Wohnungsplattform – Von Studenten für Studenten

Ein Semester in Tschechien verbringen, ein neues Land kennen lernen, die Sprachkenntnisse und den Horizont erweitern – da klingt viel Enthusiasmus bei Amelie Dieckhoff heraus, wäre da nicht diese ewige Wohnungs- und Zwischenmietersuche. So wie der 22-Jährigen geht es vielen Studierenden, auch in Bochum. Das International Office bietet Suchenden seit einigen Wochen mit der Wohnungsplattform Housing Anywhere eine neue, kostenlose Möglichkeit.

Sabrina Beutler und Magdalena Bichmann vom International Office der RUB wollen HousingAnywhere in Bochum bekannt machen.

Sabrina Beutler und Magdalena Bichmann vom International Office der RUB wollen Housing Anywhere in Bochum bekannt machen. Teaserbild: Rolf/ pixelio.de / Foto: Franziska Jünger

„Die Idee für Housing Anywhere hatten Studenten der Universität Rotterdam. Sie hatten Schwierigkeiten eine Wohnung für einen Auslandsaufenthalt in Singapur zu finden und haben sich dann überlegt, dass man daran etwas ändern müsse“, erzählt Sabrina Beutler, die im International Office der Ruhr-Universität Bochum als „Ambassador“, eine Art Repräsentant, das Projekt betreut.

Weltweiter Austausch

Die Wohnungsplattform ist dafür da, dass Studierende auf der ganzen Welt ihre Wohnung beziehungsweise ihr Zimmer für einen Zeitraum von einem Monat bis zu einem Jahr an andere Studierende vermieten, die im jeweiligen Land einen Auslandsaufenthalt geplant haben. Die Website ist sehr funktional aufgebaut: über ein Online-Formular können die Studierenden ihr Wohnungs-Angebot veröffentlichen. Anhand einer Weltkarte lässt sich genau lokalisieren, in welcher Stadt und sogar in welcher Straße eine Wohnung zur kurzfristigen Miete zur Verfügung steht. Es ist ein Geben und ein Tauschen, denn idealerweise finden sich sogar zwei Studierende, die ihre Wohnungen für einige Monate einfach nur wechseln.

Das International Office hat einen Vertrag mit Housing Anywhere abgeschlossen, weshalb Bochumer Studierende die Wohnungsplattform mit Angabe ihrer Mailadresse kostenlos nutzen können. Außer der Ruhr-Uni beteiligen sich unter anderem auch Studierende aus Berlin, Köln, Freiburg, Hamburg oder München daran. Neben zahlreichen europäischen Städten gibt es zudem einen überkontinentalen Austausch: auch, wer nach Australien, die USA, Peru oder Marokko reisen möchte, findet entsprechende Angebote.

Um die Website bekannt zu machen, ist es gut drei Monate Sabrina Beutlers Aufgabe, Flyer zu verteilen, Artikel zu veröffentlichen oder Links zu setzen. „Ich skype jede Woche mit den Verantwortlichen von Housing Anywhere in Rotterdam und tausche mich mit ihnen über den Stand der Plattform aus“, sagt die Lehramtsstudentin.
Das Projekt sei für die Uni so interessant, da das Angebot im Gegensatz zu anderen Plattformen wie wg-gesucht.de direkt auf kurzfristige Vermietungen von Studenten an Studenten zugeschnitten sei.
Im Vergleich zu früheren Wohnungsvermittlungen falle dadurch auch ein deutlich geringerer Verwaltungsaufwand für das International Office an.

Das Netzwerk ist noch ausbaufähig

Die Bochumer Studentin Amelie Dieckhoff hat über HousingAnywhere nach einem Zwischenmieter gesucht.

Die Bochumer Studentin Amelie Dieckhoff hat über Housing Anywhere nach einem Zwischenmieter gesucht. Foto: Amelie Dieckhoff

Amelie Dieckhoff macht ab September ein Erasmus Auslandssemester in der tschechischen Stadt Brno und hat über das International Office und eine Info-Mail von Housing Anywhere erfahren: „Ich wollte mein Zimmer für die Zeit zwischenvermieten. Ich habe mein Gesuch bei HousingAnywhere und in der entsprechenden Facebook-Gruppe eingestellt sowie den Link an andere weitergeschickt. Nach zwei Wochen hat sich dann der Erste gemeldet.“
Gleichzeitig hatte die 22-Jährige ihr Angebot auch bei weg-gesucht eingestellt, woraufhin sich insgesamt vier Studierende gemeldet haben, darunter zwei Ausländer. Der eine hat den Zuschlag bekommen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich über eine deutschsprachige Seite einen Ausländer finde. Da sehe ich nämlich den großen Pluspunkt für Housing Anywhere. Die Plattform ist ideal, um Unterkünfte für eine beschränkte Zeit an Ausländer zu vermieten und die Wohnungen direkt auszutauschen“, findet die die Studentin der Medienwissenschaft und Anglistik.
Die Plattform sei aber noch nicht ausgereift genug: ein richtiges Netzwerk sei noch nicht entstanden, da viele Universitäten – darunter die Uni, die sie ab September besuchen wird – noch nicht dabei seien. Sie vermutet aber, dass der Austausch bei großen Universitäten bereits besser funktioniere.

Eine gute Adresse für Ausländer

Sven Benninghoff hat über die Wohnungsplattform nach einem neuen WG-Mitbewohner gesucht. Er sieht bei der Website noch Potenzial nach oben.

Sven Benninghoff hat über die Wohnungsplattform nach einem neuen WG-Mitbewohner gesucht. Er sieht bei der Website noch Potenzial nach oben. Foto: Sven Benninghoff

Auch Sven Benninghoff hat das Angebot von Housing Anywhere bereits genutzt, um einen ausländischen Studierenden als neuen Mitbewohner für seine Wohngemeinschaft zu finden. „Es haben sich viele gemeldet und es waren sehr interessante Anfragen dabei, unter anderem aus Australien, Brasilien und Mallorca. Da ich aber bereits einen Mieter für Juni oder Juli haben wollte, passte das nicht zusammen“, erklärt der Jura-Student.

Housing Anywhere sei für Ausländer eine sehr gute Adresse. Seiner Meinung nach sei die Plattform aber noch zu unbekannt, um zufällig darauf zu stoßen. Außerdem kritisiert er, dass die Website nicht besonders benutzerfreundlich sei, da alles über Mails und Links ablaufe und keine Login-Möglichkeit unmittelbar auf der Seite gegeben sei. „Positiv finde ich, dass man genau sieht, in welcher Straße die Wohnung liegt. Auch wenn ich meine neue Mitbewohnerin letztendlich auf anderem Wege gefunden habe, würde ich die Plattform selber auch nutzen, wenn ich ins Ausland gehen sollte.“

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