Festivalsommer 2017: Sicherheit geht vor

Der Festivalsommer hat begonnen, aber beim Festival-Besuch schwingt in diesem Jahr oft auch ein etwas flaues Gefühl mit. Das Attentat von Manchester, die Massenpanik beim Public-Viewing in Turin und zuletzt die Räumung von „Rock am Ring“ − diese aktuellen Ereignisse zeigen, dass das Thema Sicherheit für kommende Großveranstaltungen eine große Rolle spielt. Auch das „Juicy Beats“ passt seine Sicherheitsvorkehrungen an.

Wie die Sicherheit von Festivals in Zukunft gewährleistet werden kann, ist seit Montag, 12. Juni 2017, eines der großen Themen auf der Innenministerkonferenz der Länder. Unter Vorsitz von Sachsens Ministerpräsident Markus Ulbig (CDU) diskutieren die Politiker in Dresden, wie man die Zusammenarbeit zwischen den Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern für kommende Großveranstaltungen stärken kann. Auch Bundesinnenminister Thomas de Maiziére (CDU) betonte, dass dabei vor allem ein Ziel besonders wichtig sei: bundesweit einheitliche Sicherheitskonzepte.

Erfolgreiche Evakuierung bei „Rock am Ring“

Das Festivalgelände von Rock am Ring 2017, Foto: Andreas Lawen, Fotandi, lizenziert nach der Creative Commons Lizenz

Dass Sicherheitskonzepte funktionieren können, zeigt das Vorgehen beim größten deutschen Festival „Rock am Ring“ am ersten Juniwochenende. Das Festival war von den Veranstaltern auf Drängen der Polizei unterbrochen worden. Durch Lautsprecherdurchsagen sind die Besucher des Festivalgeländes am Nürburgring über die Hinweise informiert worden: „Wegen einer terroristischen Bedrohungslage wird das Festival für heute abgebrochen. Wir hoffen, dass es morgen weitergeht.“ Es wurde die Evakuierung der Festivalgäste eingeleitet, die größtenteils ruhig verlaufen ist. Laut Veranstalter war das Gelände rund 30 Minuten nach den Lautsprecherdurchsagen geräumt. Grund für die Bedenken der Polizei war, dass zwei Mitarbeiter eines Subunternehmens der salafistischen Szene angehört haben sollen. „Rock am Ring“ wurde am Samstag fortgesetzt, nachdem die Polizei die Veranstaltung wieder freigegeben hatte. Die Besucher ließen sich durch die zwischenzeitliche Unterbrechung auch nicht aus der Ruhe bringen. 

Nicht nur „Rock am Ring“ stand diesen Sommer wieder auf dem Plan − auch der Festivalsommer im Ruhrgebiet hat begonnen:

Sicherheit beim „Juicy Beats Festival“

Vom 28. bis zum 29. Juli 2017 ist der Westfalenpark wieder im Ausnahmezustand: Unter anderem Cro, Trailerpark und Alle Farben spielen in diesem Jahr auf unterschiedlichen Bühnen. Damit es aber gar nicht erst wie bei „Rock am Ring“ zu einer Sicherheitsunterbrechung kommt, arbeiten die Veranstalter „Kulturservice Ruhr“ eng mit der Polizei und der Stadt Dortmund zusammen. Martin Juhls vom Veranstaltungsunternehmen sagt: „Wir beobachten konstant und lernen aus den Ereignissen von anderen Veranstaltungen. Da passen wir unsere Arbeitsstrukturen natürlich an.“ Auch im vergangenen Jahr war das Thema Sicherheit schon aktuell. Das „Juicy Beats Festival“ startete kurz nach den Anschlägen von Ansbach und Nizza. Bei dem Nachbarfestival „Bochum Total“ hatte die Polizei kurzfristig Zufahrtsstraßen mit Einsatzwagen blockiert. So wollte man einen Anschlag wie in Nizza verhindern.

Wegen der neuesten Entwicklungen sei auch dieses Jahr das Sicherheitspersonal beim „Juicy Beats Festival“ noch einmal aufgestockt worden, sagt Juhls. „Wir können aber nicht jedes Detail verraten, weil es dann ja auch kein Sicherheitskonzept mehr wäre“, fügt er hinzu. „Wir arbeiten in enger Abstimmung mit der Polizei, den Rettungsdiensten und den beteiligten Behörden. Wir tun immer das aus unserer Sicht Bestmögliche. Bestimmte Gefährdungslagen, wie die der vergangenen Wochen, gehören aber vorrangig in den Aufgabenbereich der
Polizei, die in den letzten Jahren immer angemessen auch auf aktuelle Ereignisse reagiert hat.“ Auch dieses Jahr sind erneut keine Rucksäcke erlaubt, sondern die Besucher sollen auf kleine Bauchtaschen oder Jutebeutel ausweichen, da diese einfacher zu kontrollieren sind. Welche Hinweise die Besucher genau zu beachten haben, wird kurz vor dem Start des Festivals vom Veranstalter bekannt gegeben.

