Duell am Donnerstag: Cola oder Cola light?


Der allt
ägliche Streit am Kühlregal: Während Katrin Wrobel zur normalen Cola greift, schwört Marie-Christine Spies auf Cola light. Dass ein Softdrink die Gemüter so erhitzen kann, wirkt erst einmal abstrus. Es lohnt sich jedoch, bei den beiden Sorten einmal genauer hinzuschauen. Was schadet der Gesundheit mehr – Zucker oder synthetische Süßstoffe?

„Mit Cola light betrügen wir uns selbst“, 

findet Katrin Wrobel.

Kein Zucker und keine Kalorien. So kann man es auf dem Flaschenetikett von Cola light nachlesen. Klingt fast schon gesund, oder? So möchte Coca Cola uns das zumindest vermitteln. Cola light soll unser schlechtes Gewissen beruhigen und uns zum Kauf verführen. Dass wir uns damit letzten Endes selbst betrügen, interessiert die Firma herzlich wenig.

Keine Kalorien? Denkste!

Denn statt unsere Ernährung langfristig umzustellen, gaukeln wir uns mit light-Produkten vor, uns gar nicht so ungesund zu ernähren. Wir sparen damit ja schließlich Kalorien ein! Da können wir uns im Anschluss ruhig zusätzlich eine Pommes oder ein Stück Torte genehmigen. Und schwupps – haben wir die Kalorien längst wieder eingeholt. Und nicht nur aus psychologischer, sondern auch aus biologischer Sicht stehen light-Getränke im Verdacht, eine wahre Kalorienfalle zu sein. Die Theorie dahinter: Durch die künstlichen Süßstoffe der light-Produkte stellt sich der Körper auf Zucker ein. Er schüttet das Hormon Insulin aus, um den Zucker abzubauen. Weil jedoch keiner ankommt, baut das Insulin stattdessen Blutzucker ab. Das führt zu Unterzuckerung. Wir bekommen Heißhunger und essen den Tag über mehr. Wissenschaftlich belegt ist diese Theorie beim Menschen bislang zwar noch nicht, in der Tierhaltung ist dieser Heißhunger-Effekt jedoch schon seit Jahrzehnten bekannt: So wird Schweinen zum Beispiel künstlicher Süßstoff ins Futter gegeben, um sie zu mästen.

Süßstoff? Dann doch lieber Zucker

Zu Denken geben jedoch auch die Süßstoffe an sich. Light-Getränke wie beispielsweise Cola light enthalten meist drei Süßstoffe: Acesulfam-K, Cyclamat und Aspartam. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit sind diese Süßstoffe in handelsüblichen Mengen unbedenklich. Aspartam ist jedoch umstritten: Einigen Studien zufolge soll der Stoff krebserregend sein. So stellten 2005 beispielsweise Forscher der Europäischen Ramazzini-Stiftung in Bologna anhand einer Langzeitstudie mit Ratten fest, dass Aspartam das Risiko für Hirntumore, Blut- und Nierenkrebs erhöhe. Über das Ergebnis wird in Fachkreisen heftig diskutiert, denn andere Studien widerlegen die These. Doch auch der zweite Süßstoff in Cola light – Cyclamat – ist umstritten. Während er in Europa zugelassen ist, sehen die Behörden in den USA das anders. Weil Cyclamat in einem Tierversuch Krebs auslöste und die Fruchtbarkeit verminderte, ist er dort verboten. 

Aber auch, wenn die drei Süßstoffe von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit einzeln geprüft und als unbedenklich eingestuft wurden – bislang gibt es keine Untersuchung darüber, wie sie zusammenwirken und ob sie in ihrer Kombination eventuell schädlich sind. Normalen Zucker nehmen Menschen im Gegensatz zu diesen chemischen Zusatzstoffen hingegen schon seit Jahrtausenden zu sich.

