Bildungsstreik: Erste Veränderungen

Seit vergangenem Sommer ist das Wort „Bildungsstreik“ kaum noch aus den Hörsälen und Studentenvertretungen der Universitäten im Ruhrgebiet wegzudenken. Die Studenten kämpften sich lange durch den Sommer, Herbst und Winter – für mehr Qualität in der Lehre im Großen. Und für Abschaffung der Anwesenheitspflichten und Studiengebühren, Entschlackung der Studiengänge und drastische Überarbeitung des verschulten Bachelor-Systems im Detail.

Studenten demonstrieren für bessere Bildungsbedingungen.

Studenten demonstrieren für bessere Bildungsbedingungen. Foto: Asta Dortmund.

An einigen Universitäten zeigen sich nun allmählich aber erste Ansätze einer Weiterentwicklung und Linderung der bekämpften Schwachstellen des deutschen Bildungssystems. An der Ruhr Universität in Bochum wurde jetzt zum Beispiel eine neue Bachelor-Reform gestartet. Alle Studiengänge seien durch die Universitätskommission „Lehre in Bochum“ intensiv geprüft worden, und das unter Mitwirkung der Betroffenen, nämlich der Studenten, teilte das Rektorat mit. Dadurch wurden zumindest schon mal die Probleme Anwesenheitspflicht und zu volle Lehrpläne in Angriff genommen. Es soll eine Empfehlung an alle Fakultäten heraus gegangen sein, in der diese aufgefordert wurden, die Anwesenheitspflicht bis zum kommenden Wintersemester in Vorlesungen abzuschaffen. Bei Seminaren und Übungen sei die aktive Teilnahme aber weiterhin in vielen Fällen unerlässlich. Ebenso sollen die Studiengänge durch Selbstverpflichtungen der Fakultäten gekürzt werden, wobei die Prüfungsdichte in einigen Fächern reduziert und Wahlbereiche auch als solche belassen werden sollen. Was Kritikpunkte wie die Studiengebühren angeht, so hat man in Bochum allerdings bis heute keine Änderung in Aussicht gestellt.

Vollversammlung Dortmund

Vollversammlung letzten Herbst in der TU Dortmund. Foto: Asta Dortmund.

Auch an der TU Dortmund habe das Rektorat beschlossen, die Anwesenheitspflicht abzuschaffen, erklärt Lars Koppers, Mitglied des Dortmunder Astas. Dem aktuellen Kenntnisstand nach sei eine entsprechende Regelung sogar schon im laufenden Sommersemester gültig. Ein großes Reform-Werk soll es aber in Dortmund nicht geben, stattdessen sollen die kleinen Reformen direkt in den einzelnen Prüfungsordnungen eingearbeitet werden. „Das war uns ja auch wichtig, dass direkt in den Studiengängen etwas durch die Fachschaften passiert, und nichts einfach von oben bestimmt wird“, so Koppers. Und einige dieser kleinen Ergebnisse scheinen bereits erkennbar. So wird momentan zum Beispiel der Bachelor der Erziehungswissenschaft von Grund auf überarbeitet – zu einer neuen Ordnung, die bereits ab dem nächsten Semester studierbar sein soll. In der Statistik wiederum wurde die Klausur ‚Analysis I’, bei der jedes Jahr viele Studenten bereits im ersten Semester aufgrund des zu hohen Schwierigkeitsgrades scheiterten, aus der Wertung für die Bachelor-Note heraus genommen.

Demo am 24.11.2009

Demonstration am 24.11.2009. Foto: Asta Dortmund.

Neben Bochum und Dortmund reiht sich auch die Universität Duisburg-Essen in die sich noch etwas schwer tuende Reihe der Reformer. So wurde im November 2009 eine Werkstatt zur Studienreform eingerichtet, in der es vor allem um Möglichkeiten zur Optimierung von Studiengängen ging. Die erarbeiteten Gesichtspunkte wurden daraufhin in die Neugestaltung der Rahmenprüfungsordnungen eingearbeitet. Bereits in diesem Frühjahr soll mit einer neuen Rahmenprüfungsordnung für Bachelorstudiengänge in Duisburg und Essen zu rechnen sein, im kommenden Sommer mit einer für die Masterstudiengänge. Auch das Thema Prüfungsdichte ist beim Senat ein Thema. Doch bislang wurde diesbezüglich lediglich überprüft, diskutiert und empfohlen. Genaue Regelungen scheint es noch nicht zu geben.

Doch trotz dieser ersten kleinen Schritte des Sorgenkindes „Bildung“ scheint noch längst kein Ende in Sicht – vor allem da bald die Landtagswahlen anstehen. Denn die Studenten fordern mehr, als bloß einzelne Kürzungen und die wahlweise Abschaffung von Anwesenheitslisten. So fand heute in Düsseldorf wieder eine landesweite Bildungsstreik-Demonstration statt und es wurde bereits zu weiteren Demonstrationen im Juni aufgerufen.

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