Was tun gegen den inneren Schweinehund?


Es wird wieder ernst. Die vorlesungsfreie Zeit ist vorbei, die Lebkuchen, Schokoweihnachtsmänner und Chinaböller sind aus den Regalen verschwunden und ein Blick auf den Kalender löst Entsetzen aus. So bald geht die Klausurphase schon los? 

Hand aufs Herz: Wir alle haben doch nicht das geschafft, was wir uns über die Ferien vorgenommen haben. An Weihnachten ist sowieso Pause, dann war das Bett zu gemütlich, die Freunde aus der Heimat muss man auch treffen, von Silvester muss man sich schließlich erholen und auf einmal fängt die Uni wieder an. Die Lernzettel sind höchstens gerade angefangen, die Vokabeln schon längst vergessen, die Pflichtlektüre nicht zu Ende gelesen und die Hausarbeit ist auch nicht fertig geworden. Ganz zu schweigen von den Neujahrsvorsätzen, die wir heimlich schon wieder gebrochen haben. Was da ist, sind die Schuldgefühle.

Der innere Schweinehund scheint vor allem die Ferien zu lieben, in denen wir Zeit haben, all das zu tun was wir im Unialltag nicht geschafft haben und noch dringend tun müssten. Aber warum ist das so und was kann man dagegen tun? To-Do Listen schreiben? Sich Wecker stellen? Nein, sagt Gerd Wilbrink, Motivationscoach aus Dortmund: Motivation ist Kopfsache.

Klarheit über Ziele schaffen

„Eine Ursache dafür, dass wir uns nicht motivieren können, liegt darin, dass wir uns unklar über unsere Ziele sind“, sagt er. Diese unterscheiden sich von sogenannten Maßnahmen. „Wenn ich mir sage, dass ich in einem bestimmten Zeitraum einen bestimmten Stoff lerne, ist das eine Maßnahme“, erklärt er. Das Problem: sie motivieren nicht. Ein Ziel, also der ideale Zustand, den ich erreichen möchte, hingegen schon. So ist „den Schreibtisch aufräumen“ eine Maßnahme. Die Ordnung, die daraus entsteht, an der ich Freude habe, ist hingegen das Ziel. Viele würden aber nur die Maßnahmen sehen. Ein häufiges Problem.

Motivationscoach Gerd Wilbrink Bild: privat

80 Prozent der Menschen, die Wilbrink aufsuchen, klagen über fehlende Motivation. Oft kommt ihr Leben deshalb regelrecht ins Stocken. Die Lösung liegt für den Coach darin, sich bewusst zu machen, welche Ziele man hat. „Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen dem Ziel und der Begeisterung. Wenn ich ein Ziel habe, das mich begeistert, dann bin ich auch viel motivierter es anzugehen.“ Wer also von dem Gedanken begeistert ist, später in seinem Beruf erfolgreich und gefragt zu sein und daran Spaß zu haben, wird es auch leichter haben, dafür zu arbeiten.

Um von einem Ziel begeistert zu sein, muss man sich aber erst seine Begabungen bewusst machen, sagt Wilbrink. Wer sich also nicht mit Mathe beschäftigen will, aber Informatik studiert, der wird es viel schwerer haben, sich dabei zu motivieren. Deshalb ist es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, welcher Weg der richtige ist und wie man dabei seine Stärken nutzen kann.

Man muss gar nichts

Doch was ist, wenn man morgens aufwacht und einfach keine Lust hat, in die Uni zu fahren? Den Gedanken daran kann man sich alleine schon dadurch erleichtern, indem man sich mit dem Wort „Müssen“ auseinandersetzt. „Man muss nämlich gar nichts“, sagt Wilbrink. „Sie müssen auch nicht das studieren, was sie studieren.“ Dass man etwas tun muss, sei also ein Irrtum im Denken. Außerdem wirkt das Wort demotivierend. Wer sich morgens sagt „Ich muss zur Uni fahren“ hat dadurch eine viel negativere Einstellung als der, der sich denkt „Ich fahre zur Uni“. Also: Es kann helfen, das Wort einfach zu streichen. 

Und was motiviert die Studierenden am Campus, wenn grade alles andere verlockender ist, als sich an den Schreibtisch zu setzen? Wir haben nachgefragt:

In die Bib setzenFester TagesplanZeitdruckStudium muss Spaß machen
„Mich motiviert es, dass ich weiß, dass das Studium bald vorbei ist. Es hilft mir auch, mich in die Bibliothek zu setzen, weil da alle anderen auch lernen und wenn ich mir sage, dass ich abends frei habe, wenn ich tagsüber lerne.“

 

Hanna Rütter, 3. Semester Master, Lehramt Sonderpädagogik 

 „Ich lerne entweder in der Uni, weil ich da eigentlich keine andere Wahl habe als zu lernen. Oder ich mache mir einen festen Tagesplan, in dem ich mir die Zeit einteile und dann auch Pausen einplane, das klappt auch immer gut.“

 

Frank Wingendorf, 1. Semester, Wirtschaftingenieurwesen

„Zeitdruck ist für mich die beste Motivation, aber generell tue ich mich sehr schwer damit, mit dem Lernen anzufangen. Wenn ich dann aber erstmal drin bin, klappt es ganz gut.“ 

 

Annika Thoma, 3. Semester, Chemische Biologie

„Wichtig ist, dass man sich einen Studiengang aussucht, der einem Spaß macht. Ich denke, dann kommt die Motivation von alleine. Ich versuche immer, mit dem Lernen für Klausuren besonders früh anzufangen, das klappt immer ganz gut.“ 

 

Felix Fricke, 3. Semester, Bauingenieurwesen

Eins darf man bei allen Anstrengungen aber auch nicht vergessen: Sich einen oder zwei Tage Ruhe zu gönnen, ist vollkommen in Ordnung. „Man sollte einfach ehrlich zu sich sein“, sagt Wilbrink. „Macht mir das, was ich tue, Freude? Wer in dieser Frage unehrlich zu sich ist, der wird auch nur sehr schwer seine Ziele erreichen.“

Ob man sich die Tipps des Experten im Unialltag zu Herzen nimmt oder ob man sich nach ein paar Stunden lernen zur Belohnung lieber eine Folge der Lieblingsserie gönnt, muss aber wohl jeder für sich entscheiden.

Teaserbild: flickr.com/Günter Hentschel unter Verwendung der CreativeCommons-Lizenz

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