Elektrowagen ja oder nein?

„Gute Fahrt. Mit gutem Strom.“ – so wirbt zum Beispiel Volkswagen für seine neuen Elektroautos. Die Grünen wünschen sich schon seit mehreren Jahren einen Umstieg auf das umweltfreundliche Auto und die Bundesregierung fördert den Kauf des grünen Autos mit Prämien. Aber wie umweltfreundlich ist das E-Auto wirklich und rechnet sich heute schon die Anschaffung?

Das Konzept ist einfach: Statt eines Verbrennungsmotors, der mit Benzin oder Diesel betrieben wird, fährt das Elektroauto mittels einer Batterie und getankt wird aus der Steckdose. Die E-Autos versprechen neben Lärmreduzierung vor allem eine Reduktion der CO2 Emission.

Aber wie grün sind die grünen Autos wirklich? Denn der Materialbedarf in der Herstellung von Elektroautos ist erheblich höher als bei herkömmlichen Autos. Vor allem die Herstellung der Lithiumionen-Batterie sei aufwendig, meint Julius Jöhrens vom Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg. Auch in der CO2 Emission schneiden Elektroautos im Herstellungsprozess schlechter ab als normale Wagen. Für E-Autos wird etwa eineinhalbmal mehr CO2 ausgesendet als bei herkömmlichen Wagen.

Vorteile im Gebrauch – aber erst nach langer Nutzung

Bei der Herstellung können die grünen Autos also nicht punkten, aber wie schneiden sie im Gebrauch ab? Wie wenig CO2 das Auto hinterlässt, hängt vor allem davon ab, wie der Strom erzeugt wurde, den es verbraucht. Denn, wenn man zum Beispiel nur mit Strom aus fossilen Brennstoffen fahren würde, würde man eben Benzin über Umwege tanken. Nach Angaben des Bundesamts für Statistik wurden 2016 etwa 29 Prozent der Energie in Deutschland aus erneuerbaren Energieträgern gewonnen. Zum Vergleich: 1990 waren es nur knapp 4 Prozent. Jöhrens ist von dem Trend zu immer mehr erneuerbaren Energien überzeugt: „Die Zahl wird in Zukunft auch weiter ansteigen“.

Trotzdem muss man ungefähr 80.000 Kilometer fahren, damit das Auto mit dem heutigen Energiemix und trotz der Herstellung ökologisch bei null rauskommt. Das entspricht ungefähr 1081 Fahrten von Dortmund nach Essen und zurück. Zudem ist die Reichweite eines Elektroautos viel geringer als die eines herkömmlichen Wagens. Schon nach etwa 200 Kilometern muss im Schnitt nachgetankt werden. Nur, wenn das Auto also viel gefahren wird, ist es am Ende umweltfreundlicher als ein herkömmlicher Wagen. Am Ende seiner Lebensdauer kann ein E-Auto im Vergleich zu einem herkömmlichen Auto dann CO2 Einsparungen von um die 20 Prozent verzeichnen, sagt Julius Jöhrens. „Und je grüner die Stromgewinnung wird, desto mehr steigt auch dieser Wert an“, erklärt er. 

Was passiert, nachdem das Auto seinen Dienst geleistet hat?

Gibt es vielleicht die Möglichkeit die Batterie zu recyceln? Die seltenen Metalle Nickel, Cobalt und Kupfer werden, laut Jöhrens, heute schon recycelt, Lithium zum Beispiel aber noch nicht, da es sich ökonomisch noch nicht lohne. Recycling sei ein wichtiger Punkt, um die E-Autos nachhaltig zu gestalten, aber klare Richtlinien hierzu müsse die Politik liefern, fordert Jöhrens.

Unter Berücksichtigung all dieser Punkte: Lohnt es sich heute schon auf Elektroautos zu wechseln? Es sei zwar noch nicht alles optimal. Aber Julius Jöhrens ist der Meinung, auch heute könne die Umwelt schon von E-Autos profitieren. Vor allem, wenn man einen alten Wagen mit hohem Verbrauch besitzt und sowieso einen neuen kaufen möchte, lohnt es sich, über die Anschaffung eines elektrischen Autos nachzudenken. Man sollte trotzdem im Hinterkopf behalten, dass sich der Kauf erst nach langer Nutzung ökonomisch rentiert.

 

Beitrags-/Teaserbild: pixabay.com lizenziert nach Creative Commons 

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