Wenn wir im Kühlregal demnächst also zur normalen Cola greifen, brauchen wir kein schlechtes Gewissen haben. Im Gegenteil: Wenn man schon Cola trinkt, braucht man sich dabei nicht selbst etwas vorzugaukeln. Und abgesehen davon, schmeckt normale Cola nunmal einfach besser.

„Die Hersteller halten, was sie versprechen: keine Kalorien“,

sagt Marie-Christine Spies.

Welcher Cola light-Trinker kennt sie nicht – Kommentare wie: „Die Stoffe darin sind doch krebserregend!“ oder: „Von dem Zeug bekommst du nur noch mehr Appetit!“. In 98 Prozent der Fälle lasse ich, als passionierte Light-Getränke-Konsumentin, diese Kurzvorträge einfach über mich ergehen − unkommentiert. Ab und an packt mich dann allerdings doch der Ehrgeiz und ich frage nach Belegen für diese Behauptungen. „Das habe ich irgendwann mal irgendwo gelesen“, lautet meist die Antwort. Exakt an diesem Punkt zeigt sich in meinen Augen eine gewisse Absurdität, der meisten wenig fundierten Cola light-Belehrungen. 

Ohne Zucker schmeckt besser

Ich trinke mal mehr Diät-Cola, mal weniger. Doch ganz verzichten möchte ich definitiv nicht. Das liegt vor allem an zwei Gründen: Dem Geschmack und der Kalorienanzahl. Zur „normalen“ Cola greife ich nie – vor allem, weil mir diese nach jahrelangem Light-Konsum überhaupt nicht mehr schmeckt. Bei einem der Hauptargumente für Cola light – keine Kalorien – gehe ich mit den Herstellern konform. Bereits der Blick auf die Nährwertangabe beweist: 100 Milliliter enthalten lediglich 0,2 Kilokalorien. Möglich machen das synthetische Süßstoffe. Also: Wenn schon ungesund (denn das sind beide Produkte in vielerlei Hinsicht), warum dann nicht wenigstens ohne Kalorien? Die „berühmten“ 40 Würfelzuckerstücken in einem Liter Cola spare ich mir lieber.

Streitpunkt Süßstoff

Für Diskussionen sorgen vor allem die langfristigen Auswirkungen der synthetischen Süßstoffe in Light-Getränken. Und auch ich möchte an dieser Stelle für Aspartam, Natriumcyclamat und Co. keine Lanze brechen. Trotzdem stellt sich die Frage, ob sie tatsächlich so schädlich sind, wie immer behauptet wird. Seit 1990 wird Aspartam in Lebensmitteln auf dem deutschen Markt verwendet. Weitaus länger werden die Folgen des Süßstoffes wissenschaftlich untersucht. Hier zeigt sich: Tests mit Ratten lassen sich nicht zweifelsohne auf den Menschen übertragen – oder sind gar nicht repräsentativ. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kam 2013 bei einer groß angelegten Risikobewertung zu dem Ergebnis, dass Aspartam völlig unbedenklich ist. Grundlage der EFSA-Auswertung waren alle bis dahin durchgeführten seriösen wissenschaftlichen Studien. Die Erklärung klingt plausibel: Aspartam besteht aus zwei Eiweißbausteinen, die jeder Mensch ohnehin täglich in weit größerer Menge mit der Nahrung aufnimmt. Diese Aminosäuren, Phenylalanin und Asparaginsäure, sind ebenfalls gesundheitlich risikolos. 

Wie für alle Zusatzstoffe wurde von der EU auch für Aspartam eine wissenschaftlich festgelegte Höchstaufnahmemenge herausgegeben. Diese liegt bei 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht am Tag. Um diesen Wert zu überschreiten, müsste ein Erwachsener weitaus mehr als zehn Liter Cola light am Tag trinken.

Dass eine solche Menge auf Dauer der Gesundheit schaden kann, muss wohl nicht durch eine weitere Studie belegt werden. Und so ist es mit der Diät-Cola, wie mit vielen Dingen im Leben: In Maßen bringt es einen (wahrscheinlich) nicht um.

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Foto: John/ flickr, lizenziert nach Creative Commons

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