Ja zum Klimawandel: ein neuer Trend?

Trumps Austritt aus dem Pariser Abkommen ist keine Folge mangelnder Selbstbeherrschung oder bloße Provokation: Es steckt mehr dahinter. Denn aus dem Klimawandel Profit zu schlagen, ist für einige Länder lukrativ. Auch in der Bundesrepublik outen sich bereits die ersten Klimawandel-Befürworter. Kein Wunder, dass bei all der Empörung über den US-Präsidenten auch andere Nachrichten schnell in den Hintergrund geraten: Die deutschen Klimaziele für 2020 sind inzwischen kaum noch erreichbar. Liegt die Förderung des Klimawandels im Trend?

US-Präsident Donald Trump gab am Donnerstag (1. Juni 2017) in Washington D.C. den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen bekannt. Damit stellt er sich gegen den Rat aus Wirtschaft und Wissenschaft – und gegen den Rest der Welt.

Das Pariser Klimaabkommen

Am 12. Dezember 2015 haben 196 Staaten – also fast die ganze Welt –  das Pariser Abkommen verabschiedet. Würde dieses konsequent umgesetzt, würde dies laut  der Bundeszentrale für politische Bildung den „Anfang vom Ende des fossilen Zeitalters“ bedeuten.

Durch das Pariser Abkommen sind dem Bundesumweltministerium zufolge alle beteiligten Staaten dazu verpflichtet, auf nationaler Ebene einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. In Paris haben sich die Länder auch auf gemeinsame Klimaschutz-Ziele geeinigt. Das wichtigste Ziel: Die Erderwärmung soll in den nächsten Jahrzehnten auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden. Um das zu erreichen, dürften in einigen Jahrzehnten nicht mehr klimaschädliche Gase ausgestoßen werden, als in der Atmosphäre abgebaut werden können.

Weitere Themen des Pariser Abkommens sind der Waldschutz, eine international abgestimmte Regulierung der Kohlenstoffmärkte und Entwicklungshilfen, die vor allem Fortbildungen der Entwicklungsländer in Sachen Umweltschutz bedeuten.

Trump will ein neues Abkommen: Der Deal solle diesmal fair sein. Der US-Präsident sieht vor, dass eine neue Vereinbarung amerikanische Arbeiter mehr begünstigen solle. Die Deutsche Presse-Agentur bezeichnet Trumps Ausstieg als „tiefen Schlag gegen das internationale Regelwerk“. Die Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ schreibt, Trump setze sich über Apelle zahlreicher internationaler Verbündeter und über Großteile der US-Wirtschaft hinweg. Über den Austritt der USA aus dem Pariser Abkommen hat die Pflichtlektüre bereits am Freitag (2.Juni 2017) berichtet.

Deutschland erreicht Klimaziele vermutlich selbst nicht

Eine klare Sache: Für die Medien ist Trump der einzige Umweltsünder. Doch was ist eigentlich mit der deutschen Klimapolitik? Auch für Deutschland sind Ziele im Pariser Abkommen verankert. Werden sie erreicht? Vermutlich nicht. Die Bundesregierung hat sich vor zehn Jahren das Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen zwischen 1990 und 2020 um 40 Prozent  zu reduzieren. Aktuell steht die Senkung bei ziemlich mauen 28 Prozent, wie Spiegel-Online am Freitag (2. Juni 2017) berichtete. Deutschland bleibt also noch ein Zehntel der Zeit, um 30 Prozent der geplanten Reduktion von Emissionen umzusetzen.

Das geht schon – aber nur mit radikaler Umstellung: Experten des Umweltbundesamtes haben einen Plan aufgestellt, mit dem die Ziele noch erreicht werden könnten. So müsste ein gewöhnlicher Benziner zum Beispiel eine Autobahn-Maut von 6,5 Cent pro Kilometer zahlen. Vom Dortmunder Stadtzentrum nach Berlin wären das rund 31 Euro – ohne Spritkosten. (Zur Berechnung des Preises wurde die kürzeste Strecke zwischen den beiden Stadtzentren berechnet. Daraufhin wurde nur der Teil der Strecke, der auf der Autobahn befahren wird, mit dem Preis von 6,5 Cent multipliziert.)

