„Sei nicht für andere schön, sondern für dich!“

Egal ob Beauty, Lifestyle oder Reisen: In Deutschland gibt es inzwischen Blogger zu allen möglichen Themen, die die Menschen bewegen. Auch Soumia „Mia“ Misini ist Bloggerin. Doch die gebürtige Hagenerin bloggt über ein anderes Thema. Ein Thema, das ihr besonders am Herzen liegt und das in Deutschland häufig viel zu wenig Beachtung findet: Plus Size Mode und Body Positivity.

Dienstagnachmittag, 16.30 Uhr. In der Finca Bar Celona in Essen ist es noch relativ ruhig, kaum Gäste sind da. An einem kleinen Tisch sitzt Mia Misini. Vor ihr steht ein Teller mit Pommes und ein Glas Cola. Das Koffein brauche sie, erzählt sie später. Ihre kleine Tochter halte sie ganz schön auf Trab. Trotzdem wirkt sie sehr locker und entspannt. Vor allem lacht Mia und das sehr oft. Die 32-Jährige ist eine echte Frohnatur, die gerne erzählt. Angefangen beim Modemanagement Studium, das sie leider abbrechen musste, bis hin in die Gegenwart. Heute hat sie ihren Blog In Fat Style, in dem sie über schöne Mode für dicke Frauen bloggt. Im Interview mit der Pflichlektüre erzählt sie, wie damals alles angefangen hat.

Hallo Mia, du betreibst den Blog „In Fat Style“. Worum geht es da genau und was machst du?

Mein Blog hat zuallererst das Ziel, Mode für dicke Frauen zu präsentieren und zu zeigen, dass sich auch eine dicke Frau gut kleiden kann. Meiner Meinung nach sollte jede Frau ihren eigenen Stil ausleben können und auch dazu stehen.

Wie lange gibt es den Blog schon und was war der Auslöser dafür?

Den Blog habe ich 2011 gestartet. Angefangen hat alles, als ich in der Uni war. Alle anderen Mädels hatten einen echt tollen Stil und waren so toll gekleidet. Ich dagegen war die Dicke und konnte mich nicht so toll kleiden. Für meinen Stil gab es einfach nicht die entsprechende Kleidung. Alle anderen haben sich in ihrem Stil frei entfaltet, nur ich nicht, denn es gab ja nicht das entsprechende Angebot. Dann habe ich einfach mal angefangen nach Plus-Size-Kleidung zu googeln und bin auf einige amerikanische Plus-Size-Blogger gestoßen. Das hat mich einfach so inspiriert, dass ich beschlossen habe: Deutschland braucht das auch! Es ist nämlich so, dass Aussehen an sich immer schon eine Ausgrenzung ist und wenn du dich dann nicht gut kleiden kannst, ist das schon doof. Ich wollte einfach beweisen, dass du dich auch mit meiner Kleidergröße gut kleiden kannst. Egal wie dick man ist, jeder kann sich in der Szene ausleben, in der er gerne sein will und so seine Persönlichkeit entfalten.

Was unterscheidet deinen Blog von anderen Plus-Size-Blogs? Was ist das Besondere daran?

Mein Blog war einer der Ersten in Deutschland. Als ich damals angefangen habe, waren wir nur sechs Plus-Size-Blogger in Deutschland. Und im Gegensatz zu einigen anderen Bloggern lasse ich mich nicht durch Kooperationen mit bestimmten Firmen und Modemarken in eine Schiene drücken. In Fat Style hat seinen eigenen Stil und spiegelt auch ein wenig meinen Charakter wider. Ein wenig chaotisch, aber mit einem roten Faden.

Wie viel Zeit verwendest du darauf? Wie vereinbart sich das mit deinem Alltag?

Der Blog ist wirklich mein Hauptberuf und ich arbeite jeden Tag daran. Besonders Social Media ist wichtig, da gehen schon einmal 50 Prozent meiner Zeit drauf. Du musst da einfach immer aktiv bleiben, um im Gedächtnis der Leute zu bleiben und um selbst up to date zu sein. Wenn du nicht aktiv bist, verlierst du Klickzahlen und wirst auch vom Algorithmus bei Google oder Facebook benachteiligt. Am Blog selber arbeite ich etwa drei Stunden am Tag.

