Ruhrgebietskrimi zum Mitmachen

Er ist pink, er ist unberechenbar und er hat schon wieder zugeschlagen. Sieben Tote in fünf Monaten, alle in der Innenstadt. Alles was der Mörder am Tatort hinterlässt ist eine Spielpuppe. Denn spielen, das ist seine Leidenschaft.
von Thomas Terhorst

krimitour1Es klingelt. Harry, ein Physikstudent aus England und leidenschaftlicher Hobbyagent öffnet die Tür der Einsatzzentrale in der Dortmund-Innenstadt. Doch keiner da, nur ein kleiner Briefumschlag. Aufgeregt versammeln sich Harry’s Polizeikollegen, denn sie ahnen, dass das Spiel nun begonnen hat. Doch anders als in jedem Spiel, erfindet heute Abend der Mörder seine eigenen Regeln. „Sucht die übergroßen Spielfiguren in der Innenstadt und beantwortet per Walkie-Talkie meine Fragen. Nur so könnt ihr mich fassen.“ Das ist die kurze Nachricht, die der Mörder auf dem Brief notiert hat. Bewaffnet mit dem ersten Hinweis und mit bunten Wasserpistolen machen sich die Hobbypolizisten auf den Weg in Dortmunds Innenstadt, um den Serientäter schnellstmöglich zu fangen.

Ausgedacht hat sich den Mitmach-Krimi Ute Iserloh. 2003 rief sie das Projekt „Kulturvergnügen“ ins Leben. Stadtführungen der ganz besonderen Art hat ihr kleines Kulturbüro direkt hinter dem Kaufhof seitdem zu bieten. Rolf O‘ Randi, der übrigens auch den Mörder spielt, hilft ihr dabei die kreativen Touren aus zuklügeln. In der Regel geht es bei all den Touren auch um die Geschichte des Ruhrgebiets. Mal erzählt ein Nachtwächter Geschichten aus dem Mittelalter, mal wird die lokale Bierbrauerei besichtigt. Doch die Krimi-Tour ist Ute Iserloh’s neuestes Projekt. Erst zum vierten Mal jagen Krimifans einen Killer durch die Straßen der Stadt.

Und die sind begeistert. So auch Susanne B., die mit ihren beiden Kindern zum ersten Mal teilnimmt. „Ich bin durch das Internet darauf gestoßen und wollte einfach mal was anderes machen als mit meinen beiden Kindern Freitagabends vor dem Fernseher sitzen.“ Auch Harry der Student aus England, der einen Freund besucht, ist voll zufrieden: „Auf diese Weise sehe ich Dortmund und lerne auch noch ein paar Leute kennen“.

Und genau darum geht es Ute Iserloh. Kultur erleben und sie greifbar machen, das ist das Motto dieser Tour, denn „es ist doch langweilig stundenlang einem Stadtführer hinterher zulaufen, der dich voll mit Daten pumpt“, meint die gelernte Kulturwissenschaftlerin. „Statt nur zuzuhören, muss man bei der Krimi-Tour aktiv werden.“ Das vermittelte Wissen wird direkt überprüft. In diesem Fall führt es zur Klärung eines Mordes.“ Gerade für Schulklassen dürfte diese Art von Stadtführungen interessant sein – pädagogisch sinnvoll ist es allemal. Aber auch für Studenten, die ganz neu in Dortmund sind, oder nicht wissen wohin man mit den angereisten Eltern, dürfte diese Tour Einiges bieten.

Für die zwölf Agenten an diesem Abend ist nach der Halbzeit erstmal „Mords-Verpflegung“ angesagt. Bei Blutwurst, Opferbier und Knacki’s wird zurück in der Zentrale darüber nachgedacht, wie man den Spielpuppenmörder in die Enge treiben will. Die Handschellen bereitgelegt wird das weitere Vorgehen besprochen. Wie das Spiel letztendlich ausgeht, das bleibt natürlich streng geheim.

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