Sind wir jetzt reich? Der Mindestlohn im Check

Mindestlohn

8,50 Euro für eine Stunde Arbeit: Seit eineinhalb Jahren gibt es das Mindestlohngesetz.

Mehr Geld in der Tasche – wer wünscht sich das nicht? Mit der Einführung des Mindestlohns vor eineinhalb Jahren ist in Deutschland ein Stundenlohn von 8,50 Euro festgelegt worden. Auch Studierende der Ruhrunis profitieren vom einheitlichen Lohn – oder gibt es Ausnahmen? Wir haben auf dem Campus nachgefragt.

„Ich habe keinen direkten Vergleich“, sagt Greta Baehr. Weil sie sich einen Nebenjob erst nach der Einführung am 1. Januar 2015 gesucht hat, verdient die Studentin der Erziehungswissenschaft schon immer den Mindestlohn. Und trotzdem hat es sich etwas verändert.

 

Durch den Lohn seiner zwei Nebenjobs kann sich auch Luis Mallée mehr leisten. Neben der Uni jobbt er im Konzerthaus als Bühnenhelfer. Am Wochenende ist er im Stadion beim BVB zu finden – als Kellner an der Biertheke. „Ich verdiene im Konzerthaus 10,20 Euro die Stunde und im Stadion neun Euro“, sagt er. Während seiner Schulzeit jobbte der Lehramtsstudent in einem Getränkemarkt. Im Vergleich dazu verdient er jetzt richtig gutes Geld…

 

 

Nicht nur für sich selbst sieht Luis die Einführung des einheitlichen Stundenlohns als „eine gute Sache“. 

 

 

Isabelle Sobczak

Isabelle Sobczak

 

„Ich musste plötzlich nicht mehr darauf achten, ob ich beim Feiern mehr Geld ausgebe“, sagt Isabelle Sobczak, als wir sie um ein Fazit zum Mindestlohn bitten. Als das Gesetz Anfang 2015 eingeführt wurde, hat sie in einer Fahrschule gearbeitet und die Veränderung dadurch „hautnah“ miterlebt: „Vorher gab es fünf Euro pro Stunde, nach der Einführung 8,50 Euro.“

 

Auch an der TU Dortmund gibt es Nebenjobs für Studierende, bei denen der Mindestlohn gezahlt wird. Als studentischer Mitarbeiter am Lehrstuhl Musik an verdient Hai-Till Pham sich Geld dazu. 

 

Neben den positiven Auswirkungen des einheitlichen Stundenlohns gibt es aber auch einige Probleme. 

 

Wissenswertes rund um den Mindestlohn

Europäische Mindestlöhne im Vergleich

Was den Mindestlohn angeht, liegt Deutschland mit 8,50 Euro im europäischen Vergleich im Mittelfeld. Die Luxemburger sind Spitzenreiter mit einem Stundenlohn von 11,12 Euro. Dahinter liegen unsere französischen und niederländischen Nachbarn sowie die Briten mit rund 9 Euro pro Stunde. Am schlechtesten verdienen die Menschen in Südosteuropa. So liegt der Stundenlohn in Rumänien und Bulgarien umgerechnet unter 1,50 Euro.

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Veränderung im Alltag?

Steigende Preise bei Lebensmitteln und Dienstleistungen wurden vor Einführung des Mindestlohns als dessen Auswirkungen auf das alltägliche Leben prognostiziert. Denn auch die Arbeit von Minijobbern soll mit 8,50 Euro vergütet werden. Dadurch vermuten Experten, dass bis 2017 die Preise von Obst und Gemüse ansteigen werden. Auch der Besuch beim Friseur ist ein paar Euro teurer geworden oder die Lieblingspizza beim Italiener. Gleichzeitig bedeutet dies aber auch eine deutliche Lohnsteigerung für zahlreiche Arbeitnehmer, die sich über den einheitlichen Stundenlohn freuen.

Kritik und Probleme

Für Arbeitgeber gibt es viele Möglichkeiten, den Mindestlohn zu umgehen – beispielsweise durch Manipulation der regulären Arbeitszeit, unter anderem bei Fahrtzeiten und Pausen. Zu kämpfen haben auch Arbeitnehmer in der Minijob-Branche. Dort fielen schon schnell nach der Einführung 2015 zahlreiche Jobs weg, da sich die Arbeitgeber den Mindestlohn häufig nicht leisten können.

8, 50 Euro - nicht für alle?

Der Mindestlohn hat wie jedes Gesetz Ausnahmen. Saisonarbeiter müssen ihren Lohn mit ihren Aufenthaltskosten vom Arbeitgeber verrechnen lassen. Bei Zeitungszustellern gilt der volle Stundenlohn von 8,50 Euro erst ab 2017, bis dahin gibt es Übergangsfristen. Im Nachteil sind zudem Minderjährige, die in eine Ausbildung oder einen Nebenjob starten. Denn der Mindestlohn gilt in Deutschland erst ab einem Alter von 18 Jahren.

 

Fotos und Videos: Christian Woop & Jule Zentek

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