Wo bleibt der Sommer?
Besuch beim Uni-Wettermann

Wetterstation

Verdient dieser Sommer wirklich seinen Namen? Besonders im Süden gab es Überschwemmungen, Festivals in ganz Deutschland versanken im Matsch und in Teilen Nordrhein-Westfalens kamen tischtennisballgroße Hagelkörner vom Himmel. So hart hat es Dortmund nicht getroffen. Fast alle Werte, die die Wetterstation auf dem Campus gemessen hat, sind im Normalbereich. Aber einer fällt aus dem Rahmen. 

Festival-Absagen wegen Gewittern, Tote bei Überschwemmungen. Das Wetter ist in diesem Sommer wechselhaft und ändert sich manchmal sogar innerhalb eines Tages von einem Extrem ins andere. Im Internet lassen die Nutzer*innen ihren Frust ab. Mal ist ihnen zu heiß, dann zu nass und zu stürmisch. Manche berichten von schweren Unwettern:

Die Wetterstation auf dem Campus hat im Juni weitestgehend durchschnittliche Werte gemessen. Der Geograph Herbert Lüftner betreut die Station und sagt, dass die Temperaturen im Juni normal gewesen  seien und es ein kleines bisschen mehr geregnet habe. „Da ist eigentlich alles im grünen Bereich“, sagt Lüftner. Aber weil die Luftfeuchtigkeit durchgehend sehr hoch war, fast immer über 90 Prozent, habe sich das Wetter sehr schwül und dadurch extrem angefühlt. Dazu kommt, dass eine Wetterlage momentan nicht sehr lange hält.

Die Wetterstation auf dem Campus
Seit 1995 betreut der Geograph Herbert Lüftner die Wetterstation der TU. An dem zehn Meter hohen Mast sind Geräte befestigt, die Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windrichtung, Windgeschwindigkeit und Niederschlagsmenge messen. Seit 2006 ist die Station eine von 500 in Deutschland im Netz der MeteoGroup, einem der größten Dienstleister für Wettervorhersagen. Dadurch werden die Werte vom Campus auch in die Prognosen im Fernsehen eingerechnet. Außerdem werden die Daten für Forschung und Lehre genutzt.

Wie kommt das aktuelle Wetter zustande?

Das Wetter im Moment sei keine direkte Folge des Klimawandels, sagt Herbert Lüftner. Aber: „Was man sagen kann, ist, dass sich ungewöhnliche Ereignisse häufen.“ Zum Beispiel Trockenperioden mit viel zu wenig Regen oder Starkregen, Hagel und Tornados. Ein solches extremes und sehr lokales Wetterereignis hat Dortmund zum Beispiel im Juli 2008 erlebt. Innerhalb von drei Stunden fielen über 200 Liter Regen pro Quadratmeter, das ist ungefähr doppelt so viel wie sonst im ganzen Monat. Die Temperaturen sanken an diesem Nachmittag von knapp 30 auf gut 16 Grad Celsius. Die Wetterstationen in Dortmunds Nachbarstädten bekamen davon nichts mit, dort regnete es ganz normale Mengen. „Das ist fast wie russisches Roulette, es kann uns jederzeit wieder treffen“, sagt Lüftner.

Wetterstation 2

Die Wetterstation steht auf dem Forschungsfreigelände der Uni.

Vorhersagen für den Sommer sind schwierig

Wann das passieren wird, ist kaum vorherzusagen. Eine Prognose für die nächsten Monate würden sich aber viele Menschen wünschen. Bekommen wir noch einen Sommer, der seinen Namen so richtig verdient? Wahrscheinlich ja, gibt der Deutsche Wetterdienst in seinem aktuellen Jahreszeitentrend an. Der Sommer werde im Vergleich zum langjährigen Klimamittel zu gut 50 Prozent warm, zu ungefähr 33 Prozent mittel und zu ungefähr 17 Prozent kalt ausfallen.  

Diese Werte basieren aber nur auf Beobachtungen der vergangenen Jahre, die Unsicherheit ist sehr hoch. Herbert Lüftner:  „Eine Berechnung ist nicht seriös möglich, das ist alles in Bewegung und kann sich ruck-zuck ändern.“ Erst drei Tage im Voraus seien wirklich zuverlässige Prognosen möglich. Momentan spricht also nichts dafür, dass auch das „Juicy Beats“ in knapp vier Wochen im Matsch versinken könnte – um aber ganz sicher zu sein, sollten die Festival-Begeisterten kurz vorher noch einmal in der Vorhersage der Wetterstation auf dem Campus nachschauen.

Teaser- und Beitragsbilder: Anne Palka

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