Fake News:
Drei Fragen an Harald Lesch

Sie können Wahlkämpfe manipulieren, etablierte Politiker schwächen und die Stimmung in einem ganzen Land aufheizen: sogenannte „Fake News“, also frei erfundene Nachrichten. Populisten wie Donald Trump, der AfD oder den Neuen Rechten spielen sie oftmals in die Karten. Aber was kann man gegen „Fake News“ tun? Wir haben den Wissenschaftler und Fernsehmoderator Harald Lesch dazu befragt.

Es ist einfach geworden, Verwirrung zu stiften. Im Internet benötigen falsche Gerüchte und erfundene Nachrichten oft nur wenige Minuten, um sich zu verbreiten. Besonders rasant geschieht das, wenn es um die Flüchtlingsthematik oder Rechtspopulismus geht. Auch Dortmund bleibt davon nicht verschont: Am 1. September 2015 berichtete beispielsweise das „DortmundEcho“, ein lokales Nachrichtenportal der rechtsextremen Partei „Die Rechte“, von der angeblichen Vergewaltigung einer 17-Jährigen vor einer Flüchtlingsunterkunft. Weder das Polizeipräsidium, noch die herkömmlichen Lokalmedien würden über den Vorfall informieren, so der Vorwurf.

Aber wie auch? Die Meldung war frei erfunden. Noch am gleichen Tag zog das Portal die Nachricht zurück. Doch zu diesem Zeitpunkt – und das war den Erfindern wohl bewusst – hatte die Mär von der angeblichen Vergewaltigung bereits ein Eigenleben entwickelt. Sie hatte sich bereits im Netz verbreitet, war zigfach geteilt und geglaubt worden.

Das Konzept der Urheber ist also aufgegangen: Wenn ein Nutzer nur oft genug von derartigen Nachrichten hört, ändert sich irgendwann auch sein Bild der Flüchtlinge. Getreu dem Motto: Je mehr man etwas wiederholt, desto wahrer wird es. Und ist ein Gerücht einmal in der Welt, ist es kaum noch einzufangen.

Aber wie kann das sein?

Es wirkt, als habe die gezielte Meinungsmache ein Konzept. Die Erfinder der „Fake News“ scheinen die Öffentlichkeit gezielt täuschen zu wollen, um ihre politischen Interessen zu stützen. Fälle gibt es auf der ganzen Welt. Projekte wie Hoaxmap sammeln sie für den deutschen Raum.

Dabei gab es gezielt falsche Nachrichten eigentlich schon immer. Nur ließen sie sich früher nicht so schnell verbreiten. Um Wucht zu entfalten, benötigten ihre Urheber einst große Medienhäuser als Multiplikatoren. Heute reichen ihnen die Sozialen Medien, wie die unten stehende Grafik zeigt.

Bild: Buzzfeed

Die virale Verbreitung ist der Schlüssel der „Fake News“. Der Physiker und ZDF-Moderator (u.a. Terra X) Harald Lesch sieht deshalb jeden Einzelnen in der Pflicht. Man solle sich bei jeder Nachricht selbst fragen: Kann das überhaupt sein? Denn genau wie ein Virus sterben auch erfundene Nachrichten, wenn sie nicht mehr verbreitet werden.

Lesch selbst kämpft auf YouTube gegen falsche Informationen. Er versucht, diese wissenschaftlich zu widerlegen. Für ihn ist die Aufregung um „Fake News“ noch viel zu klein. Man müsse anfangen, Konsequenzen zu ziehen, sagt Lesch im Interview mit der Pflichtlektüre. Das fange schon damit an, die Macher von „Fake News“ zu ignorieren. „Gegen jeden Schwachsinn kann man einfach nicht argumentieren“, sagt der Physiker.

Wir wollten von Lesch zudem wissen, wie man auf „Fake News“ am besten reagiert, warum sie sich so schnell verbreiten können und was das beste Mittel gegen erfundene Gerüchte ist. Das komplette Interview seht ihr im Video:

Beitragsbild: Nikolas Golsch / TU Dortmund

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