Einige profitieren vom Austritt der USA

Der Austritt der USA aus dem Pariser Abkommen ist keine impulsive Handlung Trumps – es steckt mehr dahinter. Trumps Maßnahme lässt sich politisch einordnen, denn einige profitieren von einem neuen Kurs gegen den Klimaschutz.

In der Printausgabe Süddeutschen Zeitung liest es sich fast wie ein Konflikt zwischen Europa auf der einen und Russland und den USA auf der anderen Seite. Die unterschiedlichen Interessen beruhen auf Geografie und Wirtschaft: Die USA und Russland bauen auf fossile Brennstoffe. In Europa gibt es gar nicht genug Vorkommen von Öl, Gas und Kohle. Daher ist es für Europa vergleichsweise lukrativ, auf erneuerbare Energien umzusteigen und somit gleichzeitig den eigenen CO2-Ausstoß zu reduzieren. Für viele amerikanische Energie-Eliten bedeutet eine Regulierung der CO2-Emissionen Verluste in Milliardenhöhe. Laut Süddeutscher Zeitung haben einige davon sogar Trump zur Macht verholfen, stehen also mit ihm in Verbindung.

Auch Russland bindet sich nicht an das Pariser Abkommen: Präsident Wladimir Putin sagt, dass der Klimawandel nicht von Menschen gemacht sei. Der Mensch müsse sich an ihn anpassen. Russland finanziert seinen Staatshaushalt zu 40 Prozent über fossile Energien. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnet es als „Katastrophe“ für Russland, sollte keine fossile Energie mehr genutzt werden.

Klimawandel kann Wirtschaft sogar fördern

An einer Reduktion der Emissionen würde also sowohl in Russland, als auch in den USA der Wirtschaftszweig der fossilen Brennstoffe leiden. Das ist ein Grund für die beiden Nationen, das Pariser Abkommen abzulehnen. Aber damit nicht genug: Russlands Wirtschaft kann sogar vom Klimawandel profitieren – denn unter der Arktis wird rund ein Fünftel der globalen Öl- und Gasvorkommen vermutet. Diese Vermutung lockt russische Ölbohrer an. Doch wie legen sie den Schatz frei? Vielleicht löst sich das Problem der Öl- und Gasindustrie ja von selbst – durch den Klimawandel.

Auch in Deutschland trat am vergangenen Wochenende das Phänomen der Klimawandel-Befürworter auf. Nach Angaben von FAZ-Online fordert der konservative Berliner Kreis innerhalb der CDU in einer Erklärung das Ende der „moralischen Erpressung“ durch den Klimaschutz. Die Ziele des Pariser Abkommens seien ohnehin nicht erreichbar und die deutsche Politik solle sich an die neuen Gegebenheiten, die durch den Klimawandel entstehen, anpassen. Man solle weniger negativ auf die Folgen des Klimawandels blicken. Auch die Gruppe von CDU-Politkern erkennt Vorteile, wenn das Meereis schmilzt: Neben den Rohstoffen, die unter Eisplatten zum Vorschein kommen, sehen sie auch neue Fischfangmöglichkeiten und Handelsrouten, wenn die riesigen Platten aus Meereis verschwinden.

Doch nicht nur in der Politik ist der Klimawandel ein Thema. Auch im Kleinen wird darüber diskutiert: Viele Studierende der TU Dortmund haben eine klare Meinung dazu. Fast alle kritisieren den Klimawandel und sind dafür, gegen ihn vorzugehen:

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Beitragsbild: flickr.com / Lucie Provencher lizensiert nach Creative Commons

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