Kaufprämie für E-Autos: Ein 1,2 Milliarden Euro teures Risiko

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Anfang des Jahres legte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble den Rückwärtsgang ein: Es sei nicht die Aufgabe des Staates, beim Absatz von Autos behilflich zu sein, ließ in einem Interview verlauten. Nur wenige Monate später folgte die Kehrtwende.

Zusammen mit Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Verkehrsminister Alexander Dobrindt beschleunigt Schäuble nun von null auf hundert und stellt ein Programm vor mit dem Ziel, den Verkauf von Elektroautos anzukurbeln und zu fördern.

Wer ein E-Auto kauft, bekommt rund 4000 Euro. Kostenpunkt: 1,2 Milliarden Euro, je zur Hälfte getragen von Bund und Hersteller. Das soll auch dabei helfen, das von der Bundesregierung auserkorene Ziel von einer Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen bis 2020 zumindest zur Hälfte zu erreichen. Davon sind wir jedoch noch weit entfernt: Rund 25.500 Elektroautos waren zu Beginn des Jahres in der Bundesrepublik zugelassen – im Vergleich dazu 45 Millionen Pkw.

Die eigentlichen Probleme bleiben außen vor

Beim Gedanken an eine Subvention für Autos kommen Erinnerungen an die Abwrackprämie hoch, die im Rahmen des zweiten Konjunkturpaketes der angeschlagenen Automobilindustrie auf die Beine helfen sollte. Das Problem bei diesem Vergleich ist technologischer Natur:

Während deutsche Autos mit Verbrennungsmotor für ihre Qualität bekannt sind, hinken die Elektroautos deutlich hinterher. Und bei der Prämie bleiben die eigentlichen Probleme außen vor.

Mit einer Ladung fährt das gewöhnliche E-Auto rund 200 Kilometer weit. Danach muss es an die Steckdose. Klingt simpel. Wäre es auch, wenn die Ladestationen nicht so rar gesät wären. Laut „de.chargemap.com“, einer der vollständigsten Übersichtsseiten für den deutschen Raum, gibt es in Deutschland derzeit 633 Ladestationen mit 13.166 Anschlüssen. Das sind 0,013 Ladestationen pro Quadratkilometer in Deutschland. Ein Witz!

200 Kilometer Reichweite schreien „Taxi“

Beim Kauf eines Elektroautos wird die Anschaffung einer Ladestation für die heimische Garage empfohlen – die bei den verhältnismäßig hohen Anschaffungskosten erneut einige hundert Euro kostet. Was dabei übersehen wird: Ein Auto mit einer Reichweite von 200 Kilometern, das zwischendurch aufgeladen werden muss, schreit „Taxi“. Mehrere kurze Fahrten, das Warten auf neue Kunden – passen würde das. Für Autos, die gewerblich genutzt werden, wird jedoch eine geringere Prämie gezahlt. Chance vertan.

Elektroauto i3, Credit: Maike Knorre

Das Ladesäulen-Netz für E-Autos in Deutschland ist noch löchrig.

Das Managermagazin hat ausgerechnet, dass sich der Kauf eines Elektroautos erst ab 150.000 gefahrenen Kilometern, also rund 750 Ladungen, finanziell auszahlt. Solche Nachteile führen dazu, dass Elektroautos in Deutschland weiter ihr Schattendasein fristen. 12.363 E-Autos wurden 2015 neu zugelassen, im gleichen Zeitraum aber auch 3,2 Millionen Pkw. Das Risiko, dass das geplante Budget von 1,2 Milliarden Euro zum Fenster hinausgeschmissen wird, ist groß. Entweder die Technologie schafft langfristig den Durchbruch oder eben nicht. In beiden Fällen ist das Geld weg. Und wer kann dann sagen, ob die Elektroautos sich nicht auch ohne Subvention durchgesetzt hätten?

Das Risiko liegt beim Steuerzahler

Als Negativbeispiel kann hier die Subvention auf Diesel angeführt werden. Pro Liter zahlen wir in Deutschland rund 18 Cent weniger als beim Tanken mit Super. Begründung bei der Einführung: die guten Abgaswerte von Dieselmotoren. Die Umwelt sollte geschont werden. Jahre später kommt dann raus, dass besagte Abgaswerte gezielt manipuliert wurden. Neben den entgangenen acht Milliarden Euro Steuern also auch mehr Umweltverschmutzung. Das soll nicht heißen, dass es bei den Elektroautos genau so laufen muss. Aber 1,2 Milliarden Euro für eine Technologie, die bestenfalls im Anfangsstadium ist? Ein hohes Risiko.

Dieses Risiko trägt mal wieder der Steuerzahler. Die Hälfte von eben jenen 1,2 Milliarden Euro wird vom Bund getragen. Die andere Hälfte trägt die Automobilindustrie. Die kann es verkraften: Wenn der Markt für Elektroautos wegen der Subvention boomt, kommt das Geld massenhaft wieder rein. Warum also nicht die Industrie alleine dafür verantwortlich machen, die Technologie zu fördern? Der Durchschnittsbürger profitiert schließlich kaum davon.

Zielgruppe der Elektroautos bleiben, aufgrund der hohen Preise, nach wie vor Personen mit genug Geld, die sich den teuren Spaß gönnen können – als Zweitwagen, versteht sich.

Während die Politik dann also die geschützte Umwelt bejubelt, weil ja so viele neue Elektroautos auf den Straßen unterwegs sind, fährt der Großteil der Besitzer nach wie vor mit Verbrennungsmotor über die Straßen. Und mal so nebenbei: Wie wichtig ist den Leuten, die sich ein Auto mit Kaufpreis beginnend bei 30.000 Euro als Zweitwagen zulegen, eine Kaufprämie von 4.000 Euro?

Statt die Technologie zu fördern und eine dementsprechende Nachfrage zu fördern, soll also die Nachfrage künstlich angehoben werden. Die Risiken bleiben dabei außer Acht – sinnvolle Alternativen auch. Bleibt nur zu hoffen, dass sich das Risiko lohnt. Die Autobauer haben ihre gewünschte Subvention, jetzt muss im technologischen Bereich nachgelegt werden.

Teaser- und Beitragsbild: Maike Knorre

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