„Neue Bauernregeln“:
Wenn Politiker und Bauern reimen

Eine hitzige Diskussion mit Kurzgedichten in Bauernregel-Manier – das hat die neue Öffentlichkeitskampagne von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks angestoßen. Mit Plakaten möchte sie auf Missstände in der Landwirtschaft aufmerksam machen. Viele Bauern fühlen sich ungerecht behandelt und reimen zurück. 

Wenn Politiker und Bauern mit Reimen jonglieren, sie auf Social Media über Landwirtschaft diskutieren. Dieser Spruch steht sinnbildlich für den Streit, den Bundesumweltministerium und Vertreter der Landwirtschaft auf Twitter und Facebook führen. Thema ist die Kampagne „neue Bauernregeln“, die das Ministerium vor Kurzem der Öffentlichkeit vorgestellt hat.

Das sind die 'neuen Bauernregeln' des Ministeriums:
  • „Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein.“
  • „Gibt’s nur Mais auf weiter Flur, fehlt vom Hamster jede Spur.“
  • „Zu viel Dünger auf dem Feld geht erst ins Wasser, dann ins Geld.“
  • „Haut Ackergift die Pflanzen um, bleiben auch die Vögel stumm.“
  • „Zu viel Dünger, das ist Fakt, ist fürs Grundwasser beknackt.“
  • „Ohne Blumen auf der Wiese geht’s der Biene richtig miese.“
  • „Steh’n im Stall zu viele Kühe, macht die Gülle mächtig Mühe.“
  • „Gibt’s nur eine Pflanzenart, wird’s fürs Rebhuhn richtig hart.“
  • „Wenn alles bleibt, so wie es ist, kräht bald kein Hahn mehr auf dem Mist.“
  • „Strotzt der Boden vor Nitraten, kann das Wasser arg missraten.“
  • „Bleibt Ackergift den Feldern fern, sieht der Artenschutz das gern.“

Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, erklärt in einem Video auf Twitter, was die Kampagne bewirken soll:

Er wünscht sich eine „lebendige Diskussion“ – und schon kurze Zeit später stellt sich heraus, dass sein Wunsch erfüllt wird. Denn die Kampagne gefällt nicht allen, Vertreter der Landwirtschaft fühlen sich angegriffen. Heike Müller, Vizepräsidentin des Bauernverbands Mecklenburg-Vorpommern, sieht sich in eine falsche Ecke gedrängt und hat deshalb einen offenen Brief an die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks geschrieben:

Aus dem offenen Brief von Vizepräsidentin Dr. Müller an Bundesumweltministerium Barbara Hendricks:"Was glauben Sie,…

Posted by Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern on Freitag, 3. Februar 2017

 

Auch der bundesweite Deutsche Bauernverband ist nicht gerade erfreut über die Kampagne und kritisiert unter anderem die Art, in der die „neuen Bauernregeln“ geschrieben sind.

"Herzlichen Glückwunsch" – Wir haben schon lange vermutet, dass Argumente weit entfernt sind vom Umweltministerium. Wir…

Posted by Die Deutschen Bauern on Donnerstag, 2. Februar 2017

 

Wie Du mir, so ich Dir: Der Verband reimt zurück.

Das Umweltbundesministerium versucht sich an Bauernregeln.Wir haben da auch noch ein paar Ideen: Bitte sehr, Barbara…

Posted by Die Deutschen Bauern on Donnerstag, 2. Februar 2017

 

Auch die Interessensgemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands entwickelt einen Reim.

Aber nicht nur Vereine möchten sich gegen die Kampagne wehren, sondern auch einzelne Bauern. Die Landwirtin Kathrin Seeger hat eine Büttenrede geschrieben:

Befürworter der Kampagne argumentieren, dass diese Reaktionen für sich sprächen. Zum Beispiel schreibt Ulrike Gote, Parteimitglied der Grünen und Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags:

Steuerverschwendung, Diskreditierung, staatliches Mobbing und Bauern-Bashing: Diese Vorwürfe werden gegen das Bundesumweltministerium laut. Und wie reagiert es darauf? Natürlich mit einem Reim!

Teaser-/ Beitragsbild: Bastian Kaiser

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