Protest vom Audimax auf die Straße verlagert

Zunächst sah alles nach Konfrontation aus: Am Freitag um 18 Uhr lief das Ultimatum des Rektors für die protestierenden Studenten in Duisburg und Essen aus. Die blieben zunächst im Audimax, zogen dann begleitet von einer Polizeihundertschaft in die Innenstadt.

Noch einmal stellte sich Rektor Radtke den streikenden Studenten.

Noch einmal stellte sich Rektor Radtke den streikenden Studenten. Fotos: Matti Hesse

Noch einmal betonte Rektor Radtke, die Haltung der Studenten etwa mit der Kritik am Bachelor-/Master-System in vielen Punkten zu teilen. „Doch jetzt muss ich sie bitten, den Raum komplett zu verlassen“, anderenfalls werde die Polizei das Hausrecht durchsetzen. Robin Wilharm, Mitorganisator des Studierendenprotests auf dem Duisburger Campus, betonte, dass es ab jetzt jedem selbst überlassen war zu gehen oder zu bleiben. „Wir wollten nicht, dass sich irgendjemand verpflichtet fühlt“. Er selbst ging, viele andere blieben.

Eilig wurde mit dem Rektor verhandelt, um doch noch ein Kulturprogramm im Audimax veranstalten zu dürfen. Dieser lenkte zwar ein, aber nur bis 19 Uhr. Als dann aber immer noch Studenten blieben, war es soweit: Einige Polizisten gingen hinein, um die Lage zu sondieren. Doch letztlich blieb alles friedlich.

Die Besetzung ist vorbei - die Studenten strömen auf die Straße.

Die Besetzung ist vorbei - die Studenten strömen auf die Straße.

Der angedrohte Polizeieinsatz blieb aus, niemand wurde herausgetragen. Die Studenten verließen, wie bereits zuvor in Essen, das besetzte Gebäude freiwillig – allerdings unter lautstarkem Protest. „Einige von uns wollten sich raustragen lassen“, berichtete eine Studentin. Aber aus Sorge davor, dass Einzelne statt passivem Protest Gewaltausschreitungen anstrebten, habe man sich für eine spontane Demonstration entschieden. „Das hat dann einfach mehr Sinn gemacht“, auch weil man sich so mit Essener Studenten treffen wollte, deren Besetzung ebenfalls in eine Demonstration gemündet war.

Lautstarker, aber friedlicher Protestzug

Über 200 Studenten zogen vom Duisburger Campus zum Hauptbahnhof.

Über 200 Studenten zogen vom Duisburger Campus zum Hauptbahnhof.

Viele der Studenten, die das Audimax bereits gegen 18 Uhr verlassen hatten, schlossen sich dem Demonstrationszug wieder an. In Begleitung einer Hundertschaft und mit lautstarken Parolen wie „Bildung für alle – und zwar umsonst“, ging es dann zum Hauptbahnhof. Auch hier blieb es, trotz einiger kritischer Momente, friedlich. Am Bahnhof war dann aber erst einmal Schluss, die über 200 Studenten wurden umstellt und durften nicht weiterziehen. Denn rechtlich sei die Demonstration, da nicht angemeldet, spätestens ab jetzt nicht einwandfrei. „Wenn die Studenten weiter wollen, müssen sie einen Verantwortlichen bestimmen und wir uns in einem Kooperationsgespräch über Wege unterhalten“, erklärte ein Sprecher der Polizei. Und das passierte dann auch. Verstärkt durch eine Reihe von Essener Studenten zog der Demonstrationszug in die Innenstadt und endete mit einer Abschlusskundgebung – lautstark aber friedlich.

„Wir haben noch nichts geschafft“, findet Wilharm, jetzt müsse es mit dem Bildungsstreik in der kommenden Woche weitergehen. Zwar sei der Protest weitgehend ein Erfolg gewesen, dennoch äußerte er sich auch selbstkritisch: „Wir haben es vielleicht nicht immer geschafft zu artikulieren, was wir wollen – nicht Gewalt, wir haben klare Forderungen“. Jetzt sei es an den anderen Ruhrunis nachzulegen, die Duisburger Studenten seien jedenfalls zur Unterstützung bereit. „Unser Motto ist ja: Die Ruhr brennt! Und das geht nur, wenn alle mitziehen.“

Fotos und Text: Matti Hesse

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