Der Lebenslauf – eine Dauerbaustelle

Was ist der Sinn des Lebens? Die Ausstellung "Lebens-Lauf" in der DASA Arbeitswelt liefert keine Antwort, regt aber zum Nachdenken an. Bild: Alexander Greven.

Was ist der Sinn des Lebens? Die Ausstellung "Dein Lebens-Lauf" in der DASA Arbeitswelt liefert keine Antwort, regt aber zum Nachdenken an.

Dortmund. Überraschungen, Unterbrechungen, Neustrukturierungen – häufig die prägenden Faktoren heutiger Biografien. Unter dem Titel „Dein Lebens-Lauf“ hat die DASA Arbeitswelt in Zusammenarbeit mit zwei Berliner Studentinnen eine neue Ausstellung eröffnet. Dort werden moderne Berufsbiografien und Lebensläufe behandelt – eine Ausstellung zum Anfassen und Ausprobieren.

„Darf man hier herein?“ Einige Besucher der DASA Arbeitswelt blicken unsicher durch die Tür. Denn dort hat zwar die neue Ausstellung „Lebens-Lauf“ eröffnet. Doch es sieht aus, als seien die Bauarbeiten noch in vollem Gange. Bauzäune, rot-weißes Absperrband und behelfsmäßig zusammengezimmerte Holzbretter, wohin man sieht: „Das ist bewusst so inszeniert“, sagt Monika Röttgen, Pressesprecherin der DASA.

Die moderne Biografie: Ein Zick-Zack-Kurs

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Ausstellungsmacherin Jana Barthel studiert Bühnenbild_Szenischer Raum. Bild: privat.

„Biografien verlaufen heute nicht mehr geradlinig, sondern diskontinuierlich“, sagt Jana Barthel, gemeinsam mit ihrer Kommilitonin Elena Koch hat sie die Ausstellung entwickelt. „Während das Leben unserer Eltern mit festem Arbeitsplatz seit der Ausbildungszeit bis heute gewöhnlich sehr geregelt verlaufen ist, sind solche Werdegänge für Studenten und Jugendliche von heute kaum noch machbar.“ Diesen Wandel, der neben der Erwerbsbiografie auch das persönliche Leben betreffe, wollen die zwei Studentinnen mit ihrer Ausstellung greifbar machen. Dahinter verbirgt sich eine Prise Kritik: „Als junger Mensch sieht man sich heute schon mit einem Pflichtprogramm konfrontiert, das uns abverlangt, überall der Beste und auf zahlreiche Betätigungsfelder ausgerichtet zu sein“, sagt die Master-Studentin. Da sei es gar nicht so leicht gewesen, diesen Entwicklung in der DASA-Ausstellung auch positiv zu vermitteln. „Für mich steht fest: Der Lebenslauf heutzutage ist eine echte Herausforderung“, sagt Barthel.

Sebastian Schellers Baustelle: "Dein Lebens-Lauf" in der DASA. Bild: Alexander Greven.

Sebastian Schellers Baustelle: "Dein Lebens-Lauf" in der DASA. Bild: Alexander Greven.

Wir haben die gleichen Ängste und Sehnsüchte

Die Ausstellung, die sich besonders an Jugendliche und Studenten richtet, haben Elena Koch und Jana Barthel in sieben Bereiche aufgeteilt: Traum, Treiben lassen, Möglichkeiten, Sicherheit, Sinn, Blockade und Bruch. Für den Bau zuständig war Sebastian Scheller, der sich bei der DASA um die Architektur der Wechselausstellungen kümmert. „Diese sieben Stationen, die wir errichtet haben, kennt jeder Mensch“, sagt er. Sie machten deutlich, dass im Leben nichts definiert sei. „In heutigen Generationen gehört das Improvisieren wie selbstverständlich dazu“, ergänzt Pressesprecherin Monika Röttgen. Oft liefen die Dinge im Leben anders als geplant.

Da kann es schon einmal passieren, das man sich plötzlich im labyrinthartigen Großraumbüro wiederfindet und Tag für Tag scheinbar sinnloser, eintöniger Aktenarbeit nachgeht. So haben es Jana Barthel und Elena Koch in kleinen, typisch amerikanischen Büroboxen nachempfunden. Darin können Besucher in den vermeintlich öden Büroalltag hineinschnuppern und Aktenordner durcharbeiten oder Papierflieger bauen.

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Was mache ich hier eigentlich den ganzen Tag? Zwischen tackern und lochern sucht so mancher den Sinn des Lebens. Fotos (5): Alexander Greven.

Mit seinem persönlichen Ballast kann sich der Besucher im Bereich "Bruch" befassen. Die Idee: Aufschreiben, aufkleben, loslassen.  Bild: Alexander Greven.

Aufschreiben, aufkleben, loslassen: Im Bereich "Bruch" befasst sich der Besucher mit seinem persönlichen Ballast.

Nach dem Tief kommt ein Hoch

Im Bereich Bruch wiederum können die Schlappen des Lebens verarbeitet werden. Wer zum Beispiel die Abschlussprüfung vergeigt oder Angst hat, keinen Job zu finden, der kann seine persönlichen Sorgen auf gelben Notizzetteln eintragen und mit einem Laubpuster von sich wegwirbeln. So soll Freiraum für neues Entstehen. Eines ist Jana Barthel und Elena Koch mit ihrem Konzept besonders wichtig: „Die Besucher sollen erkennen, dass sie nicht allein sind in ihren jeweiligen Situationen. Die Phasen im Leben verlaufen fließend und auf eine Blockade kann auch schnell ein Neuanfang folgen.“