Bandportrait: The Evergreen Donkey

Foto: flickr.com/elward-photography/Jackson Lewchuk/mike.kotsch/tauress; Montage: Marc Patzwald, Teaserfoto:

Foto: flickr.com/elward-photography/Jackson Lewchuk/mike.kotsch/tauress; Montage: Marc Patzwald

Mai Engell ist die Schlagzeugerin der Wittener Band „The Evergreen Donkey“. Für die 22-Jährige und die anderen Donkeys war 2011 ein aufregendes Jahr: Anfang des Jahres brachten sie ihre erste EP „Night at the Seaside“ heraus, im Sommer gewannen sie das Bochumer Newcomer Festival und durften als Gewinn bei Bochum Total auftreten. Im pflichtlektüre-Interview erzählt „Mai Donkey“, wie es ist, die einzige Frau in der Band zu sein und von ihrer Liebe zur Musik.

Die Evergreen Donkeys sind (v. l.): Lukas Kassel, Philipp Kaufmann, Mai Engell und Christoph Hagenkötter. Foto: The Evergreen Donkey

Die Evergreen Donkeys sind (v. l.): Lukas Kassel, Philipp Kaufmann, Mai Engell und Christoph Hagenkötter. Foto: The Evergreen Donkey

pflichtlektüre: Wer sind die Evergreen Donkeys?

Mai Engell: Das sind vier junge Musiker, Chris Donkey, Lüc Donkey, Phil Donkey und Mai Donkey, die alle riesig viel Lust haben und zusammen Musik machen. Die Jungs sagen immer, unsere Musik geht so in Richtung Indie-Rock, ich selbst sage immer Indie-Pop. Musik, die Spaß macht.

pflichtlektüre: Und euer Bandname kommt woher?

Mai Engell: Den Namen gab es schon, bevor ich in der Band war. Ich glaub es war kurz vor einem Auftritt und die brauchten einen Namen. Sie wollten ein Tier im Namen und Esel sind irgendwie cool. Und Evergreen ist halt nett. Das steht einmal für die Songs, die sozusagen die Evergreens sind, die immer wieder gespielt werden, die Oldtime-Klassiker. Und dann die Farbe, Immergrün.

pflichtlektüre: Du warst also nicht von Anfang an in der Band dabei?

Mai Engell: Die Band wurde 2006 gegründet. Es gab vor mir eine andere Schlagzeugerin, die für das Studium nach Holland gegangen ist. Philipp, unser Sänger, war bei mir auf der Schule, und ich war mit seinem Bruder befreundet. Weil sie wieder gerne eine weibliche Schlagzeugerin haben wollten, haben sie mich gefragt. Das war im September 2007. Ich war mir am Anfang gar nicht sicher, aber dann habe ich das einfach mal gemacht. Und das war richtig gut.

Obwohl Mai so ein lautes Instrument spielt, haben sich die Nachbarn noch nie beschwert. In ihrem Zimmer im Studentenwohnheim hat sie aber auch extra ein E-Schlagzeug - und Kopfhörer. Foto: The Evergreen Donkey

Obwohl Mai so ein lautes Instrument spielt, haben sich die Nachbarn noch nie beschwert. In ihrem Zimmer im Studentenwohnheim hat sie aber auch extra ein E-Schlagzeug und Kopfhörer. Foto: The Evergreen Donkey

pflichtlektüre: Die meisten Schlagzeuger, die man kennt, sind Männer. Wolltest du schon immer Schlagzeugerin werden oder wie bist du zu deinem Instrument gekommen?

Mai Engell: Erst habe ich Klavier gespielt. Irgendwie wollte ich dann aber ein neues Instrument ausprobieren und so habe ich Schlagzeug-Stunden bekommen. Ich fand das am Anfang ganz schrecklich. Mit 14 bin ich dann zur Musikschule gegangen und habe mit 16 in der Musikschulband gespielt. Das war ein Projekt von der Musikschule, so eine Art Rockband. Und dann lief das so, zunächst mit mittelgroßer Begeisterung. Bis die Evergreen Donkeys kamen! Jetzt habe ich keinen Unterricht mehr.

pflichtlektüre: Du bist die einzige Frau in der Band und auch in deinem Studiengang Bauingenieurwesen an der TU Dortmund bist du viel von Männern umgeben. War das schon mal ein Problem für dich und hast du oft mit Klischees und Vorurteilen zu kämpfen?

Mai Engell: Also mir ist bisher nichts Negatives passiert. Manchmal glaub ich zwar schon, dass manche Musiker denken, dass weibliche Schlagzeugerinnen es nicht unbedingt so drauf haben und bin dann auch selbst eher zögerlich. Aber man genießt so auch irgendwie eine Sonderstellung. Die Leute, die zu unseren Konzerten kommen und die anderen Bands, sind immer super nett und helfen mir oft, zum Beispiel beim Tragen. In der Band gab es auch nie Probleme. Wir sind eine ganz gute Mischung, glaube ich.

pflichtlektüre: Wie entstehen eure Lieder? Wer schreibt die Texte und komponiert ihr zusammen?

