Einmal pusten bitte: TU-Prof entwickelt Cannabis-Detektor

Cannabis

Jeder, der schon mal im Straßenverkehr zum Alkoholtest gebeten wurde, kennt den Satz: „Einmal kräftig pusten bitte.“ Unsere Atemluft könnte bald aber mehr als den Alkoholpegel verraten. Denn TU-Wissenschaftler haben jetzt ein Testgerät entwickelt, das innerhalb von Sekunden auch den Konsum von Cannabis nachweisen kann.

Die Idee für den „Cannabis-Detektor“ kommt von Oliver Kayser, dem Dekan der Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen an der TU Dortmund. Gemeinsam mit Dr. Wolfgang Vautz vom Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften und einigen Kollegen hat er drei Jahre lang an dem Testgerät gearbeitet. Es soll eine einfache Alternative zu den herkömmlichen Drogentests mit Speichel-, Blut- und Urinproben sein. Denn diese sind nicht nur zeitintensiv sondern auch teuer. 

Drei Jahre hat die Entwicklung des Cannabis-Detektors gedauert

Drei Jahre hat die Entwicklung des Cannabis-Detektors gedauert

Wie funktioniert’s?

Der Detektor sortiert die Stoffe in der Atemluft nach Form und Größe. Das passiert mit einer besonderen Analysentechnik, der „Ionenmobilitäts-Spektrometrie“.
Je nachdem, welche Stoffe sich in der Atemluft befinden, erkennt das System gewisse Muster wieder. Mit dieser Technik konnten die Forscher eine Software entwickeln, die 12 Bestandteile von Cannabis nachweist – darunter auch den berauschenden Wirkstoff 
THC (Tetrahydrocannabinol).
Auch nach vier bis fünf Stunden kann das Gerät die eingenommenen Stoffe noch erkennen. Hierbei ist es egal ob als Joint oder als Hasch-Cookie – der Detektor erkennt Cannabis in jeder Form. Laut Vautz sind die Ergebnisse zuverlässig: „Bei den bisherigen Tests haben wir eine fast 100-prozentige Erfolgsquote.“
 
In diesem Video zeigt Wissenschaftler Dr. Vautz, wie man den Detektor benutzt:
 

 

Warum ist so ein Drogen-Test wichtig?

Dass der Einsatz eines solchen Drogen-Tests sinnvoll sein könnte, zeigen die Statistiken des Kraftfahrt-Bundesamts: Die Zahl der Menschen, die unter Einfluss von illegalen Drogen am Steuer erwischt wurden, hat sich versechsfacht. Im Jahr 2000 waren es noch rund 6000 Delikte, 2014 waren es bereits 36.000. Dabei wurde nicht nur Cannabis berücksichtigt, sondern auch andere Drogen wie Heroin und Amphetamine.
Mit Alkohol am Steuer sieht es anders aus: Seit 2000 ist die Zahl der aufgedeckten Fälle extrem gesunken. Damals wurden noch 214.000 Leute im Jahr betrunken beim Fahren erwischt – 2014 nur noch etwas mehr als halb so viele.

Drogendelikte im Straßenverkehr

 diagramm

Wo und wie könnte das Cannabis-Testgerät zum Einsatz kommen?

Besonders für die Polizei könnte das Gerät interessant sein. Während es entwickelt wurde, gab es bereits Kooperationen mit Polizeibehörden in Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. Bei einem Reggae-Festival in Niedersachsen kam der Detektor schon zum Probe-Einsatz mit Freiwilligen. Das Ergebnis: Rund 90 Prozent der getesteten Besucher hatten Cannabis konsumiert.
Bis das Gerät bei regulären Polizeikontrollen verwendet wird, kann es laut Vautz aber noch ein Jahr dauern. Zunächst muss es erst gründlich getestet werden.

Ob wir auch in NRW bald ins Cannabis-Testgerät pusten werden, entscheidet das Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste in Duisburg (LZPD). Zurzeit setzt die Polizei in NRW auf Urin- und Speicheltests. Deren Sicherheit sei jahrelang erprobt worden, erklärt Nadine Perske, Pressesprecherin der LZPD. Dem neuen Detektor gegenüber zeigt sie sich zögerlich. „Grundsätzlich schauen wir uns den Markt der neuen technischen Entwicklungen an.“ Zunächst wolle man den Einsatz des neuen Detektors allerdings erst einmal in anderen Bundesländern beobachten.

Auch Ärzte könnten von dem Dortmunder Drogentest profitieren. Denn mit Hilfe des Gerätes könnten sie zum Beispiel in der Notaufnahme schnell herausfinden, ob ein bewusstloser Patient Cannabis konsumiert hat. Das würde die Diagnose erleichtern.

 

Fotocredits: pflichtlektüre, do1.tv

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