Ein Paket auf Irrwegen

Ausschnitt einer Weltkarte mit Transportweg des Pakets.

Etwa drei Wochen nach Weihnachten gibt es immer noch ein Geschenk, das ich noch nicht verschenken konnte, weil es noch nicht bei mir angekommen ist. Dass das Paket schon um die halbe Welt gereist ist, spielt dabei keine Rolle, verloren gegangen ist es auf den letzten Metern vor meiner Haustür.

Dieses Jahr habe ich es endlich mal geschafft, rechtzeitig mit dem Weihnachts-Shopping anzufangen. Mitte November habe ich im Internet das perfekte Geschenk für einen Freund entdeckt. Der Verkauf läuft über einen chinesischen Händler, die Lieferung sollte etwa drei Wochen dauern. Der Preis inklusive Versand: 4,98€. Globalisierung ist eben doch etwas Tolles!

Einen Tag später bekomme ich per Mail und in gebrochenem Deutsch die Versandbestätigung, inklusive Tracking-Nummer von „贝邮宝- PayPal Package“, einem chinesischen Paketdienst: „Durch diese Webseite, können Sie Information von Ihrer Paket schauen.“ Diesen Service würde ich noch brauchen.

Wo bleibt das Päckchen?

Eine Woche vor Weihnachten finde ich in meinem Briefkasten eine Nachricht: „Ihre Sendung ist da!“ Scheinbar ist mein Päckchen angekommen, als ich gerade nicht zuhause war. Es sollte also bei einem meiner Nachbarn liegen. Schlauerweise steht aber nicht in der freundlichen Nachricht, bei welchem Nachbarn ich das Weihnachtsgeschenk abholen kann. Auch ein Zettel im Hausflur, mit der Bitte, der Nachbar möge sich bei mir melden, hilft nicht. 

Am 23. Dezember erwische ich endlich den Postboten persönlich, um ihn zu fragen, wo das Paket ist. Die Antwort, einen Tag vor Weihnachten: Er habe versehentlich das falsche Feld angekreuzt, das Päckchen wartet angeblich in der nächsten Postfiliale auf mich.

Noch 24 Stunden bis zur Bescherung

Um 17 Uhr stehe ich also in einer langen Schlange vor dem Postschalter.  30 Minuten lang durfte ich zusehen, wie sich zwei völlig überarbeitete Mitarbeiterinnen durch riesige Haufen mit Paketen wühlten. Die Suche nach meinem Paket dauert länger als üblich. Viel länger. Irgendwann suchen alle Mitarbeiter der Filiale, inklusive Chefin, nach meinem Paket. Leider ohne Erfolg: „Ist bei uns nicht angekommen, wir haben auch keine Ahnung, was die Postboten mit den Sendungen machen.“

Nico guckt traurig.

Nico wartet schon sehnsüchtigst auf sein Weihnachtsgeschenk!

 Meinen Freund pünktlich zu Weihnachten mit einem Geschenk aus China zu überraschen hat also schon mal nicht geklappt. Vielen Dank auch Deutsche Post! Und an der Beschwerde-Hotline verspricht man mir, dass man sich melde, sobald das Paket irgendwo auftaucht. Wirklich große Hoffnung darauf habe ich aber nicht. Denn wenn das Paket länger als sieben Tage verschwunden ist, wandert es zurück zum Absender – also nach China!

Wo ist das Päckchen geblieben?

Dank „贝邮宝- PayPal Package“ kann ich immerhin nachvollziehen, wie das Paket gereist ist. Von Peking aus ging es per Flugzeug nach Moskau, da wurde das Paket umgeladen und ist weiter mit Flug RU481 nach Frankfurt geflogen. Von da an sollte es mit der Deutschen Post nach Dortmund gehen.

Das hat scheinbar auch geklappt. Der Postbote stand mit dem Paket ja schon vor meiner Haustür. Mein kleines Päckchen hat also 7.700 Kilometer Reise hinter sich, und auf den letzten Metern geht es verschütt.

Paket weg – und jetzt?

 Nach Silvester ist das Paket immer noch verschollen. Also frage ich in der Filiale einen freundlichen Postmitarbeiter, was ich denn jetzt machen soll. „Wenden Sie sich an den Absender! Sagen Sie dem, das Paket ist bei Ihnen nie angekommen und er soll Ihnen etwas Neues schicken!“

Gesagt, getan. Der chinesische Händler reagiert prompt und entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten per Mail: „Ok,machen Sie keien Sorge, heute haben wir eine neue schickt. Aber die Leiferung dauert gegen 18 bis 21  Tage,hoffen auf Ihre Verständniss.“

Es ist also problemlos möglich, für unter fünf Euro ein Päckchen aus dem kommunistischen China zu bestellen. Auch der Versandweg durch politisch problematische Länder wie Russland klappt einwandfrei. Die Gefahr lauert im ordentlichen Deutschland.

"Entschuldigungsbriefmarken" und ein Anschreiben.

Die Deutsche Post gibt alles – auch veraltete Briefmarken.

Immerhin: Die Deutsche Post hat sich mittlerweile bei mir entschuldigt. Als Wiedergutmachung gab es vier Entschuldigungsbriefmarken. Auf dem Heftchen grinst eine Postmitarbeiterin: „Für guten Kundenservice geben wir täglich alles.“ Vier Marken à 60 Cent. Nette Geste! Leider hat die Post das Briefporto zum 1. Januar 2015 erhöht: auf 62 Cent.

 Fotos: Karsten Kubow

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