Vorlesung als Job-Beratung

Wer auf Lehramt studiert, wird Lehrer und mit Kulturwissenschaften kann man alles, aber eher nichts machen. Diese Vorurteile will die Ringvorlesung „Berufsfeld Kulturwissenschaften“ an der TU Dortmund widerlegen. Jede Woche kommt ein Referent aus dem Bereich Kultur an die Universität und erzählt von seinem Arbeitsfeld. Dieses Mal waren es zwei Verlagsredakteurinnen des Klett-Verlags.

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Berit Haberlag hat sich gegen die Grundschule und für die Bücher entschieden.

Berit Haberlag hat sich gegen die Grundschule entschieden.

Wenn Anke Netthöfel erzählt, dass sie Sprachwissenschaften studiert, wird sie meistens gefragt: „Ah, und was macht man damit?“ Die Verlagsredakteurinnen Berit Haberlag und Barbara Nüllmann vom Klett-Verlag sind an die TU Dortmund gekommen, um von ihrer Arbeit zu erzählen. Zum großen Teil sei Koordination ihre Aufgabe. Bis ein Buch nach 6 bis 24 Monaten erscheine, verhandelten sie mit den Autoren, begleiteten das Projekt von der Idee bis zum fertigen Buch.

Sie korrigieren es den Redakteurinnen zufolge immer wieder und geben das Buch in den Druck, wenn es vom Kultusministerium oder den Kirchen genehmigt wurde. Außerdem geben die beiden Tipps für den Einstieg. Am besten funktioniere der mit Praktika und einem anschließenden einjährigen Volontariat.

Anke Netthöfel ist trotz der Vorurteile gegen Sprach- und Kulturwissenschaftler optimistisch, nach dem Studium einen Job zu finden.

Anke Netthöfel ist trotz der Vorurteile gegen Sprach- und Kulturwissenschaftler optimistisch, nach dem Studium einen Job zu finden. Fotos: Verena Hilbert/Teaserfoto: flickr.com/Elvire.R.

Anke will eher in eine andere Richtung und nach dem Studium Öffentlichkeitsarbeit machen, am liebsten Musik-PR. Ihr Studienfach sei auf jeden Fall „nichts für Leute, die nen Plan haben wollen, bis sie 50 sind“. Sie hält sich ihre Zukunft gerne ein bisschen offen, findet es ok, den Job auch mal zu wechseln. Sie ist eine der wenigen Sprach- und Kulturwissenschaftler, die sich diesen Vortrag anhören.

Von „überflüssig“ bis „interessant“

Für Dozentin Julia Sattler liegt das am Thema. Da der Klett-Verlag Schulbücher vertreibe, sei auch bei den Mitarbeitern ein Lehramtstudium vorteilhaft. Außerdem können die Studenten aus 15 Vorträgen 12 auswählen. Kulturwissenschaftler interessierten sich eher für andere Themen. Bei den Lehramtstudenten ist die Vorlesung teil des Studienbereichs „Bildung und Wissen“. Im Vortrag werden sie direkt angesprochen, die Referentinnen versuchen sie für Praktika beim Verlag zu interessieren. Die Meinungen zur Ringvorlesung gehen aber weit auseinander. Von „total überflüssig“ bis „sehr interessant“ ist alles dabei. Auch Lehramtstudent Stefan Kaiser findet es „schön, das mal gehört zu haben“, sagt aber, dass es für die Studenten in diesem Studienbereich mehr Auswahlmöglichkeiten geben sollte.

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Schule, Uni oder VHS? Rebecca Baynton legt sich noch nicht fest. Ulrike Engelkamp will auf jeden Fall in die Schule.

Schule, Uni oder VHS? Rebecca Baynton legt sich noch nicht fest. Ulrike Engelkamp will auf jeden Fall in die Schule.

Viele, die hier Lehramt studieren, wollen dann auf jeden Fall auch in die Schule. „Bei mir steht es noch nicht so ganz fest“, sagt Studentin Rebecca Baynton. Sie kann sich auch vorstellen Erwachsenenbildung zu machen oder an die Uni zurückzukehren. Die Vorlesung findet sie inhaltlich interessant und eher weniger wichtig für den direkten Verlauf ihres Studiums. Trotzdem ist sie gerade an Studenten wie sie gerichtet, die sich nach dem Studium vielleicht in eine andere Richtung orientieren wollen.

Sowohl Dozentin Julia Sattler als auch Berit Haberlag hätten sich eine solche Vorlesungsreihe im Studium gewünscht. Beide haben erst auf Lehramt studiert und sich dann gegen die Schule entschieden.

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