Eine Torte in 2 Stunden?

jpeg_mit gimp bearbeitet_beitragsbild_12541016_1113438295363594_5539986528193187179_n

Dicke Bücher belasten den Rücken, im Kino zahlt man für Überlänge drauf. Zeit ist Geld – im wahrsten Sinne. Wofür also die knappe Freizeit verwenden? Wir lesen, spielen und schauen für euch – nach zwei Stunden hören wir auf. Entweder, weil wir fertig sind oder weil die Zeit um ist. Heute geht’s in die Küche – es wird gebacken. Und zwar nicht nur ein Kuchen, sondern gleich eine Torte. Der Wecker ist gestellt, los geht’s:

Eier, Eiskaffeepulver, gemahlene Mandeln, jede Menge Schlagsahne und vieles mehr – all das braucht es für meine Torte.

Der Start: Eier, Eiskaffeepulver, gemahlene Mandeln, jede Menge Schlagsahne und vieles mehr warten auf mich.

Schnelldurchlauf

Eine Torte, zwei Stunden Zeit – leicht gemacht, dachte ich mir. Ausgesucht hatte ich mir ein Rezept, das meine wenig ausgefeilten Backkünste fordern, aber nicht überstrapazieren sollte. „40 Minuten Backzeit, gelingt leicht“. Ein Slogan über dem Rezept, der mich überzeugte. Ich hatte mich entschieden. Die nächsten zwei Stunden wollte ich mit der Eiskaffee-Torte verbringen.

Hätte ich vor meiner Wahl bloß nur das ganze Rezept gelesen. Denn die 40 Minuten waren ja nur die Backzeit. Verschwiegen wurde im zeitlichen Abriss des Rezeptes, dass der Kuchenboden (Biskuitteig) eine ganze Stunde im Kühlschrank auskühlen musste, ehe ich die Sahnefüllung (insgesamt stolze 800g Schlagsahne) auf den Boden schmieren konnte. Ganz zu schweigen von der Wartezeit, die nötig war, um die gerösteten Mandeln und die zerbröselten Teigstückchen für die oberste Tortenschicht erkalten zu lassen. Ziehe ich die Wartezeit aber ab, sind Teig, die Sahnefüllung und die Dekoration innerhalb von zwei Stunden gemacht.

Kurzweilig

Nur noch ein Arbeitsschritt, dann ist die Torte fertig.

Nur noch ein Arbeitsschritt, dann ist die Torte fertig.

Das Eigelb vom Eiweiß trennen, dann das Eiweiß steif schlagen, Zucker dazu, Mandeln, Semmelbrösel, Backpulver und Schokoraspeln vermischen. Mit den Rührstäben zu einer glatten Menge unterrühren – ein Befehl nach dem anderen, das Rezept gibt mir die Anweisungen. Ich bin bloß die ausführende Hand. Schritt für Schritt komme ich der Torte immer näher. Volle Konzentration ist angesagt. Langweilig wird mir dabei nicht, es ist schließlich genug zu tun!

Selbst die Wartezeit ist für mich nicht langatmig gewesen. Weil ich eben nicht nur gewartet habe, sondern mich endlich den Dingen gewidmet habe, die ich ohnehin noch erledigen musste. Uni-Sachen zum Beispiel. Aufpassen brauche ich auf den Kuchen ja nicht, während er im Kühlschrank steht. Da ist es eine willkommene Ablenkung gewesen, zwischendurch in die Küche zu flitzen und sich um die Torte kümmern zu müssen.

Langatmig

Bevor ich überhaupt richtig loslegen konnte, musste ich mir das ausgesuchte Rezept gefühlt tausend Mal durchlesen. Welche Zutat gebe ich wann dazu? Auf welcher Stufe darf das Rührgerät stehen? Um zu wissen, welche Schritte ich auch schon gleichzeitig  erledigen konnte, brauchte ich einen zeitlichen Ablauf im Kopf. Viel zu anstregend, für jeden neuen Schritt wieder in das Rezept zu schauen. Also: Vorher einmal gründlich reinsehen, sich die einzelnen Schritte einprägen und das Gehirnjogging für den Tag ist auch schon erledigt. Mühselig, aber hilfreich!

Eine Sache, die oftmals beim Backen vergessen wird, ist das Abspülen. So eine Torte beansprucht Löffel, Messer, Pinsel, Rührschüsseln, Rührstäbe, die Springform und noch einiges mehr, das dreckig wird. Abwaschen, abtrocknen und wieder einräumen – im Gegensatz zum Backen macht mir das so gar keinen Spaß.

Vorsichtig – 160 Grad heiß. Mit den dicken Handschuhen von Mutti ist das aber gar kein Problem.

Vorsicht – 160 Grad heiß. Mit den dicken Handschuhen von Mutti ist das aber gar kein Problem.

Momentaufnahme

Meine Arbeit ist vorerst getan, der Kuchenteig bräunt sich im Backofen. Jetzt heißt es abwarten und sich auf andere Dinge konzentrieren. Ich gehe in mein Zimmer, setze ich mich an meinen Schreibtisch. Vertieft in den Inhalt einer englischen Studie über Twitter und Journalismus werde ich plötzlich abgelenkt, ein süßer Duft nach Kuchen zieht in meine Nase. Nach ein, zwei Minuten klingelt auch mein Handywecker – 40 Minuten sind um. Ich bücke mich runter zum Ofen, nehme die Springform heraus.

Siehe da, der rohe Teigklumpen ist zum stolzen Kuchenboden geworden. Goldbraun und wunderschön. Ein wahres Erfolgserlebnis für mich.

Zeit um

Das Ende: Die Torte hatte viele Nerven, fast drei Stunden Zeit und einiges an Geduld gekostet.

Das Ende: Die Torte hat mich über den Tag verteilt zwei Stunden Zeit und einiges an Geduld gekostet.

…und der Kuchen ist fast fertig. Fehlt nur noch, dass die gerösteten Mandeln und zerbröselten Teigstückchen zusammen mit Schokoraspeln und Puderzucker oben auf den Boden mit der Sahnefüllung gestreut werden. Aber das geht schnell, zwei Minuten und das Wunderwerk ist vollbracht. Die Eiskaffee-Torte steht vor mir auf der Arbeitsfläche. Sie ist fertig, bereit, gegessen zu werden.

Mein Fazit: Zwei Stunden und die Torte gelingt. Allerdings nicht innerhalb zwei Stunden am Stück – das große Manko an der Torte. Wer aber über einen Tag verteilt zwei Stunden übrig hat, der sollte diese  unbedingt in die Eiskaffee-Torte investieren. Für mich war es zwischen der Lernerei eine gute Abwechslung und ein Grund, eine kurze Pause einzulegen.

Und nicht zu vergessen: Das Beste am Backen ist sowieso das Ende. Der Kuchen ist fertig, steht auf dem gedeckten Küchentisch und ich kann stolz vor meinen Mitessern verkünden: „Den habe ich ganz alleine gebacken!“ Ich muss ja nicht erwähnen, dass ich daran zwischenzeitlich zweifelte.

Fotos: Sophia Averesch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert