Sag mal Prof: Warum machen Kartoffelchips so süchtig?

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Erklärt die Chipssucht: Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Guido Ritter von der Fachhochschule Münster. Foto: Julian Beyer

Ein gemütlicher Abend vor dem Fernseher, das Abendessen ist gerade mal eine halbe Stunde her, und trotzdem ist die Chipstüte spätestens in der zweiten Werbepause leer. Das ist bestimmt jedem schon passiert. Prof. Guido Ritter, Ernährungswissenschaftler von der Fachhochschule Münster, weiß, warum Kartoffelchips so süchtig machen.

„Das liegt einfach an der perfekten Rezeptur.“ Denn der Geschmack setzt sich zusammen aus einer süßen, einer salzigen und einer würzigen Komponente – letztere wird als Umami-Geschmack bezeichnet und findet sich unter anderem in Lebensmitteln wie Parmesan oder Maggi. Alle drei Geschmacksrichtungen sind im menschlichen Gehirn positiv belegt, da sie jeweils eine Kohlenhydrat-, Mineralstoff- oder Eiweißzufuhr signalisieren: Stoffe, die der Körper benötigt, erklärt Ritter. Hinzu kommt dann noch der hohe Anteil an Fett, der ebenfalls positive Reaktionen auslöst. „Und wenn man das in der richtigen Kombination zusammenbringt, dann ist es so verführerisch, dass wir gar nicht anders können, als zuzugreifen“, sagt Ritter. Hat man das getan, werden im Gehirn Endorphine ausgeschüttet.

Belohnung durch Beißen

Bei Chips kommt außerdem die sehr knusprige Konsistenz, das sogenannte Mundgefühl, hinzu: „Dieses Beißen weckt bei mir sozusagen im Belohnungssystem die Reaktion: Aha, da ist also was, was mir sehr viele Nährstoffe bringt“, sagt Ritter. Bei einer solchen Wirkung auf das Gehirn stellt sich die Frage: Ist das noch ein Genuss- oder schon ein Rauschmittel? Der Ernährungswissenschaftler meint: „Es ist so, dass wir hier unser Belohnungssystem so stark anwerfen, dass es einer Droge fast gleichkommt.“ In Versuchen mit Ratten sind diese tatsächlich so süchtig nach Fastfood geworden, dass sie wie im Rausch reagierten und fettleibig wurden. Auf den Menschen ist das aber Ritter zufolge nicht unbedingt zu übertragen.

Chipstüte

Die leckeren Süchtigmacher: Kartoffelchips. Illustration: Alina Fuhrmann

Die Industrie macht sich diesen Effekt jedoch zunutze und optimiert Kartoffelchips gezielt dahingehend, dass sie in großen Mengen konsumiert werden. Zum Einen werden dafür Langzeitstudien gemacht­. Dabei wird nicht nur getestet, ob den Konsumenten das Produkt einmalig schmeckt, sondern auch, wie süchtig es sie macht. Zum anderen werden Chips auch oft in XXL-Packungen oder als „2 für 1“-Angebote verkauft. „Das sind dann Angebote, bei denen ich sagen muss, das sollte eigentlich dann so nicht auf dem Markt erscheinen, weil es über das Maß des Genusses hinausgeht“, sagt Ritter.

Auch für das Phänomen, dass man sich nach einer halben Tüte Chips gar nicht so satt fühlt wie nach einer Mahlzeit, hat der Ernährungswissenschaftler eine Erklärung: Chips haben eine sehr hohe Energiedichte, also viele Kalorien bei geringem Volumen – deswegen setzt im Magen erst spät ein Druckgefühl ein. So merkt man gar nicht, wie viel Energie man schon zu sich genommen hat.

Tipp vom Experten

Für alle, die trotz Suchtgefahr weiter Chips essen wollen, hat Ritter einen einfachen Tipp: nicht die ganze Tüte auf den Tisch legen, sondern lieber kleinere Portionen in Schüsseln abfüllen und die Tüte außer Reichweite bringen. Und: Chips einfach mal selbst zu Hause herstellen. „Damit man so ein bisschen das Gefühl dafür wiederbekommt, was das eigentlich für Produkte sind und was das Besondere ausmacht.“ Wer jetzt Lust auf selbstgemachte Chips bekommen hat, findet im Infokasten das passende Rezept von Prof. Ritter.

Chips-Rezept

Mehligkochende Kartoffeln schälen, waschen und mit einem Gemüsehobel in dünne

Scheiben hobeln oder mit dem Messer in sehr dünne Scheiben (1 mm) schneiden. In

einer Schale etwas Öl mit den gewünschten Gewürzen (z.B. Paprika, Salz und Pfeffer)

mischen und die Kartoffelscheiben einlegen.

Nun die Kartoffelscheiben auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Die

Kartoffelscheiben bei 160 °C ca. 15 Minuten backen. Nicht zu dunkel anbräunen, sonst

entstehen zu viele bittere Röststoffe. Die Chips sind fertig, wenn der Rand eine

leicht bräunlich Farbe angenommen hat und die Kartoffelscheiben knackig sind. 

 

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