Interview: Donald Trumps falsches Spiel mit Social Media

Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte einst: „BILD, BamS und die Glotze – mehr brauche ich nicht zum Regieren.“ Ist das noch aktuell? 

Die sozialen Medien haben eine neue Situation geschaffen. Obama hat in dieser Richtung schon viel gemacht; da gibt es einige Spezialisten bei den Demokraten, die
sich höchstwahrscheinlich in Hillarys Kampagne einbringen werden, wenn sie
es nicht schon tun. Die haben vor allem technisch sehr viel drauf, aber
die Frage ist, ob sie den Geist treffen. Jedenfalls reichen die Presse und das Fernsehen nicht mehr.

Eine schwierige Frage: Ist es möglich, eine Prognose abzugeben?

Persönlich vermute ich, dass Trumps Bemühungen nicht reichen werden, um Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Im Endeffekt wird es gegen Hillary Clinton von den Bevölkerungsanteilen der einzelnen Gruppen her nicht reichen. Die Afro-Amerikaner hat er nicht, von den Hispanics vermutlich auch nicht genug. Das Gleiche gilt für die Frauen. Die traditionalistischen weißen Männer allein reichen nicht, vor allem, weil sie als relevante konservative Gruppe in Staaten konzentriert sind, die wenige Wahlmänner haben.

Welche Bundesstaaten werden dann die Entscheidung bringen?

Im Grunde geht es um New York, Kalifornien, Ohio, Pennsylvania, Texas. Letzteres bekommt er wahrscheinlich, obwohl Clinton als Ehefrau eines prominenten Südstaatlers da eine Sonderrolle hat. Bill Clinton stammt ja aus dem texanischen Nachbarstaat Arkansas. Bei den Vorwahlen der Republikaner musste sich auch Trump, wenn auch knapp, Ted Cruz geschlagen geben, der Senator von Texas ist.

Wie sieht es aus mit der Stadt, die niemals schläft?

New York, wo sie beide zuhause sind – er als Unternehmer und tatsächlicher New Yorker, sie durch ihre Zeit als Senatorin – ist sehr wichtig. Es kann sein, dass es für Clinton schwierig wird, wenn Trump New York gewinnt. Für sie ist es eben Pech, dass Trump aus New York kommt. Das ist eine große Zahl an Wahlmännern. Ebenso Florida, wo Trump wegen der Hispanics nicht viele Chancen haben wird, obwohl die in den USA lebenden Kubaner, die dort leben, natürlich sehr konservativ sind und da – gerade weil die Demokraten den Weg nach Kuba geöffnet haben – unter Umständen Anti-Clinton-Gefühle aufkommen.

Eine eindeutige Tendenz ist also nicht absehbar… 

Wenn ich jetzt viel Geld wetten müsste, dann würde ich auf Clinton wetten. Aber ich würde lieber nicht wetten. Es gibt eine Reihe von Unbekannten: Bekommt Trump genug Unterstützung von den Republikanern oder wenden sich große Teile der Partei ab und unterstützen vielleicht sogar Clinton?

Wäre das ein Novum?

Ja, umgekehrt gab es die sogenannten Reagan-Democrats, also Demokraten, die bei den Wahlen in den Jahren 1980 und 1984 zu Reagan gegangen sind. Die zweite Möglichkeit ist, dass ein Republikaner als dritter Kandidat ins Rennen geht. Das würde die republikanischen Stimmen spalten. Die dritte Möglichkeit ist, dass Bernie Sanders als unabhängiger Kandidat antritt. Das wäre katastrophal für Hillary Clinton, weil ihre Position bereits in den parteiinternen Vorwahlen durch Sanders geschwächt worden ist, aber auch nicht ganz ungefährlich für Trump. Bernie und er fischen im gleichen weißen männlichen Milieu. Absurd, dass ein super-reicher Bankrotteur beim „kleinen“ weißen Mann absahnen kann.

Auf jeden Fall wird einiges von der republikanischen Convention im Sommer abhängen. Trump hat sich ja gerade mit Paul Ryan, dem derzeit höchstrangigen Republikaner, getroffen. Ryan sieht Trump nicht als reinrassigen Konservativen. Trump muss also für die Strukturen im Wahlkampf irgendwie die republikanische Partei auf seine Seite bringen. Diese sind sonst schwierig aufzubauen – selbst mit viel Geld.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert