Mit der Sonne um die Welt

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Bereits 2013 wurde ein Modell der Solar Impulse in den USA getestet. Foto: flickr.com/ Ed Mullin / Teaser: flickr.com/Narrow

Einmal um die Welt und das ganz ohne Treibstoff: Die beiden Schweizer Piloten Bertrand Piccard und André Borschberg haben genau das vor – und zwar mit einem Solarflugzeug. Ein spezielles Photovoltaik-System ermöglicht ihnen das Fliegen ohne Kerosin. Ein Experiment, das viel Aufmerksamkeit auf die zukünftige Nutzung erneuerbarer Energien lenkt. Aber wie realistisch ist das tatsächlich? Werden wir in hundert Jahren mit Solarflugzeugen in den Sommerurlaub nach Mallorca fliegen?

Innerhalb von 25 Flugtagen in fünf Monaten wollen die beiden Piloten eine Strecke von insgesamt 35.000 Kilometern hinter sich lassen. Am Montagmorgen hob André Borschberg im Cockpit der „Solar Impulse 2“ in Abu Dhabi ab – damit allerdings zwei Tage nach dem eigentlich geplanten Termin. Am Samstag hatte der Wind einen Strich durch die Rechnung der beiden Schweizer gemacht.

Kein Tropfen Kerosin wird für das Experiment benötigt. Die Energie für die vier Elektromotoren liefern 17.000 Solarzellen, die auf den 72 Meter langen Flügeln angebracht sind. Wer glaubt, dass die Solarzellen auf dem eigenen Hausdach genügend Energie für eine Weltumrundung erzeugen, liegt jedoch falsch. Zwischen den Solarzellen auf vielen Carports oder Hausdächern und den Solarzellen auf der“Solar Impulse 2″ gibt es einen erheblichen Unterschied.

Keine technischen Grenzen

Eine solche Aussicht werden die zwei Schweizer Piloten auf ihrer Reise sicherlich öfter haben. Foto: flickr.com/Daniel Hufeisen

Eine solche Aussicht werden die zwei Schweizer Piloten auf ihrer Reise sicherlich öfter haben. Foto: flickr.com/Daniel Hufeisen

„Auf dem Flugzeug handelt es sich um Hochleistungsmodelle“, erklärt Peter Deininger, Vorsitzender des Landesverbandes NRW der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie. Das heißt, der Wirkungsgrad der Solar-Panels liegt bei rund zwanzig Prozent  und ist somit deutlich höher als bei Solarzellen auf Dächern, die nur einen Wirkungsgrad von 14 Prozent aufweisen. Der Wirkungsgrad zeigt an, wie viel der einfallenden Sonnenenergie in elektrische Leistung umgewandelt werden kann. Auf den Flügeln des Flugzeuges wird daher weitaus mehr Energie erzeugt.

Solarspeicher sorgen dafür, dass das „Solar Impulse 2“ sogar in der Nacht durchfliegen kann. Tagsüber steigt es daher bis auf 8500 Meter, um die volle Kraft der Sonne auszuschöpfen, nachts sinkt es auf eine Höhe von 1500 Metern. Vor technische Grenzen werden die beiden Piloten also nicht gestellt.

Schlechte Aussichten für den Passagierverkehr

Bei gleicher Spannweite wiegt das „Solar Impulse 2“ 150-mal weniger als der Superjumbo A380. Und genau beim Gewicht sieht Peter Deininger, Vorsitzender des Landesverbandes NRW der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie, den Knackpunkt: „Jedes Kilo mehr verbraucht mehr Energie.“ Bei einem einzigen Piloten ist das möglich, mit Passagieren steigt die Belastung an. Deshalb glaubt er nicht, dass Passagierflugzeuge mit Solarenergie betrieben werden können. „Die Gegengewichte sind problematisch.“

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Solarparks gibt es inzwischen in viele Ländern – wie hier in der Ukraine. Foto: flickr.com/ Activ Solar

Bei mobilen Fahrzeugen wie Autos oder Schiffen kann Solarenergie in Kombination mit anderen erneuerbaren Energien oder Treibstoff verwendet werden, aber „in der Luft ist tanken im Notfall nicht möglich“. Das heißt aber nicht, dass Peter Deininger die Möglichkeiten der Solarenergie im Luftverkehr ganz abschreibt.

Für den Stromverbrauch an Bord biete sich diese nämlich hervorragend an und sei dazu auch relativ kurzfristig umsetzbar. Für den gesamten Antrieb eines Flugzeuges sei das seiner Meinung nach auch in weiterer Zukunft unmöglich. In den Sommerurlaub geht es also erst einmal ohne Solarenergie, aber vielleicht liefert die Sonne bald den Strom für die Klimaanlage an Bord.

Mit dem Rekordversuch wollen die beiden Schweizer für erneuerbare Energien werben. „Wir wollen unsere Vision einer sauberen Zukunft teilen“, sagt André Borschenberg nach Medienangaben vor dem Start. Aber die neuen Technologien sollen nicht nur Ressourcen bewahren, sondern auch neue Arbeitsplätze und wirtschaftliches Wachstum schaffen. Das Projekt soll das Potential der erneuerbaren Energien verdeutlichen und die Welt inspirieren, mehr in diesen Bereich zu setzen. Piccard erklärte dem US-Magazin: „Die Astronauten der Apollo-Mission flogen auch nicht zum Mond, um dort Hotels zu eröffnen oder Geld zu verdienen. Sie wollten die Welt inspirieren. Das wollen wir auch.“

Erster Halt: Oman

In zwölf Etappen soll die Erdumrundung erfolgen. Den ersten Stopp macht das Flugzeug im 400 Kilometer entfernten Maskat, der Hauptstadt des Oman. Zwölf Stunden sind für diese Reise eingeplant. Danach geht es weiter in Richtung Osten, nach Indien, über China, die USA und zurück nach Abu Dhabi. Die größten Herausforderungen der Reise stellen die Überquerung des Pazifiks und Atlantiks dar. Die Karte zeigt Etappen und Route im Überblick:

Rund fünf Tage dauert die Überquerung der Ozeane  – und diese ist der jeweilige Pilot jeweils allein unterwegs, denn in dem Flugzeug ist nur Platz für einen der beiden Schweizer. Deshalb wechseln sich die beiden Piloten ab. Über Monate haben sich Borschberg und Piccard in Flugsimulatoren auf das Projekt vorbereitet. So sollen beispielsweise zwei Stunden Schlaf pro Tag ausreichen. Eine Autopilot-Funktion, eine Toilette und genügend Platz zum Hinlegen und Trainieren unterstützen die beiden Schweizer bei dem Flug über die Weltmeere. 

Eine großer Schritt für die Menschheit

Bertrand Piccard und André Borschberg werden am Boden von 130 Mitarbeitern in der Kontrollzentrale in Monaco unterstützt. Schon beim Start mussten zwei Helfer ganz besondere Starthilfe leisten:

Zwölf Jahre Forschung liegen bereits vor dem Projekt.  Der 62-jährige André Boschberg ist ehemaliger Militärpilot. Bertrand Piccard stammt aus einer Schweizer Abenteurer- und Forscherfamilie. Der Entdeckungsdrang wurde ihm somit in die Wiege gelegt, denn sein Großvater erreichte mit einem Heißluftballon die Stratosphäre und sein Vater stellte einen Tieftauchrekord im Marianengraben auf. Auch der 57-jährige Bertrand Piccard selbst ist bereits erfahren, wenn es um Weltrekorde geht. 1999 umflog er als erster Mensch die Welt mit einem Heißluftballon. 

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