Wer keinen Bock auf Mitläufer-Pop, Death Metal-Geschreie und stumpfe Techno-Mucke hat, für den gibt es was in der letzten Folge unserer Serie „Mein Abend im“. Denn es geht ins Dortmunder domicil, wo geplagte Ohren Live-Jazz genießen können.
Warme Luft schlägt mir aus dem Club des domicils entgegen, als ich die Schwingtür aufstoße. Der Raum ist von Live-Jazzmusik erfüllt. Auf der kleinen Bühne in einer Ecke des Raumes spielt die Opener-Band eine Session. Für das Solo des Saxophonisten gibt es von den Zuhörern Szenenapplaus. Sämtliche Tische sind belegt, ich stelle mich mit Blick auf die Bühne an die Bar und bestelle ein Bier. Um mich herum stehen Studenten aber auch Rentner. Die Kleidung variiert von Anzügen und Kleidern bis zu Turnschuhen und Baseballcaps. Ein bunt gemischtes Publikum hat sich eingefunden, um bei der wöchentlichen „Monday Night Session“ denen zuzuhören, die sich auf die Bühne trauen. Die Gespräche sind international; deutsche, englische und spanische Wortfetzen mischen sich unter die Musik.
Der Jazz entführt das Publikum in eine eigene Welt
Durch die schwarze Wände des kleinen Clubs, die gedämpfte Beleuchtung und Kerzen auf den Tischen ergibt sich eine besondere und intime Stimmung. Man sitzt und steht nah beieinander und hat das Gefühl, von der Außenwelt abgeschottet zu sein. Gemeinsam taucht man in eine eigene Welt ein: die Welt des Jazz. Dabei reagieren die Zuhörer ganz verschieden: Die eine genießt die Musik mit geschlossenen Augen, ein anderer trommelt begeistert mit den Händen im Takt auf den Tisch. Von einer ruhigen Ballade bis zu einem schnellen Bebop – viele Facetten des Jazz kann man montags live im domicil erleben.
Spannende Konstellationen und tolle Club-Atmosphäre
Der Programmleiter der „Monday Night Session“, Uwe Plath, kündigt ein Ensemble an, mit dem es eine Premiere im domicil gibt: ein für Jazz doch eher ungewöhnliches Fagott. „Das ist so ein Rohr, mit dem man Pfeile verschießt“, scherzt Plath und bittet das Publikum, den ein oder anderen falschen Ton zu verzeihen – die Gruppe performt zum ersten Mal zusammen auf einer Bühne und ist sichtlich nervös. Als sie loslegen, ist davon aber nichts mehr zu spüren, für ihre Musik und den Mut ernten sie reichlich Applaus.
Später am Abend wird später am Abend wilder durchgemischt. Jeder „Jazzer“ der will und sich auf die Bühne des überregional bekannten Jazzclubs traut, kann spielen. Das ist das besondere an der wöchentlichen Veranstaltung: es ergeben sich spannende Konstellationen von Musikern, die zuvor noch nie zusammen gespielt haben und doch harmonieren. Ob Jazzkenner oder nicht, die „Monday Night Session“ ist für jeden etwas: wirklich gute und abwechslungsreiche Musik in entspannter Atmosphäre. Das domicil hat schon einige zu Jazz-Fans werden lassen.
Infokasten: domicil
Das domicil hat drei Bereiche: die caffelounge (Cafe, Lounge, Bar), den Club und einen Konzertsaal. Neben der „Monday Night Session“ finden im domicil vor allem Konzerte statt. Dazu gibt es natürlich auch Partys wie die „Taxi Nights“: Diese Electronic Beats Party gibt es jeden zweiten und vierten Samstag im Club. Der Eintritt beträgt sechs Euro (AK).
„Monday Night Session“::
Eine Kooperation des domicils mit der Glen-Buschmann-Jazzakademie und ProJazz e.V.: Jeden Montag ab 20 Uhr, freier Eintritt
Getränkepreise im Club:
Pils (0,3) 2,30 Euro, alkoholfreie Getränke 2,30 Euro, Longdrinks ab 6 Euro.
Adresse:
Hansastr. 7-11
44137 Dortmund
Öffnungszeiten:
Montag – Donnerstag 18:00 – 1:00; Freitag 18:00 – 3:00; Samstag 11:00 – 3:00; Sonntag 11:00 – 1:00.
Text: Matti Hesse
Fotos (11): Elena Sansigre










