Held mit Anfang 30

Als im Zuge des zweiten Weltkrieges auch Frankreich besetzt wurde, nahm für zehntausende deutsche Flüchtlinge das politische Asyl dort ein Ende. Es bestanden kaum Möglichkeiten, der drohenden Abschiebung nach Deutschland zu entgehen. Das amerikanische “Emergency Rescue Committee“ (ERC) entsandte den Journalisten Varian Fry, um  40 Personen die Flucht in die USA zu ermöglichen. Aus 40 wurden schließlich 1800 und aus Fry ein Held ohne öffentliche Anerkennung. In der Steinwache gastiert derzeit eine Ausstellung, um Frys Lebenswerk Tribut zu zollen.

Zur Ausstellung gehören auch Hörproben. Foto: Birte Möller

Zur Ausstellung gehören auch Hörproben. Foto: Birte Möller

In der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache am Dortmunder Hauptbahnhof ist die Ausstellung “Ohne zu zögern. Varian Fry: Berlin-Marseille-New York“ für Besucher offen. Das Aktive Museum Faschismus und Widerstand in Berlin organisierte die Ausstellung ursprünglich für die Akademie der Künste in Berlin. Als Wanderausstellung macht sie jetzt in Dortmund noch bis Mitte Januar Station, ehe sie nach Paris weiterzieht. Die Ausstellung umfasst zahlreiche Dokumente und Fotos aus der Zeit Varian Frys und auch Hörproben von Erlebnis- und Erfahrungsberichten.

Lebensretter im Alter von 32 Jahren

1935, im Alter von nur 27 Jahren, reiste Fry zum ersten Mal als Korrespondent nach Deutschland. Der Harvard Absolvent sprach mehrere Sprachen und im Zuge seiner Reise nach Berlin erkannte er die Gefahren des Nazi Regimes für die jüdische Bevölkerung. Mit Spenden in Höhe von knapp 3400 Dollar und

Im Rahmen der Ausstellung werden die Geschichten der einzelnen Flüchtlinge erzählt. Foto: Birte Möller

Im Rahmen der Ausstellung werden die Geschichten der einzelnen Flüchtlinge erzählt. Foto: Birte Möller

einer Liste mit 40 Namen im Gepäck reiste Fry 1940 erneut nach Europa, mit dem Auftrag diesen 40 besonders gefährdeten Flüchtlingen bei der Ausreise aus Südfrankreich zu helfen. Unter dem Deckmantel der ERC baute Fry ein Flüchtlingsnetzwerk auf, das 1800 Menschen die Flucht ermöglichte. Los ging es zunächst zu Fuß über die Pyrenäen ins politisch neutrale Spanien, weiter nach Lissabon und von da aus auf einem Schiff nach New York. Während die Flüchtlinge den langen Fußmarsch in die Freiheit antraten, fiel Fry die Aufgabe zu, das Gepäck im Zug über die Spanische Grenze zu bringen. Als Bürger Amerikas, was damals noch neutral war, konnte er als einziger gefahrlos die Grenze überqueren. „Niemand schien sich über die große Anzahl an Gepäckstücken, 17 an der Zahl, zu wundern“, so Schriftsteller Manfred Flügge, der mit seinem Vortrag die Ausstellung offiziell eröffnete. „Die Flüchtlinge gehörten zum größten Teil den Künstler- und Intellektuellenkreisen an und gerade die weiblichen Flüchtlinge hatten nicht gerade sparsam für die große Reise gepackt.“

Fehlende Anerkennung zu Lebzeiten

Nach seiner Rückkehr in die USA war Fry einer der ersten, die auf den Holocaust und den Völkermord hinwiesen, als es noch keine Beweise gab. Zu Lebzeiten genoss Fry keinerlei Anerkennung für seine Taten und war sowohl in den USA als auch in Europa gänzlich unbekannt. Erst 1967, ein halbes Jahr vor seinem Tod, wurde Fry von der

Seit 1997 gibt es die Varian-Fry-Straße in Berlin. Foto: Birte Möller

Seit 1997 gibt es die Varian-Fry-Straße in Berlin. Foto: Birte Möller

französischen Regierung in die Ehrenlegion aufgenommen. Es sollte die einzige Anerkennung sein, die Varian Fry vor seinem Tod erhält. In Deutschland ist Fry, trotz seines Engagements zur Hilfe von Flüchtlingen,  so gut wie unbekannt, doch seit 1997 gibt es in Berlin eine ‚Varian-Fry-Straße‘. „Nach ihrer Ankunft in New York hatten die meisten der Flüchtlinge oft dringendere Sorgen, als ihrem Fluchthelfer öffentliche Anerkennung zukommen zu lassen“, so Flügge. „Viele von Ihnen erinnerten sich nach Kriegsende oft gar nicht mehr an den Namen des Mannes, der ihnen damals zur Flucht verholfen hat und damit sein eigenes Leben aufs Spiel setze.“ Fry starb 1967 im Alter von nur 59 Jahren.

Ausstellung läuft noch bis Mitte Januar

Neben der Dauerausstellung “Widerstand und Verfolgung in Dortmund von 1933 bis 1945“ zeigt das Dortmunder Stadtarchiv die Varian Fry Ausstellung täglich von 10-17 Uhr in der alten Steinwache. Begleitend zur Ausstellung finden in regelmäßigen Abständen Vorträge und Diskussionen zum Leben und Werk von Varian Fry statt.

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