Mai Engell: Unser Bassist Christoph schreibt die Texte und den Rest machen wir zusammen. Es kann zum Beispiel sein, dass einer was Gutes auf der Gitarre spielt oder zum Christoph geht und sagt: „Ich hab eine coole Textidee.“ Es gibt also eine Grundidee und dann sitzen wir gemeinsam im Proberaum und probieren. Das kann sich ganz schön hinziehen, weil oft jeder was anderes will. Manchmal wird auch alles noch mal umgeschmissen. Ich frage zum Beispiel oft: „Meint ihr das passt besser, oder das?“ Wir entwickeln das also zusammen. Und wenn einer nicht hundertprozentig zufrieden ist, versuchen wir, was zu ändern.

pflichtlektüre: Worum geht es in euren Texten?

Mai Engell: Das finde ich schwierig. Wir haben zum Beispiel ein Lied, das so ein bisschen großstadtmäßig ist, „Metropolitan Dreams“. Auf unserer EP „Night at the Seaside“ sind alle Lieder ein bisschen beachmäßig. Wir beschreiben eigentlich immer lebensnahe Situationen.

pflichtlektüre: Was für einen Stellenwert hat Musik in deinem Leben?

Mai Engell: Seitdem ich die Band hab, auf jeden Fall einen viel größeren. Die Band ist mein ein und alles und ich liebe unsere Musik. Auch privat habe ich immer Musik laufen: Prince ist mein Lieblingskünstler. Ich mag aber auch gerne Maroon 5 oder die Arctic Monkeys. Ich höre alles mögliche – ich bin so der klassische Einslive-Hörer wahrscheinlich.

Die Evergreen Donkeys proben ein- bis zweimal die Woche. Vor Auftritten zwei- bis dreimal die Woche. Bevor sie bei Bochum Total aufgereten sind haben sie sich noch öfter zum Proben getroffen. Foto: The Evergreen Donkey

Die Evergreen Donkeys proben ein- bis zweimal die Woche, vor Auftritten zwei- bis dreimal die Woche. Bevor sie bei Bochum Total aufgetreten sind, haben sie sich noch öfter zum Proben getroffen. Foto: The Evergreen Donkey

pflichtlektüre: Ihr habt gerade das Bochumer Newcomer Festival gewonnen und bei Bochum Total gespielt. Wie erklärst du dir euren Erfolg?

Mai Engell: Ich weiß nicht, wir sind schon ausgetickt als wir uns beworben haben und für das Festival genommen wurden, um da in den Vorrunden zu spielen. Dass das bis zum Ende so gut funktioniert hat, konnten wir uns selbst nicht erklären. Ich glaube, wir sind nicht alle individuell die herausragensten Künstler, sondern das Gesamtkonzept stimmt. Man hat uns gesagt, es würde alles harmonisch wirken, es würde alles zusammen passen. Vielleicht merkt man uns auch an, dass wir alle richtig Spaß auf der Bühne haben und unsere Musik lieben. Wie gesagt, ich kann es mir eigentlich nicht erklären, aber es ist cool!

pflichtlektüre: Was kommt jetzt als Nächstes? Was sind eure Pläne?

Mai Engell: Wir haben noch zwei Auftritte dieses Jahr, beide in Witten. Und auf jeden Fall steht ein Videodreh an. Christoph hat da eine Idee, die wir alle noch nicht kennen. Wir sind gespannt! Beim Newcomer Festival haben wir zwei Studiotage gewonnen und schon drei Lieder aufgenommen. Das würden wir gerne noch mal machen und am liebsten noch dieses Jahr zwei weitere Lieder aufnehmen. Außerdem wollen wir uns um das Merchandising kümmern. Wir haben jetzt neuerdings ein Logo, damit könnten wir zum Beispiel Buttons machen.

pflichtlektüre: Wo siehst du dich musikalisch in etwa zehn Jahren? Meinst du, da habt ihr noch die Band?

Mai Engell: Irgendwann haben wir uns das mal überlegt: „Dann sage ich meinen Kindern: Mama geht jetzt mal in den Proberaum mit den Jungs.“ Man kann sich das gar nicht vorstellen. Wir wissen halt auch gar nicht, wie es läuft, was das Leben so bringt. Aber das wäre schon cool, wenn wir mal Familie haben und immer noch zusammen in den Proberaum gehen. Ich hoffe das bleibt so. Am liebsten natürlich für immer.

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