Interview: Donald Trumps falsches Spiel mit Social Media

Trump

Donald Trump feierte zuletzt große Erfolge bei den Vorwahlen der Republikaner. Die neuen Medien scheinen dabei eine große Rolle zu spielen. Zeichnung: Katharina Fohrmann.

Die US-Vorwahlen haben einen bislang unterschätzten Faktor dazu bekommen: Social Media. In Barack Obamas Wahlkämpfen dienten die Sozialen Netzwerke in dem Maße noch nicht als politisches Sprachrohr. Heute nutzen Kandidaten wie Donald Trump Social Media vor allem mit provokanten Beiträgen. Doch überzeugt er auch mit Wahlkampfinhalten oder nur mit seiner Bekanntheit? Die Mehrheit der Delegiertenstimmen innerhalb der republikanischen Partei ist ihm fast nicht mehr zu nehmen. Im Interview spricht der USA-Experte Prof. Walter Grünzweig vom Institut für Anglistik und Amerikanistik der TU Dortmund mit uns über Trumps Maschen.

Herr Prof. Grünzweig, mit Donald Trump kommt plötzlich ein Geschäftsmann
in die Politik. Warum polarisiert er in diese Maße?

Eigentlich müsste die Frage lauten, warum er trotzdem so erfolgreich ist. Er polarisiert vor allem in der eigenen Partei, weil er sich vollkommen außerhalb stellt. Es gelingt ihm, unheimlich viele neue Leute für die Republikaner zu gewinnen. Er polarisiert insgesamt im amerikanischen Kontext, weil er sich gegen das, was die Rechten als  „politisch korrekt“ bezeichnen, wendet. Gleichzeitig spricht er selbst politisch inkorrekt, sodass die Leute das Gefühl haben, Trump traut sich, das zu sagen, was sie schon lange am Stammtisch gesagt haben. Jetzt können sie mit ihm endlich die Sau rauslassen. Das passiert in einer Situation, in der man sich in einem multikulturellen Land wie den USA daran gewöhnt hat, mit Aussagen über andere Gruppen – vor allem Minderheiten – respektvoll umzugehen.

Was bedeutet das für die potenziellen Wähler?

Für viele ist das so nicht akzeptabel und schockierend. Aber für gewisse Leute, gerade die dominante weiße, männliche Gruppe, die sich paradoxerweise schon längere Zeit – nämlich seit Obama – selbst unterdrückt fühlt, ist das fast eine Art Befreiung.

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Walter Grünzweig, Professor für Amerikanische Literatur und Kultur am Institut für Anglistik und Amerikanistik der TU Dortmund. Foto: Christian Woop.

Warum funktioniert das ausgerechnet im Jahr 2016 in den USA so gut?

Weil vorher ein Konsens bestand, auch unter den Republikanern, dass man sich an gewisse grundlegende Konventionen menschlichen Umgangs hält. Trump hat diesen Konsens rhetorisch sowie inhaltlich aufgekündigt und damit große Gruppen von Leuten angesprochen –  vornehmlich Konservative, die sich teilweise bis jetzt außerhalb des politischen Prozesses befunden haben. Ob die Rechnung aufgeht, ist eine andere Frage.

Auf welche Gruppe ist er demnach am meisten angewiesen?

Trump braucht diejenigen, die sich davon gar nicht angesprochen fühlen. Die Afro-Amerikaner wird er wohl insgesamt nicht bekommen, aber von den Hispanics und den Frauen braucht er einige. Vor allem mit den Frauen wird er ein Problem bekommen. Es könnte sein, dass sich seine Strategie im Endeffekt nicht rechnet.

Inwiefern hat Trump seine vorherige Bekanntheit ausgenutzt?

Bekannt ist er ja vor allem durch eine Fernseh-Show, seine slawischen Ehefrauen oder gewisse Bauten. Als Geschäftsmann ist Trump mehrmals gescheitert, was aber aus irgendeinem Grund in den Medien nicht häufig erwähnt wird. Trump hat mit Bankrotterklärungen Geld verdient. Die Überlegung, jemand, der es geschafft hat, auf eigene Faust den Familienkonzern weiter zu vergrößern, könne man das Land anvertrauen, zieht bei den meisten Amerikanern. 

Dazu kommt außerdem Trumps Nutzung von Social Media. In den Netzwerken traut er sich, deutlich zu werden. Wusste er, dass das Wähler anlockt?

Die Sozialen Medien sind an einem Punkt, an dem sie in der Wahlwerbung effektiv eingesetzt werden können. Vor vier Jahren und vor allem vor acht Jahren, als die Obamas gewählt wurden, war der Bereich Social Media einfach noch nicht so weit, um damit eine bedeutende Zahl an Wählerstimmen zu gewinnen. Sie erlauben andere Diskurse als etwa Fernsehspots. Trump hat es geschafft, über Social Media, Effekte zu erzielen, die seine Gegner mit einer Vielzahl teurer TV-Spots nicht erreicht haben. Denn: Das Beste daran ist, dass es vollkommen kostenlos ist, einen Tweet abzusetzen. 

In der letzten Woche hat Trump auf Twitter ein Bild von sich gepostet, auf dem er genüsslich einen Taco isst. Das steht im völligen Kontrast zu seinen Wahlkampf-Inhalten, oder nicht?

Na ja, er sagt ja nicht, dass er gegen die Hispanics ist. Er hat von Anfang an gesagt, dass er gegen die ILLEGALEN Einwanderer ist. Er sagt, dass er ja selber ganz viele Hispanics in seinen Jahren als Unternehmer eingestellt hat. Anschließend hatte er in gewissen Staaten sogar einen guten Prozentsatz von Hispano-Amerikanern auf seiner Seite. Die Frage ist: Gewinnt er das Herz der Hispanics, die wählen können? Das ist jetzt offensichtlich sein Versuch.

Muss Hillary Clinton darauf reagieren?

Das ist ein sehr umkämpftes Territorium. Wenn Sie sich Hillary Clinton-Spots anschauen, dann werden Sie merken, dass sie auch Werbung in spanischer Sprache macht. Das bedeutet, dass das eine wichtige Gruppe ist. 

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