Die Zukunft kommt per Zug

Bunte Vision: Der Science Express zeigt, wie die Zukunft aussehen könnte. Der Wissenschafts-Zug macht auch im Ruhrgebiet Halt. Foto: Franziska Weigt

Bunte Vision: Der Science Express zeigt, wie die Zukunft aussehen könnte. Fotos: Franziska Weigt

In diesem Jahr hat Bundesforschungsministerin Annette Schavan einen zweiten Job: Sie ist Bahnchefin.In der Fahrerkabine sitzt Peter Gruss, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft. Gemeinsam haben sie im April anlässlich des 10. Wissenschaftsjahres den „Science Express“ auf die Gleise gebracht. Sieben Monate lang reist der Sonderzug nun durch alle Bundesländer. In Essen macht er vom 10. bis 12. September Halt. pflichtlektüre online hat sich den Zug in Dortmund angeschaut.

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Jeder Waggon behandelt ein anderes Feld der Wissenschaft.

Ausgerechnet die Deutsche Bahn soll Fahrgäste von Dortmund in die Zukunft bringen? Na dann, einsteigen bitte: Die Kühle des klimatisierten ICE schlägt einem entgegen – obwohl fensterlos, ist es im Zug strahlendhell. Der klinisch weiße Innenraum wirkt steril, an der rechten Wand rattert eine Anzeigetafel der Bahn: Was kommt nach dem Öl? Bestimmen unsere Gene unsere Zukunft? Was werden unsere Werte noch wert sein? Sind wir bald allwissend?

Mama, was ist ein Retortenbaby?

Unbequeme Fragen sind hier erwünscht. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte zur Eröffnung alle Bürger auf, in diesem Zug Fragen zu stellen. „Mama, was ist ein Retortenbaby?“, will das kleine Mädchen wissen. Im ersten Waggon sind entlang eines Zahlenstrahl wissenschaftliche Meilensteine markiert: Entdeckung des AIDS-Erregers, erstes Retortenbaby, Google geht online. Die Mutter antwortet souverän. Wer hierher kommt ist interessierter Laie und mit den Grundaussagen der Ausstellung vertraut.

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In jedem Waggon überrascht den Besucher ein neues Design.

Endstation Ethik

Für Erwachsene sind vor allem das kreative Design der zwölf Waggons und die interaktiven Exponate spannend. Deren Handhabung ist zwar nur zum Teil selbst erklärend, das fördert aber durchaus die Kommunikation der Fahrgäste untereinander. Eine künstliche Hand, die auf Muskelbewegungen reagiert, ein Fahrcomputer, der den Treibstoffverbrauch analysiert, und magnetische Flüssigkeiten – die Zukunftstechnologien bieten genügend Gesprächsstoff.

Alle drei Sekunden ein neuer Erdenbewohner

Doch sind Wärmebildkameras an Flughäfen zur Seuchenprävention wirklich wünschenswert? Wie hoch ist der Preis den die Umwelt zahlt? Eine Anzeige gibt vor sekundengenau in Echtzeit den Ressourcenverbrauch der 6.782.597.571 Menschen auf der Erde zu zählen. Laut Hochrechnung kommen jede Sekunde drei Menschen hinzu. Solche ethischen Fragen werden in der Ausstellung zwar aufgeworfen, die Antwort muss sich jedoch jeder selbst suchen.

Als man am Ende wieder auf Gleis 26 hinaus tritt, in eine Stadt mit den ärmsten Menschen in NRW, gewinnt man allerdings das Gefühl, dass die Antwort auf diese Fragen nicht eilt.

Text: Franziska Weigt

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