Das Ruhrbarone-Magazin: ein Erfolg?

Stefan Laurin, Mitbegründer der „Ruhrbarone“, spricht im Interview mit pflichtlektuere.com über das Wagnis, einen Blog zum Magazin zu machen – ausgerechnet im Ruhrgebiet.

Herr Laurin, wer sind die Ruhrbarone?
Das sind Blogger aus dem Ruhrgebiet, fast alles Journalisten. Wir bloggen vor allem zu politischen und kulturellen Themen.

Dem Blog ist gerade das „Ruhrbarone-Magazin“ entsprungen – ein Experiment?
Ja, es ist ein Experiment. Allerdings haben wir nicht einfach den Blog abgedruckt. Die meisten Geschichten sind neu, zum Teil exklusiv. Das Heft ist nach dem Blog benannt, aber die wenigsten Texte sind schon im Internet erschienen.

Das Cover des Ruhrbarone-Hefts. Bild: rb

Das Cover des Ruhrbarone-Hefts. Bild: rb

Auf welchen Text hätten Sie nicht verzichten können?

Wir haben einen Skandal um die Linkspartei in Duisburg aufgedeckt. Das war eine große investigative Geschichte, an der drei Leute gearbeitet haben. Es sind die großen Artikel und Reportagen, die im Internet bisher untergingen.

Was noch?
Im Magazin konnten wir optisch opulent werden, auch mit schönen Fotostrecken. Und wir konnten uns austoben, auch in der Länge der Texte.

Im Editorial schreiben Sie, dass Medien im Ruhrgebiet nicht viel kosten dürfen, da Qualität kaum geschätzt werde. Das Heft kostet neun Euro – Wer kauft es?
Das sind zum Großteil die Leser des Blogs. Wer das genau ist, wissen wir nicht – wir haben keine Studien dazu. Ich glaube, es sind Leute, die gerne viel lesen und bereit sind, sich mit Themen auseinandersetzen.

Nennen Sie mal Zahlen.
Wir haben bislang 1500 Stück verkauft – mehr, als ich erwartet habe. Natürlich hätten wir gerne 100 000 Stück verkauft, aber uns war schon klar, dass das vor allem etwas für unsere Blog-Leser ist. Wir haben die Druckkosten rein und arbeiten kostendeckend.

Die Mitarbeiter verdienen dabei nichts.
Ja, das stimmt.

Blogger Stefan Laurin wollte vor allem "ein schönes Heft" machen. Bild: privat

Blogger Stefan Laurin wollte vor allem „ein schönes Heft“ machen. Bild: privat

Was motiviert sie dennoch ein 120 Seiten starkes Magazin zu produzieren?
Uns ging es vor allem darum, ein schönes Heft zu machen. Wir haben gezeigt, dass wir auch im Ruhrgebiet etwas extrem Hochwertiges herstellen können. Ob man irgendwann damit Geld verdienen kann, weiß ich nicht. Mir ist es wichtiger, Freiräume zu schaffen – unabhängig von ökonomischen Zwängen. Ich habe bei den Ruhrbaronen die ersten Texte geschrieben, die ein wenig satirisch waren. Da kann man sich eben ausprobieren.

Was ein wenig stört, sind…
tausende von Rechtschreibfehlern! Jaja, wir haben beim Lektorat geschlampt. Wir dachten das funktioniert einfach so. Naja, die Mitarbeiter haben keinen Pfennig gesehen, da hapert’s dann schon mal. Das wollen wir beim nächsten Mal unbedingt besser machen.

Gibt es ein nächstes Mal?
Wenn, dann im Herbst. Ich habe eine Idee für meinen Text und würde die gerne mit einem Fotografen umsetzen. Die Idee verrat ich natürlich nicht. Aber man kann das jetzt schon planen; andere Geschichten werden wieder aktuell und exklusiv sein.

Ihr Co-Pilot David Schraven ist dann von Bord. Er hat bei der WAZ angeheuert. Wie schwer wiegt der Weggang?
Die großen Geschichten werden fehlen. David ist nicht beliebig aufzufangen, da muss man sich nichts vormachen. Aber das ist nicht das Ende der Ruhrbarone. Wir werden auch weiterhin exklusive Geschichten haben. Und Geschichten, die die Leute aufregen.

Stefan Laurin (45) gründete gemeinsam mit David Schraven (39) den Ruhrbarone-Blog und ist Herausgeber des Ruhrbarone-Magazins. In Essen studierte Laurin Kommunikationswissenschaft und Geschichte. Er arbeitet als Freier Journalist bei diversen Ruhrgebietsmagazinen und lebt mit seiner Freundin in Bochum.

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