Mit diesen Tipps seid ihr beim 'Juice Beats' auf der sicheren Seite:
  • Keine Rucksäcke, besser sind kleine Bauchtaschen oder Jutebeutel
  • Es dürfen kein Dosen, Glas- oder Plastikflaschen mit auf das Gelände genommen werden
  • An- und Abreise am besten mit den öffentlichen Verkehrsmittel
  • Falls Euch etwas merkwürdiges auf dem Festivalgelände auffällt, dann meldet Euch bei den Sicherheitspersonal
  • Achtet auf eventuelle Lautsprecherdurchsagen

Wir sind kleiner als ‚Rock am Ring‘ und arbeiten mit vielen regionalen Unternehmen und festen Teams zusammen. Mit manchen davon seit 20 Jahren.

Trotzdem achten Suhls und sein Team auch bei der Organisation des „Juicy Beats“ auf die Probleme, die zu der Unterbrechung von „Rock am Ring“ geführt haben. Insgesamt ist Suhl aber zuversichtlich: „Das öffentliche Interesse am Thema Sicherheit bei Großveranstaltungen ist in NRW seit der Loveparade im Juli 2010 wahrscheinlich noch höher als in anderen Bundesländern.“ Sicherheitskonzepte für Großveranstaltungen seien seitdem immer wieder diskutiert und verbessert worden.

Erste Sicherheits-Konferenz in Dortmund
Der Blick wird auch weiter in Richtung Zukunft gerichtet: In Dortmund wird das Thema Sicherheit auf der ersten „Deutschen Sicherheits-Konferenz“ am Montag, den 13. November, thematisiert. Dort sollen sich Veranstalter von Großveranstaltungen auf die aktuellen Sicherheitsherausforderungen vorbereiten und sich über Sicherheitskonzepte informieren können, ihre Durchführung und das Vorgehen im Ernstfall sollen besprochen
werden. Bei der eintägigen Konferenz in den Westfalenhallen können sich bis zu 100 Betreiber von Eventlocations anmelden. 

Unterschiedliche Sicherheitskonzepte sind ein Problem, findet de Maiziére

Dass es zwischen den Bundesländern eventuelle Unterschiede in den Sicherheitskonzepten für Großveranstaltungen gibt, sieht Bundesinnenminister Thomas de Maiziére (CDU) problematisch: „Es darf in Deutschland nicht zwei Zonen unterschiedlicher Sicherheit geben.“, sagte er am Montag gegenüber dem ARD-Morgenmagazin. Es müsse eine Vernetzung der Computersysteme der Sicherheitsbehörden aller Bundesländer geben.

De Maiziére hatte im Vorfeld der Konferenz auch noch einmal seine Vorstellungen für die Fahndung nach Terroristen vorgestellt: In Bahnhöfen soll nach den Plänen von de Maiziére in Zukunft eine Gesichtserkennungs-Software installiert werden. Diese würde dafür sorgen, dass ein Alarm losgeht, sobald ein den Behörden bekannter Verdächtiger von einer Kamera erfasst würde. Einen Verstoß gegen die Grundrechte sei dabei gering, denn Bilder von Unbeteiligten würden laut Bundesinnenminister nicht festgehalten. 

Damit die Sicherheit in allen Ländern an die aktuelle Lage angepasst werden kann, hat Bundesinnenminister Thomas de Maiziére vor der Bundesinnenministerkonferenz noch einen weiteren Vorschlag vorgebracht: Den Sicherheitsbehörden soll die Möglichkeit gegeben werden, in bestimmten Situationen Zugriff auf den Massenger-Dienst zu bekommen. Dabei könnte eine Quellen-Telekommunikationsüberwachung (TKÜ) helfen. Laut dem Bundesinnenminister können die Behörden so Nachrichten auf den Mobilgeräten der Verdächtigen mitgelesen werden können, bevor sie verschlüsselt werden. Verdächtige sollen so schneller und einfacher überführt werden können.

Egal, auf welche Maßnahmen sich die Innenminister für die Zukunft einigen: Das ganz große erklärte Ziel ist die Terrorprävention, damit die Besucher in Zukunft wieder mit einem sicheren Gefühl zu großen Veranstaltungen gehen können.

 

Beitragsbild: Juicy Beats Presse, Arne Müseler

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert