Ärger mit der Online-Anmeldung per LSF

Ein kleiner Seminarraum, über 100 Studierende, viele sitzen auf dem Boden – das war lange Alltag in den Geisteswissenschaften. Seit dem Wintersemester 2007/2008 erfolgt die Kursbelegung für die Germanistik online über das LSF DuE Campus – und alles sollte besser werden. Doch mit dem neuen Programm, gibt es auch neue Probleme.

Das LSF ermöglicht die Anmeldung bequem von zuhause aus. Das Problem: Wer doch nicht mehr an dem Seminar teilnehmen will, meldet sich in den meisten Fällen nicht ab.

Das LSF ermöglicht die Anmeldung bequem von zuhause aus. Das Problem: Wer doch nicht mehr an dem Seminar teilnehmen will, meldet sich in den meisten Fällen nicht ab.

Das LSF genannte Campus Management System (eine Web-Anwendung für Lehre, Studium und Forschung) ermöglicht den Studenten unter anderem die Zusammenstellung eines Stundenplans und die Anmeldung für zulassungsbeschränkte Kurse. Anfangs hieß es allerdings noch früh aufstehen nach dem Motto: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ – die Seminarplätze wurden an die Studenten vergeben, die sich zuerst angemeldet hatten. Nicht nur für Berufstätige und Studenten im Auslandssemester eine große Hürde: „Immerhin ist das neue System in diesem Punkt fairer“, sagt Magister-Studentin Stefanie. Denn zum neuen Semester wurde das LSF überarbeitet. 

Wer einen Seminarplatz haben will, braucht Glück

Nun kann sich jeder für alle Seminare anmelden, und der Computer lost zu Beginn des neuen Semesters die Plätze zu – ein echtes Glücksspiel also. So fair das klingen mag, in der Realität funktioniert es leider nicht einwandfrei. Besonders ärgerlich: „Für Blockseminare wurde ich nicht zugelassen, weil es Terminkollisionen mit Seminaren im Semester gab“, sagt Katharina. Und das, obwohl lediglich die Vorbesprechung des Blockseminars in den Zeitrahmen eines anderen Kurses fiel.

Hermann Coelfen. Foto: privat

Hermann Coelfen. Foto: privat

„Perfekt ist es nicht“

Dieser Kinderkrankheiten des Systems ist sich Germanistik-Kustos und LSF-Verantwortlicher Hermann Cölfen bewusst: „Perfekt ist es nicht und kann es auch nicht sein.“ Um die Probleme zu beseitigen, hat er in den ersten zwei Semesterwochen ungefähr 500 Fälle bearbeitet und nach eigener Aussage bis auf zwei, drei Ausnahmen alle Studenten zufriedenstellen können.

Strukturelle Unterversorgung

Den jetzigen Engpass an Veranstaltungen sieht Cölfen zum einen in einer strukturellen Unterversorgung begründet, zum anderen in einer extrem hohen Nachfrage von Studierenden, die außerhalb der Regelstudienzeit liegen. So müssen zum Beispiel Studenten, die sich für ein Seminar mit 20 Teilnehmern anmelden wollen, feststellen, dass es bereits über 100 Interessenten gibt. Andere wiederum können nicht einmal die Hälfte der Veranstaltungen besuchen, für die sie sich zuvor angemeldet hatten – und haben demnach einen relativ leeren Stundenplan.

Niemand meldet sich wieder ab

Die Idee war, dass Studenten sich von einem zugelassenen Seminar abmelden, wenn sie nicht daran teilnehmen wollen. Allerdings hat das „in 80 Prozent der Fälle nicht funktioniert“ sagt Cölfen. Zwar gibt es die Möglichkeit, nachträglich noch Kurse zugeteilt zu bekommen, doch ist dies meist mit Zeitaufwand und Ärger verbunden. Der Stundenplan kann in solchen Fällen erst fertig gestellt werden, wenn die ersten Seminarsitzungen schon stattgefunden haben. Das LSF hat den Vorteil, dass es einen Überblick über die Nachfrage an Seminaren schafft. So können zu Beginn des Semesters noch zusätzliche Kurse angeboten werden.

Viele Dozenten setzen sich über die Online-Anmeldung hinweg

Oft stellt man in der ersten Sitzung einer Veranstaltung fest, dass von 40 ausgelosten Studenten nur 25 anwesend sind. Andererseits haben sich 15 andere Stundenten eingefunden, die sich für das Seminar interessieren. Die Zahl der erwarteten Teilnehmer wird somit nicht überschritten, die LSF-Teilnehmer-Liste ist überholt. Viele Lehrkräfte lassen mit sich reden und sehen über die Anmeldebeschränkungen und Zulassungen im LSF hinweg: „Wer im Seminar sitzt, darf auch daran teilnehmen“, sagt zum Beispiel ein Dozent aus der Linguistik. Cölfen ist derweil zuversichtlich: „Ich bin ganz optimistisch, was das nächste Semester betrifft.“ Eine Mängelliste mit Verbesserungsvorschlägen besteht bereits. Damit Studenten in Zukunft nicht erst nach vielen Absprachen genügend Seminare für ihren Stundenplan zusammenbekommen.

Text: Katharina Storm und Katrin Bach

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