Neue Konkurrenz für die Bahn

Fernbusse dürfen seit diesem Jahr wieder auf Deutschlands Straßen rollen. Damit sind sie die neuen Konkurrenten von Zugfahrten und Billig-Flügen. Jetzt wurde ein 80 Jahre altes Gesetz gekippt und ein spannendes Feld öffnet sich. Dabei mischen nicht nur neue Unternehmen wie Meinfernbus.de mit, auch alte Hasen wie zum Beispiel die Post wollen wieder Busse einsetzen.

Die Bahn will auch bald WLAN in den Zügen anbieten. Foto: Hartmut910/ pixelio.de.

Die Bahn will auch bald WLAN in den Zügen anbieten. Foto: Hartmut910/ pixelio.de, Teaserbild: Pressebereich / Meinfernbus.de

Die deutsche Bahn ist nicht mehr vor Konkurrenten geschützt. Das war nicht immer so. Ein Gesetz, das seit 2013 ungültig ist, hat es anderen Anbietern schwer gemacht neben den Zügen der deutschen Bahn Alternativen anzubieten. Die Ausnahmen waren zum Beispiel schlechte Zugverbindungen. Deshalb gab es schon immer Busreisen nach Berlin, weil die Hauptstadt bis 1989  keine Zuganfahrt aus dem Westen hatte. Diese und weitere Ausnahmen hat das Unternehmen Meinfernbus.de genutzt.

Seit April 2011 bietet das Unternehmen Busfahrten zwischen verschiedenen Regionen Deutschlands und sogar bis ins Ausland an. Anfangs wurden nur die Ausnahmen des Gesetzes genutzt, jetzt bereitet sich das Unternehmen für den Startschuss auf dem Wettbewerbsmarkt vor.

Drei Mal täglich fährt zum Beispiel ein Bus von Köln über Straßburg (Frankreich) nach Freiburg. Wenn man sich frühzeitig im Internet um einen Busplatz kümmert, kostet eine Fahrt 18 Euro. Falls alle Stricke reißen oder eine spontane Fahrt ansteht, bekommt man beim Busfahrer ein Ticket für rund 40 Euro. Wer sein Fahrrad mitnehmen will, der zahlt dann nochmal rund 10 Euro. Und oben drauf gibt es in jedem Bus gratis WLAN und für ein Mal zahlen, so viel Kaffee wie man möchte.

NRW ist wichtiges Startziel von Fernbusreisen

Das Ziel des Unternehmens: „Wir wollen der bekannteste Fernbusanbieter Deutschlands werden.“ Den Weg dorthin erklärt Florian Rabe von Meinfernbus.de: „Die Fahrten sind seit unserer Gründung immer mehr gefragt. Insgesamt hatten wir schon 200.000 Fahrgäste.“ Jetzt wolle das Unternehmen sein Netz ausweiten. „Die Städte in NRW sind dabei sehr spannend“, so Rabe weiter. Die junge Firma habe bereits zu Beginn des Jahres Anträge für die Fahrten innerhalb des Ruhrgebiets und NRW-weit gestellt. „Wir hoffen, dass sie in mindestens drei Monaten genehmigt sind und dann wollen wir mit dem Ausbau starten“, ist sich Rabe sicher. Dabei verspricht er, dass die Preise mindestens um die Hälfte günstiger sind als bei der Deutschen Bahn.

Aber nicht nur Unternehmen wie Meinfernbus.de finden die Ausweitung der Fernbusstrecken attraktiv. Auch bekannte Firmen wollen auf dem Markt aktiv werden. So zum Beispiel die Post: Ab 2014 will sie gelbe Postbusse in Deutschland fahren lassen und auch eine bessere Anbindung zwischen den Städten anbieten. Auch die Bahn hat ein Unternehmen, das mit Fernbusreisen nach Berlin wirbt.

Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofs. Von hier starten schon jetzt viele Fernreisebusse. Foto: Karsten Kaminski

Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofs. Von hier starten schon jetzt viele Fernreisebusse. Foto: Karsten Kaminski

Alte und neue Angebote, die den Markt sicherlich verändern werden. Das sieht auch der Fahrgastverband ProBahn so. Matthias Omen, Pressesprecher des Fahrgastverbandes, sieht die Entwicklung gespalten: „Auf der einen Art ist es gut, dass es einen stärkeren Wettbewerb gibt. Als damals die Billig-Flüge attraktiver wurden, sind gleichzeitig die Preise für Bahntickets gesunken.“

Nur billig reicht nicht

Aber ein Wettbewerbsmarkt beschränkt sich nicht nur auf den Preis von Dienstleistungen. Auch die Qualität sei wichtig, meint Omen von ProBahn: „Die neuen Unternehmen picken sich nur Teilaspekte raus und bieten gar keinen Reisekompakt-Service an. Bei der Deutschen Bahn beispielsweise gibt es bei Verspätungen Taxifahrten als Entschädigungen, bei Ausfällen sogar Hotelübernachtungen. Und was bietet ein Fernbusunternehmen? Nichts davon. Hauptsache, der Preis ist billig und das reicht nicht, um auf dem Markt stabil zu bleiben.“

Trotzdem gibt es Vorteile bei den Fernbussen wie WLAN, die Reaktion darauf: „WLAN ist nur ein kurzfristiger Vorteil. Die Busse sind ja hochmodern. Die deutsche Bahn bereitet sich auch darauf vor, dass in den Zügen WLAN für alle frei zugänglich ist.“

Im Frühjahr werden wir die ersten Anzeichen auf dem Reisemarkt beobachten können. Bis dahin sollten die meisten Anträge von Unternehmen vom Bundesverkehrsministerium abgesegnet sein.

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