 

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Was bedeutet der Name deines Blogs?

In Fat Style bedeutet wörtlich übersetzt Im fetten Stil. Ich möchte einfach, dass das Wort „fett“ nicht mehr so negativ gesehen wird. Ich will die Angst von diesem Wort nehmen. Für mich ist „fett“ einfach nur eine Beschreibung, ein Adjektiv, mehr nicht.

Zusätzlich hatte ich bei der Namensgebung auch die Zeitschrift „In Style“ im Kopf. Ich hab da einfach das „Fat“ dazwischengesetzt und fertig. Ich blogge also über Mode für Fette.

Das klingt sehr interessant. Wie reagiert denn dein Umfeld auf deinen Blog?

Nun ja, es ist so: Viele, die nicht selbst Blogger sind, nehmen das Bloggen oft nicht ernst und halten das nicht für einen richtigen Beruf. Mein Umfeld kann mit dem Beruf „Bloggerin“ nicht ganz so viel anfangen. Wenn ich durch meinen Blog mal Modelaufträge bekomme, kann es schon mehr damit anfangen. Trotzdem halten die meisten das Bloggen immer noch für ein Hobby und nehmen das nicht ganz für voll. Es ist beim Bloggen nämlich wie bei anderen selbstständigen Berufen: Du investierst am Anfang ganz viel Zeit und Geld und erntest erst sehr spät. Genau das hat meine Familie auch am Anfang gesehen. Ich habe viel gearbeitet, hatte aber wenig Ertrag. Da haben die sich schon gefragt: Warum bekommst du nichts dafür? Trotzdem unterstützen sie mich, wo es nur geht. Mein Mann macht zum Beispiel seit zwei Jahren viele meiner Fotos und hilft mir bei technischen Fragen. Den Großteil der Arbeit mache ich natürlich immer noch selber.

Was genau muss man denn beachten, wenn man einen Blog starten will?

Als wichtigsten Tipp kann ich nur sagen: Du musst kritikfähig sein. Es gibt besonders im Netz einige schwarze Schafe und damit muss man umgehen können. Man muss dazu schon ein gewisses Selbstbewusstsein haben. Natürlich gibt es aber auch immer viel Zuspruch. Du schaffst es immer, jemanden zu inspirieren. Wer also einen Blog starten will, sollte einfach anfangen und schauen, ob es ihm  Spaß macht.

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Was genau empfiehlst du jungen Mädchen denn, um sich selber zu akzeptieren?

Die Zeit ist viel zu kurz, um sich wegen seines Aussehens verrückt zu machen. Ich sehe es ganz pragmatisch: Wenn du mit etwas ein Problem hast, löst du es entweder oder lebst damit. Genauso ist es mit dem Aussehen. Du solltest dich einfach selber akzeptieren. Schau einfach mal in den Spiegel und sag dir: Das ist toll an mir. Man sollte nicht für andere schön sein, sondern für sich selber. Das alles ist natürlich ein Prozess und jeder muss das für sich selbst lernen.

Zurück zum Bloggen. Hast du Kontakt mit anderen Bloggern?

Über Social Media lernt man natürlich immer mal wieder andere Blogger kennen. Manchmal auf speziellen Events. Zurzeit kooperiere ich mit einer anderen Bloggerin und wir machen gegenseitig Fotos voneinander. Dafür erwähnen wir uns dann gegenseitig auf Social Media.

Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?

Ich will immer weitermachen und den Blog auch größer machen. Es soll am besten eine Plattform für alle Frauen werden. Plus-Size-Mode soll auch dünne Frauen inspirieren können. Es wäre schön, wenn ich dann quasi ein Ein-Frau-Unternehmen hätte mit meinem kleinen Online-Wohnzimmer.

Danke für das Interview!

So findet ihr Mia auf Social Media

Beitragsbild: Nina Louwen

Bildergalerie: Mia Misini

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