Rückriem-Ausstellung in der RUB

Ulrich Rückriem – Ausstellung in den Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum


Ulrich Rückriems Skulpturen sind in vielen Städten NRWs zu sehen. Nun werden in den Kunstsammlungen der Ruhr-Uni Bochum Arbeiten auf Papier und Skulpturmodelle des Künstlers präsentiert, die einen Einblick in seine Arbeitsweise geben.

Ulrich Rückriem - Ausstellung an der RUB

Ulrich Rückriem - Ausstellung an der RUB

Noch bis April präsentieren die Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum die Ausstellung „Ulrich Rückriem Zeichnungen und Skulpturmodelle“. Erstmals wird damit ein Einblick in die Arbeiten geboten, die der Künstler im Jahr 2008 den Kunstsammlungen zur wissenschaftlichen Bearbeitung übergab. Anlässlich dieser Ausstellung schenkte Rückriem der RUB ein Wandbild, das im Foyer des Veranstaltungszentrums zu sehen ist und das Projekt „Kunst am Bau“ um ein weiteres bedeutendes Kunstwerk ergänzt.

Steinskulpturen im öffentlichen Raum

Wer schon mal durch die Huestraße in der Bochumer Innenstadt gegangen ist, dem wird sicherlich eine metergroße Naturstein-Skulptur aufgefallen sein. Sie musste 2008 aufgrund von Bauarbeiten den Standort wechseln und ist nun am Bochumer Kunstmuseum zu sehen. Auf den ersten Blick wirkt das vor über zwanzig Jahren installierte Werk wie ein in seiner Rohform belassener Stein. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch die feine vertikale Spaltung in der Mitte der Skulptur auf: Es handelt sich nicht um einen unbearbeiteten einzelnen Steinblock, sondern um zwei aneinandergefügte Teile, die ein Ganzes bilden.

Der Arbeitsprozess muss sichtbar sein

Teilung und Ergänzung bestimmen Rückriems Arbeit mit Stein. Der 1938 in Düsseldorf geborene Bildhauer, dessen Skulpturen unter anderem auf dem Gelände der Zeche Zollverein oder im Schlosspark Haus Weitmar in Bochum zu sehen sind, spaltet das Rohmaterial und fügt es anschließend wieder zusammen. Dabei ist die Bearbeitung des Materials keinesfalls willkürlich, sondern mathematisch und geometrisch durchdacht – mit dem Ziel, die Wirkungskraft der Skulptur in der jeweiligen Umgebung zu steigern. Rückriems Skulpturen stehen in einer Relation zu ihrer Umgebung, indem sie sich beispielsweise auf die Geschichte oder Architektur ihres Standortes beziehen. Keinesfalls soll aber die Umgebung vom eigentlichen Werk ablenken. Die Spuren der Bearbeitung, wie Schnitte und Löcher, die auf den Steinbruch verweisen, sollen auf den Arbeitsprozess, auf die Veränderung des Rohmaterials aufmerksam machen. Die Arbeitsvorgänge am Werk müssen für den Betrachter nachvollziehbar sein.

Ausstellung Ulrich Rückriem, Foto Thorsten Koch

Ausstellung Ulrich Rückriem, Foto Thorsten Koch

Wie intensiv Rückriems Vorarbeit zu den einzelnen Werken ist, zeigen die Arbeiten in der aktuellen Ausstellung in den Kunstsammlungen. Zerteilte Kuben, auf Schachbrettmustern angeordnete Stelen, geometrische Figurationen und Installationsanordnungen veranschaulichen sowohl den Arbeitsprozess als auch die Ideen des Künstlers. Die zentralen Themen der Teilung und Ergänzung werden anhand von Zeichnungen und Modellen verdeutlicht. Sie dokumentieren nicht nur die verschiedenen Aufteilungen der Skulpturen, sondern zugleich auch die Art der Bearbeitung. Gerade, mit Lineal gezogene Linien, sollen einen präzisen Schnitt darstellen und unregelmäßige Linien eine Spaltung, bei der das Material ungleichmäßig geteilt wurde.

Dame-Problem

Die in der Ausstellung präsentierten Modelle zeigen, dass die Platzierung der Skulpturen und somit die Beziehung zu ihrer Umgebung und zum Betrachter nicht zufällig ist. In den Werken der letzten Jahren ist es das schachmathematische Dame-Problem, das den Standort der Stelen bestimmt: Auf einem Schachbrett ähnlichen Rasterfeld werden acht Stelen so platziert, dass sich auf jeder Vertikalen, Horizontalen und Diagonalen nur eine von ihnen befindet. Zunächst wie wahllos platziert, besetzen die Stelen eine bestimmte, von der Mathematik vorgegebene Position, die auch für den Betrachter nachvollziehbar ist.

In der Auseinandersetzung mit dem Dame-Problem entstehen auch Rückriems jüngste Arbeiten auf Papier, die Freien Figurationen. Anstelle der Stelen werden 7 bis 8 Punkte auf die Schnittpunkte des Rasters gesetzt. Anschließend werden diese miteinander verbunden. Dabei entstehen unterschiedliche geometrische Gebilde, die Rückriem teils farbig, teils schwarz gestaltet.

Neues Wandbild im Veranstaltungszentrum

Auf der Idee der Freien Figurationen beruht auch die Gestaltung des Wandbildes, das Rückriem im Veranstaltungszentrum der Universität realisierte. Darauf sind sieben farbige Figurationen auf einer weißen, quadratischen Fläche zu sehen. Das Dame-Problem, das das skulpturale Werk bestimmt, wird auch hier angewendet. Die starr platzierten Stelen der früheren Werke werden jedoch durch filigrane Figurationen ersetzt, die in der Luft zu schweben scheinen und an Origami-Vögel erinnern.

Ausstellung Ulrich Rückriem, Foto Thorsten Koch

Ausstellung Ulrich Rückriem, Foto Thorsten Koch


Die Ausstellung „Ulrich Rückriem. Zeichnungen und Skulpturmodelle“ ist bis zum 11. April 2010 in den Kunstsammlungen (Campusmuseum: Sammlung Moderne) auf dem Forum der Ruhr-Universität zu sehen. Öffnungszeiten: Di-Fr 11-17 Uhr, Sa, So und an Feiertagen: 11-18 Uhr; Eintritt frei

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert