzhändler zu kaufen stehe außer Frage, das ist der allgemeine Tenor nach diesem Vorverkauf. Zum einem wegen der Preise: Die Gebote für zwei Tickets stehen bei eBay derzeit bei 350 Euro. Zum anderen aus Prinzip. „Wartende Fans zu verdrängen, um Profit aus den Karten zu schlagen, das geht nicht. So etwas unterstütze ich nicht“, sagt ein frustrierter Fan nach Ende des Vorverkaufs. Bleibt nur noch die Hoffnung, dass der BVB die Stimmung mit einem Sieg im Halbfinale hebt.

* Name von der Redaktion geändert

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