Terraforming – Aufbruch in neue Welten?

Am Mittwoch ist der dritte deutsche Astronaut zur Internationalen Raumstation ISS geflogen. Alexander Gerst soll dort bis zum 10. November forschen. Dann wird er – wie jeder Weltraumreisende vor ihm – auf die Erde zurückkehren. Doch das könnte sich in Zukunft ändern: Astronauten sollen im Weltraum heimisch werden, und statt menschengemachten Raumstationen ganze Himmelkörper bevölkern.

Es ist wohl der Traum aller Weltraumforscher dieser Erde: Von unserem Planeten wegzukommen. Aber nicht nur einmal zum Mond und zurück, sondern dauerhaft. Eine Kolonie auf einem anderen Planeten errichten – den Menschen in unserem Sonnensystem, in der Milchstraße, im ganzen All heimisch machen: Eine epische Aufgabe, die Unsterblichkeit verspricht.

Abnehmender Mond

Der Mond: Seit über 40 Jahren ohne menschlichen Besuch. Foto: flickr.com/33865012@N05, Teaserbild: flickr.com/47738026@N05

Doch wie soll das funktionieren, wenn selbst auf dem Mond, in Weltraum-Maßstäben praktisch unser Gartenhäuschen, seit 1972 keine Menschen mehr waren? Neben den Transportproblemen ist vor allem das Überleben auf anderen Himmelskörpern ein großes Problem. Weder auf dem Mond, noch auf irgendeinem Planeten unseres Sonnensystems kann der Mensch ohne Raumanzug existieren. Die Temperaturen schwanken zu stark, es gibt keine Atmosphäre, in der wir atmen könnten, und nicht zuletzt fehlen Pflanzen oder Tiere, die zur Ernährung einer menschlichen Kolonie nötig wären.

Wir bauen uns unsere eigene Welt

Hier kommt das Terraforming ins Spiel. Das Wort setzt sich zusammen aus dem lateinischen Wort für Erde – „terra“ und dem englischen „Forming“ zusammen. Frei übersetzt bedeutet es also „Umbildung zur Erde“. Es ist ein Überbegriff für Methoden, mit denen Planeten oder Asteroiden so verändert werden, dass Menschen dort überleben können.

Im Jahr 1991 stellte der amerikanische Planetenwissenschaftler Christopher McKay Richtwerte auf, die für das menschliche Leben nötig sind. Er untersuchte beispielsweise, wie die Temperatur und das Gasgemisch eines Planeten aussehen müssen, damit Menschen darauf existieren können. So geht er davon aus, dass die Durchschnittstemperatur zwischen 0 und 30 Grad schwanken muss, und die Atmosphäre bestimmte Anteile von Sauerstoff, Stickstoff und Kohlendioxid enthalten muss. Diese Richtwerte stellen die langfristigen Ziele eines ernsthaft betriebenen Terraformings dar.

Truman-Show oder Kometen-Beschuss?

Während die Ziele also recht gut umrissen sind, gibt es für deren Umsetzung mehrere Varianten. Die verhältnismäßig einfachste wäre das Para-Terraforming. Der griechische Wortteil „Para“ bedeutet hier in etwa „neben“. Bei dieser Art des Terraforming wird auf einem Planeten ein abgetrennter Bereich geschaffen. Ähnlich wie im Film „The Truman Show“ entsteht so eine „Welt in der Welt“, die völlig unabhängig von den äußeren Bedingungen existiert. In einer Konstruktion, die beispielsweise einer riesigen Messehalle ähneln würde, könnte man viel einfacher eine Atmosphäre aufbauen, als auf einem riesigen, unübersichtlichen Felsbrocken im All.

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Ein solcher Komet könnte mit Raketen-Triebwerken auf die Marsoberfläche gejagt werden und dort einschlagen. Foto: flickr.com/dlr_de

Doch es gibt noch eine andere, wesentlich spektakulärere Variante, die immer wieder für Terraforming in Betracht gezogen wird: Einen Kometen umzulenken. Mithilfe von Triebwerken, wie sie schon heute für Raketen benutzt werden, könnte man Kometen aus ihrer reglären Umlaufbahn herausschleudern. Ein Komet, der mithilfe dieser Triebwerke beispielsweise auf den Mars gelenkt würde, könnte dort unterirdisch gespeichertes Wasser freisetzen. Durch seinen Einschlag auf dem Planeten verdampft das Wasser und bildet dann eine Atmosphäre. Auf lange Sicht würde sich durch den entstehenden Treibhauseffekt die Temperatur auf dem Mars erhöhen. Außerdem kann diese einmal geschaffene Atmosphäre leichter modifiziert werden, um die Richtwerte des menschlichen Überlebens zu erreichen.

Erstmal auf dem Boden bleiben

Im Moment sind diese Überlegungen allerdings in der Praxis nicht umsetzbar. Das Paraterraforming wird dadurch verhindert, dass Reisen mit großen Lasten sehr aufwendig und teuer sind. Zum Aufbau einer künstlichen Hülle für einen separaten Lebensraum wären wohl viele Tonnen Material notwendig. Zum Vergleich: Auf seinen Flug zur ISS durfte Alexander Gerst gerade einmal 1,5 Kilo persönliches Gepäck mitnehmen.

Zum wesentlich spektakuläreren Umlenken von ganzen Kometen fehlt uns im Moment das technische Know How. Außerdem kann niemand die tatsächlichen Folgen eines Kometeneinschlags auf dem Mars abschätzen: Es wäre nämlich durchaus möglich, dass es auf dem Mars überhaupt kein Wasser gibt. Keiner weiß, welche Folgen eine gigantische Wolke aus Mars-Staub für uns auf der Erde hätte. Erst einmal wird der rote Planet im Moment vom Mars-Rover „Curiosity“ untersucht. Erst im Jahr 2023 will das niederländische Unternehmen MarsOne ein bemanntes Raumschiff zum Mars schicken.

 

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