Weg damit – Wenn der Weihnachtsbaum vor die Tür gesetzt wird

Wenn die ersten Zweige braun werden und die Nadeln nur so fallen, dann heißt es: Tschüss, Weihnachtsbaum. Über die Festtage noch das liebste Fotomotiv wird er nun schmucklos aus dem Fenster geschmissen. Dann übernehmen die Mitarbeiter der Entsorgung Dortmund (EDG). Sie sammeln und entsorgen unsere ausrangierten Tannen und Fichten. Die Pflichtlektüre war auf Tour mit Wagen 1289. 

Dortmund an einem Samstagmorgen kurz vor sechs Uhr: Es schneit. Die leeren Straßen sind von einer dünnen Schneedecke bedeckt. Im Schein der Laternen sieht man die Flocken tanzen. Ein Wetter, das sich wohl nicht Wenige zu Weihnachten gewünscht hätten. Am Fest gab es stattdessen warme 8 Grad, grauen Himmel und Regen. Die Wetterfee scheint einen Hang zur Ironie zu haben. Wie anders könnte man sich sonst erklären, dass es ausgerechnet heute schneit: an dem Tag, an dem die Dortmunder ihre Weihnachtsbäume vor die Tür setzen.

Heinz Stockmanns Büro quillt an diesem Morgen beinahe über vor Männern und Frauen in neongelber Arbeitskleidung. Wegen des Schneefalls müssen jetzt neben den Tannenbaum-Sammlern auch die Mitarbeiter zur Straßenräumung ran. Der Revier-und Abfuhrplaner hat alle Hände voll zu tun. Seine Aufgabe: den Mitarbeitern ihre entsprechenden Gebiete zuteilen.
Den Mittelpunkt des Raumes bildet jedoch nicht Heinz Stockmanns Schreibtisch, sondern die Kaffeekanne.

Das Team von Wagen 1289 bei der Arbeit.

Insgesamt 84 Sammelgebiete

Für die Sammlung der Weihnachtsbäume sind insgesamt 79 Mitarbeiter zuständig. Diese werden auf 17 Sammelgebiete verteilt. Weitere 67 Sammelgebiete übernehmen karitative Einrichtungen, wie etwa Ortsgruppen des Jugendverbands „Die Falken“ oder die freiwillige Feuerwehr. Insgesamt werden also 84 Sammelgebiete abgedeckt.

Dirk Podwalski-Waschik, Patrick Weston und Stefan Richter sind heute in Benninghofen und Niederhofen unterwegs. Doch bevor es richtig losgeht, wird noch ein kurzer Zwischenstopp auf dem Westenhellweg eingelegt: Kaffee nachtanken. In den nächsten Stunden wird das Team von Wagen 1289 etwa 3,5 Tonnen Weihnachtsbäume einsammeln. Die Arbeit in der Kälte benötigt nicht nur Durchhaltevermögen, sondern ist vor allem auch körperlich höchst anstrengend.

Ohne Teamwork läuft nichts

Trotz Arbeit kommt der Spaß nicht zu kurz.

Diese Leistung merkt man den Dreien jedoch nicht an. Baum für Baum befördern die Männer in den Mülllader und wirken dabei nicht nur erstaunlich unangestrengt, sondern vor allem auch bemerkenswert gut gelaunt. Es wird viel gescherzt und gelacht. „Das Miteinander ist das A und O“, sagt Dirk. „Man muss auch mal das ein oder andere Späßchen machen können“. Dass es ohne Teamarbeit nicht geht, zeigt sich im Laufe der Schicht immer wieder. So packt Stefan, der eigentlich der Fahrer der Gruppe ist, fast genauso häufig mit an wie seine Kollegen. Diese unterstützen ihn dafür durch Zurufe: „Jetzt links!“ und „Fahr dort besser langsam, da ist nicht gestreut.“

 

Um etwa zehn Uhr wird es Zeit für die nächste Kaffeepause. Die hat sich das Team auch verdient. Mehr als die Hälfte ihres Sammelgebiets haben sie bereits abgearbeitet. Die eigentliche Herausforderung kommt aber erst noch: Der Müllwagen muss durch die engen Straßen der Wohngebiete manövriert werden. In der Bojerstraße etwa parken die Autos dicht an dicht auf beiden Straßenseiten und bilden so einen Engpass. Selbst mit Rückspiegeln und Rückfahrkamera ist das Manövrieren hier schwierig. Doch Dirk und Patrick geben von draußen genaue Anweisungen, sodass Stefan millimetergenau im Schritttempo an den Wagen vorbeilenken kann. Alleine würde er hier nicht durchkommen. 

Jeder der drei Kollegen entsorgt über eine Tonne Christbäume.

Die letzte Reise der Weihnachtsbäume

Ein Baum nach dem anderem wandert allmählich in den Müllwagen. Von kleinen Tannen in Blumentöpfen bis hin zu Bäumen, die über den Kopf der Sammler ragen. Alle Bäume sind natürlich abgeschmückt. Trotz immergrüner „Blätter“, wie es in einem wohlbekannten Weihnachtslied heißt, haben sie ihren weihnachtlichen Glanz verloren. Höchstens ein bisschen Lametta hängt noch trostlos zwischen den Zweigen. Weihnachten scheint endgültig vorbei.

 

Fakten rund um den Weihnachtsbaum
Von der Blaufichte über die Nobilistanne bis hin zur Rotfichte kaufen die Deutschen jährlich etwa 2,4 Millionen Weihnachtsbäume. Der beliebteste Baum ist die Nordmanntanne. Laut dem Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger macht sie etwa 80 Prozent des Marktanteils aus. Die wenigsten Bäume kommen direkt aus Deutschland selbst. Dänemarks Bäume sind Importschlager Nummer eins. Etwa 96 Prozent der Christbäume stammten 2015 aus unserem skandinavischem Nachbarland, so das Statistische Bundesamt. Die meisten Bäume, die von Deutschland exportiert werden, gehen in die Niederlande: etwa 3300 Stück.

Nach etwa sechs Stunden Arbeit ist auch der letzte Tannenbaum eingesammelt. Nun steht nur noch eine Station an: der Recyclinghof in Greve. Hier werden alle Bäume der Sammlung zwischengelagert. 352,37 Tonnen sind zusammengekommen. Von dort aus gehen die Bäume auf ihre allerletzte Reise. Entweder zur Deponie in Greve, wo auch unser Bio-Abfall landet, oder zum Biomasseheizkraftwerk in Recklinghausen, um dort zur Gewinnung von Strom- und Heizenergie verwendet zu werden.

Fahrer Stefan hat seinen Baum übrigens noch nicht abgeschmückt. Doch der EDG-Mitarbeiter hat natürlich nicht den Abholtermin verschwitzt. Sein Wohnzimmer ziert ein künstlicher Baum. „Ich denke nächstes Jahr, wenn meine kleine Tochter zwei Jahre alt ist, werden wir mal wieder einen Echten kaufen“, sagt Stefan. „Und den werden die Kollegen dann auch einsammeln.“

Weitere Abgabemöglichkeiten
Wer seinen Christbaum noch nicht vor die Tür gesetzt hat, der kann diesen bis zum 31. Januar gebührenfrei beim EDG-Betriebshof abgeben. Das Gelände an der Dechenstraße 23 hat von 8-17 Uhr geöffnet. Oder ihr gebt euren Baum an einem Recyclinghof ab. Deren Adressen findet ihr hier.

 

Teaser- und Beitragsbild: Miriam Jagdmann

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert