Wissenswert: Welcher Kopfschmerz plagt mich?

Mann hat Kopfschmerzen

Dr. Burkhard Pleger leitet die Kopfschmerzambulanz im Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum. Foto: Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum

Zu viel gelernt, zu wenig geschlafen, zu viel getrunken – das können Gründe für Kopfschmerzen sein. Es gibt vielzählige Ursachen für das Hämmern und Drücken im Kopf und ebenfalls eine Menge Behandlungsmöglichkeiten. Je nachdem welcher Kopfschmerz uns plagt, sieht die Behandlungsmethode sehr unterschiedlich aus. Schnell eine Schmerztablette einwerfen, um beim Date wieder fit zu sein? Oft ist das keine gute Idee und kann sogar alles noch schlimmer machen.

Kopfschmerzen plagen uns alle: die einen häufiger, die anderen seltener. Gerade bei Studenten steigt die Zahl der Kopfschmerzpatienten stetig an und dabei ist nicht die Rede vom Katerkopfschmerz nach einer durchzechten Nacht, sondern von krankhaften Kopfschmerzen in regelmäßigen Intervallen oder sogar im chronischen Verlauf. Bevor Patienten jedoch zu Schmerzmitteln greifen, sollten sie wissen, welche Kopfschmerzart das Leben erschwert.

Zu den drei häufigsten Kopfschmerzarten gehören laut Dr. Burkhard Pleger, Neurologe am Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum, die Migräne, der Cluster-Kopfschmerz und der Spannungskopfschmerz. Sie alle zeigen verschiedene Symptome und benötigen eine individuelle Behandlung.

Migräne

„Die Migräne zählt zu den erblich bedingten Kopfschmerzarten. Ihr liegt eine neurogene Entzündung in den Hirnhäute zu Grunde“, erklärt Neurologe Pleger. Die Migräne lässt sich in drei zeitlich begrenzte Phasen aufteilen, die allerdings nicht immer bei allen Patienten auftreten müssen.

 

Symptome der Anfangsphase

Manche Patienten merken schon vor dem Auftreten der sogenannten „Aura“-Phase, dass etwas nicht stimmt. Es wird von der Prodromalphase gesprochen. Hier können Heißhunger auf bestimme Nahrungsmittel oder Müdigkeit auftreten. Die Symptome treten meist ein bis zwei Tage vor Beginn des eigentlichen Kopfschmerzes auf, sodass einige Patienten genau wissen, wann sie Kopfschmerzen bekommen werden. Bei einem Teil der Patienten schließt sich eine „Aura“-Phase an. Im Gehirn der Betroffenen läuft dabei eine „Welle“ über bestimmte Hirnregionen und unterdrückt dabei die neuronale Aktivität. Dadurch entstehen Ausfallserscheinungen. So können Symptome auftreten, die die Wahrnehmung beeinträchtigen wie zum Beispiel Flimmersehen oder Kribbelgefühle. Allerdings können auch Schlaganfall-ähnliche Ausfallserscheinungen wie Sprachstörungen oder Lähmungserscheinungen Teil der Aura sein. Die Symptome treten meist 15 bis 45 Minuten vor Beginn des eigentlichen Kopfschmerzes auf.

Dann kommt der Schmerz

Die Schmerzphase wird von Patienten mit einem pochend, hämmernden Schmerz beschrieben. Dieses Phänomen des pochenden Kopfes kommt dadurch zustande, dass sich bei einem Migräneanfall die Gefäße weiten und der Kopf tatsächlich pocht. Typisch für die Migräne ist auch, dass sie sich in Zusammenhang mit körperlicher Aktivität und Bewegung deutlich verschlimmert. Die akute Schmerzphase der Migräne kann eine Zeitspanne von vier Stunden bis zu drei Tagen einnehmen. In dieser Zeit liegt der Migränepatient in einem abgedunkelten Zimmer, ohne TV, Musik oder Gespräche. Der Grund dafür sind Symptome wie Lichtscheu, Lärmscheu, Sehstörungen und Übelkeit oft begleitet von Erbrechen, die zu den Begleitsymptomen eines Anfalls gehören. Hausarbeiten, Freunde und Clubs müssen dann erst einmal warten…

 

Die Erholungsphase
Nach den schmerzerfüllten Tagen, folgt die Erholungsphase. „Erholung“ sollten die Patienten wörtlich nehmen. Denn häufig sind Patienten in der Erholungsphase sehr müde, angeschlagen und erschöpft. Diese Symptome können bis zu zwei Tage nach dem Migräneanfall andauern.
Die richtige Behandlung und Therapie
Nach Aussage von Dr. Pleger wissen Migränepatienten meist selbst, was der Auslöser für den Anfall war. Das können Dinge wie falsche Nahrungsmittel, Stress oder viele andere Auslöser sein. Bei falscher Behandlung oder einer Behandlung ohne ärztlichen Rat, kann schnell auch ein sogenannter medikamentenassoziierter Kopfschmerz auftreten. „Dies ist nämlich der Fall, wenn der Patient an mehr als zehn Tagen im Monat Schmerzmitten zu sich nimmt“, sagt der Kopfschmerzspezialist Pleger. Dann seien die Kopfschmerzen durch das jeweilige Medikament selbst verursacht worden und das Ziel durch das Medikament wieder fit zu werden, sei verfehlt. Zur prophylaktischen Migränebehandlung werden drei verschiedene Medikamentengruppen eingesetzt:

  • Antidepressiva
  • Herz-/Kreislaufmedikamente
  • Antiepileptika

Alle Medikamente dieser drei Gruppen können bestimmte Nebenwirkungen mit sich bringen und müssen deshalb (zumindest in der Anfangsphase der Medikation) unter regelmäßiger ärztlicher Beobachtung dosiert und eingestellt werden. In der akuten Schmerzphase setzt man auf sogenannte Triptane. Sie nehmen Einfluss auf den Serotonin-Haushalt und sind sehr schnell wirksam, wenn sie in der Schmerzphase frühzeitig eingenommen werden. Viele neue Medikamente befinden sich momentan kurz vor klinischer Zulassung. Die neuen Medikamente enthalten Antikörper und sollen weniger Nebenwirkungen mit sich bringen und zudem eine deutlich geringere Einnahmeanzahl zur Wirkung benötigen. In ein paar Monaten könnte schon eine einzige Spritze über Monate prophylaktisch vor einem Anfall schützen. Aber auch nichtmedikamentöse Behandlungen, wie die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen oder Ausdauersport können den Patienten helfen, ihre Schmerzintervalle zu verlängern und besser mit der Migräne umzugehen.

 

Clusterkopfschmerz
Dr. Pleger erzählt, dass der Clusterkopfschmerz als der schmerzhafteste von allen Kopfschmerzarten gilt. Er ähnelt der Migräne aber bringt spezielle Eigenarten mit sich. Besonders gefährlich ist die häufig mit dem chronischen Clusterkopfschmerz einhergehende Suizidgefahr, da die Schmerzen teilweise unerträglich sind und manche Patienten keinen Ausweg mehr sehen“, so Pleger.

 

Merkmale des Clusterkopfschmerzes

Der Clusterkopfschmerz ist durch schwere, einseitig im Bereich der Augen und Schläfen auftretende Schmerzattacken gekennzeichnet. Von Patienten wird der Schmerz als extrem stechender Schmerz im Augenbereich beschrieben. Viele Patienten von Dr. Pleger sagen, dass sich der Clusterkopfschmerz anfühle, wie ein Eispickel, der von hinten ins Auge sticht. Nach dieser Beschreibung verschwendet wohl niemand mehr einen Gedanken an laute Musik und Studentenpartys.

Vegetative Begleitsymptome wie Augenrötung, Nasenlaufen, vermehrtes Schwitzen im Gesichtsbereich, Schwellungen der Augenlider sowie körperliche Unruhe und Bewegungsdrang sind zudem typisch für den Clusterkopfschmerz und unterscheiden ihn von der Migräne.

 

Häufigkeit
Der episodische Clusterkopfschmerz tritt gehäuft im Herbst oder Winter sowie abends und nachts auf. Eine Attacke kann wenige Minuten bis drei Stunden andauern und das bis zu acht (!) mal am Tag. Der Clusterkopfschmerz weist als einzige Form in der Gesamtheit der Kopfschmerzerkrankungen ein deutliches Überwiegen bei Männern auf. Zwischen 70 und 90 Prozent der Patienten sind nach einer Studie der Schmerzklinik Kiel männlich.
Therapie und Prophylaxe
Ähnlich wie bei der Migränetherapie werden auch bei der Behandlung von Clusterkopfschmerzen Triptane eingesetzt. Da der Clusterkopfschmerz allerdings bei Weitem nicht so lange anhält wie die Migräne, dafür aber in seiner Schmerzintensität viel stärker ist, benötigen Clusterkopfschmerzpatienten schnellere Hilfe. Bis eine Tablette ihre Wirkung erzielt, ist es meist schon zu spät. Hier helfen Triptane, die subkutan, also mittels einer Spritze direkt in den Körper gelangen und schneller aufgenommen werden. Außerdem hat sich die Inhalation von reinem Sauerstoff als sehr wirksam erwiesen. Dieser wird von den Patienten über eine Atemmaske aufgenommen. Der Patient inhaliert 12 bis 15 Liter reinen Sauerstoff in 15 bis 20 Minuten, um eine Schmerzlinderung zu spüren. Zur Prophylaxe werden hier, ebenso wie bei Migränepatienten Antiepileptika und bestimmte Herzmedikamente eingesetzt.
Spannungskopfschmerz
Der Spannungskopfschmerz ist als einziger Kopfschmerz bis heute noch nicht wirklich von Experten und Ärzten verstanden. „Es ist nicht klar, woher er kommt, was die Therapie natürlich umso schwerer macht“, erzählt Dr. Pleger.

 

Typische Erscheinungsformen und Symptome

Typisch für den Spannungskopfschmerz sind dumpfe, drückende Kopfschmerzen mit mittlerer Schmerzintensität. Patienten äußern beidseitige Kopfschmerzen und haben sehr häufig auch Nackenprobleme, welche man jedoch nicht eindeutig mit dem Kopfschmerz in Verbindung bringen kann. Manche Spannungskopfschmerzpatienten leiden gleichzeitig an Depressionen. Hierbei stellt sich allerdings immer die Frage, ob zuerst der Kopfschmerz oder die Depression da war. Die Schmerzen des Spannungskopfschmerzes sind im Gegensatz zu den zuvor genannten Kopfschmerzarten deutlich tolerierbarer, so Dr. Pleger.

Behandlungsmethoden
Beim Spannungskopfschmerz greift man anders als bei der Migräne und dem Clusterkopfschmerz erst zu nichtmedikamentösen Behandlungen. „Hier hat sich Pfefferminzöl als äußerst wirksam erwiesen, wenn man es auf die Schläfen gibt und einmassiert“, sagt Dr. Pleger als Tipp. Außerdem empfinden viele Ausdauersport als hilfreich. Helfen Sport und Pfefferminzöl nicht aus, greifen Ärzte durch die häufige Verbindung des Spannungskopfschmerzes mit Depressionen zu Antidepressiva.
 

Beitragsbild: pixabay.com/geralt unter Verwendung der Creative Commons-Lizenz

 

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