Im Nebenjob Tutor

Tutorium Thermodynamik

Selbstbewusst steht Thorsten Greinert vor den Teilnehmern seines Tutoriums und stellt die Aufgaben vor. Er ist Tutor für Thermodynamik und bringt angehenden Ingenieuren und Maschinenbauern den Stoff aus der dazugehörigen Vorlesung bei. 

Zu Beginn des Tutoriums steht Thorsten vor der Tafel und wartet auf seine Kollegin Teresa Wich, die gerade einen Overheadprojektor vom Pförtner abholt. Den brauchen die beiden Tutoren gleich, um den Studenten die Aufgaben zeigen zu können. Währenddessen trudeln langsam die Studenten ein und nehmen im Raum Platz. Sie unterhalten sich übers Wochenende, bis Teresa mit dem Overheadprojektor eintrifft und die Aufgaben auflegt. Dann begrüßt Thorsten die Studenten und stellt kurz die Aufgaben vor. Dabei ist der Umgang anders als in der Schule: Thorsten spielt sich nicht wie ein Lehrer auf, er ist für die Studenten schließlich ein Kommilitone aus einem höheren Semester.

Thorsten Greinert ist Tutor für Thermodynamik an der TU Dortmund. (Foto: Daniel Schmitz)

Thorsten Greinert ist Tutor für Thermodynamik an der TU Dortmund. (Fotos: Daniel Schmitz)

Teilnehmer aus dem ersten Semester, die frisch von der Schule kommen, müssen sich daran aber manchmal noch gewöhnen. „Im ersten Semester ist das vielleicht wirklich noch so, dass die Studenten nicht richtig einordnen können, dass ich als Tutor ja selber noch Student bin. Das legt sich aber schnell. Dann ist die Atmosphäre einfach viel lockerer als früher in der Schule, deswegen ist der Job auch sehr angenehm“, sagt Thorsten. An der Tafel wirkt Thorsten sehr routiniert, mit ruhiger Stimme erklärt er seine Rechenwege. Dabei zeigt er mit dem Finger auf die wichtigsten Stellen der Lösung. Während Thorsten an der Tafel rechnet, ist es sehr ruhig im Raum. Die Studenten schreiben aufmerksam mit und vergleichen die Lösungen mit ihren eigenen Rechnungen. Am Ende fasst Thorsten noch einmal zusammen, wie er zur Lösung gekommen ist, und geht auf Fragen der Studenten ein. 

Erfahrung hilft gegen Ängste und Sorgen

Thorsten leitet das Tutorium jetzt zum dritten Mal und hat dementsprechend schon Erfahrung gesammelt. Die Angst davor, die Aufgaben vor einigen Kommilitonen vorzustellen oder sich zu versprechen, spielt für Thorsten deshalb keine Rolle mehr. Bei der Aufgabenbesprechung muss er immer daran denken, die Zusammenhänge einfach darzustellen und zu erklären. Schließlich setzen sich die meisten Studenten zum ersten Mal mit Thermodynamik auseinander.

Weil die Verantwortlichen am Lehrstuhl für Thermodynamik zufrieden mit Thorstens Arbeit sind, haben sie vor diesem Wintersemester wieder von sich aus bei ihm angefragt, ob er das Tutorium leiten möchte. Vor seinem ersten Tutorenjob musste Thorsten aber ziemlich viel Eigeninitiative zeigen: „Ich habe mir damals den Verantwortlichen rausgesucht und ihm eine Mail geschrieben, dass ich gerne ein Tutorium übernehmen würde. Dann habe ich ihm meine Note und das Jahr, in dem ich die Thermodynamik-Veranstaltung selbst besucht habe, genannt. Aufgrund der Bewerbungen hat sich der Verantwortliche danach überlegt, wer den Stoff wohl am besten vermitteln könnte.“ In Kontakt mit den Professoren treten die Tutoren nur am Anfang des Semesters, wenn die Aufgaben bekannt gegeben werden. Danach halten sie eher Kontakt zu den Mitarbeitern des Lehrstuhls, die die Tutorien koordinieren. Regelmäßige Sondertermine mit den Professoren gibt es nicht.

Über den Lohn kann man sich nicht beschweren

Wenn die rund 30 Studenten an den Aufgaben rechnen, ist es lauter im Raum. Sie beraten sich untereinander und schauen sich die Mitschriften aus der Vorlesung an. Dabei kommen immer wieder Fragen auf, die Thorsten den Studenten beantwortet. Gerne erklärt er ihnen dann noch einmal, welche Formeln aus der Vorlesung sie für die Aufgabe brauchen. Vor dem Tutorium hat er die Aufgaben selbst gerechnet und kann den Studenten deshalb selbst gezeichnete Graphen oder die Formeln zeigen.

Thorsten Greinert gibt Tipps, wie er an die Aufgabe herangehen würde.

Thorsten Greinert gibt Tipps, wie er an die Aufgabe herangehen würde.

Thorsten Greinert gibt Tipps, wie er an die Aufgabe herangehen würde.Für zwei Tutorien über 90 Minuten in der Woche bekommt Thorsten neun Euro pro Stunde, den üblichen Lohn für studentische Hilfskräfte. Dabei wird er aber auch für seine Vorbereitungszeit bezahlt, in der er die Aufgaben für seine Tutorien selbst rechnet und Lösungen vorbereitet. „Es gibt sicherlich auch Möglichkeiten, einen höheren Stundenlohn zu erzielen“, erzählt Thorsten. „Aber der große Vorteil am Job als Tutor ist einfach, dass ich die Tutorien hier an der Uni machen kann. Das heißt, dass ich nicht erst eine lange Anfahrt habe. Außerdem konnte ich schon immer ganz gut Themen erklären. Und es ist natürlich praktisch, dass ich so auch im Stoff bleibe.“

Gerade an der Uni ist das für Studenten sehr nützlich, weil oft verschiedene Veranstaltungen aufeinander aufbauen. Der Job als Tutor unterscheidet sich aber von Fachbereich zu Fachbereich. In der Mathematik müssen Tutoren zum Beispiel auch Aufgaben der Teilnehmer korrigieren, weil die Teilnehmer so Bonuspunkte für die jeweilige Veranstaltung sammeln können. Dann verdienen die Tutoren natürlich mehr, haben aber auch weniger Zeit für ihr eigenes Studium. In der Thermodynamik ist es so, dass die Studenten die Aufgaben vor dem Tutorium noch gar nicht kennen. Dementsprechend müssen Thorsten und seine Kommilitonin Teresa den Studenten beim Rechnen helfen und viele Einzelgespräche führen. In der Mathematik hingegen werden die Aufgaben schon vorher bekannt gegeben, sodass die Tutoren in den Tutorien nur noch die Lösungen der Aufgaben präsentieren müssen.

Was hängen bleibt, ist der Umgang mit den Studenten

Der Blick aus der letzten Reihe, während Thorsten an der Tafel die Lösungen präsentiert.

Der Blick aus der letzten Reihe, während Thorsten an der Tafel die Lösungen präsentiert.

Die Studenten in seinem Tutorium kennt Thorsten nach drei Wochen schon ganz gut. Vielen hat er schon Tipps gegeben, auch nach dem Tutorium. Und auch den Studenten scheint Thorsten sympathisch zu sein. Als eine Gruppe Jungs gerade über einen Scherz lacht, zwinkert er ihnen zu. Dass sich Teilnehmer während eines Tutoriums daneben benehmen, kommt nur sehr selten vor. Thorsten hat es selbst noch nicht erlebt. „Das hängt aber auch damit zusammen, dass die Studenten freiwillig an den Tutorien teilnehmen“, glaubt Thorsten.

Er erhofft sich aus der Tätigkeit als Tutor, demnächst ein Thema für seine Bachelorarbeit am Lehrstuhl zu ergattern. Danach könnte er sich gut vorstellen, als wissenschaftliche Hilfskraft am Thermodynamik-Lehrstuhl anzufangen. Der Job als Tutor ist dafür der erste Schritt, weil Thorsten schon Kontakt zu den Leuten am Lehrstuhl knüpfen konnte. Aber auch wenn das nicht klappt, hat ihm die Tätigkeit als Tutor einiges gebracht. Denn für das spätere Berufsleben kann es nur von Vorteil sein, wenn man selbstbewusst vor Kollegen vortragen oder Lösungen präsentieren kann.  „Was bei mir aber auf jeden Fall hängen bleibt, ist der Umgang mit den Studenten. Die sind einem richtig dankbar dafür, dass man sie unterstützt.“

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