McWellness: Entspannungs-Quickie für die Uni-Pause?

Foto: Sinan Krieger

McWellness bietet eine Auszeit vom Alltagsstress zum Spartarif. Fotos: Sinan Krieger

Entspannung pur zwischen Bestattungsinstitut und Kaufland. Was gewöhnungsbedürftig klingt, wird am Aplerbecker Markt in Dortmund Realität. Seit 2014 bietet das Startup McWellness dort private Räume zum Relaxen an. Whirlpool, Regendusche und eigene Sauna zum Preis von neun Euro die Stunde sollen den Kurzurlaub in der Mittags- oder Vorlesungspause möglich machen. Ob das funktioniert? Pflichtlektüre-Reporter Sinan Krieger und eldoradio*-Reporter Philipp Lippert haben es getestet.

Wellness fernab der großen Kurorte im Schwarzwald und der Nordseeküste – damit wirbt McWellness in Aplerbeck. Das Konzept stammt aus den Metropolen dieser Welt. „In Shanghai, Tokio oder New York entstehen immer mehr Daily-Spa-Unternehmen, die Wellness für zwischendurch anbieten“, sagt Gründer und Geschäftsführer Thomas Kanitz. Inspiration fand Kanitz bei einem Freund. Der produzierte Duschhähne – manchmal liegen gute Ideen eben da, wo man sie am wenigsten erwartet.

Wir wollen nicht das Feeling einer Großraumsauna, wo der jungen Frau vom 75-jährigen Opi im schlimmsten Fall etwas weggeguckt wird.

(Thomas Kanitz, Gründer McWellness)

Privatsphäre, Verfügbarkeit im Alltag und kurzfristige Buchungen – mit diesem Modell will das Unternehmen in Deutschland erfolgreich werden. Bisher ist der Plan aufgegangen. Infolge des großen Andrangs sind wochenlange Wartezeiten auf einen Termin keine Seltenheit mehr. Dadurch geht zwar das Versprechen verloren, kurzfristig buchbar zu sein, doch dieses Luxusproblem kann das Startup verkraften. Zu gut laufen die Geschäfte. Für unseren Test macht McWellness übrigens eine Ausnahme – wir können das Angebot außerhalb der Öffnungszeiten ausprobieren.

Foto: Sinan Krieger

An der Bar steht erstmal eine Fragestunde auf dem Programm.

Wellness im Baukasten-Prinzip

Der vertraute Geruch von Chlor macht sich in der Eingangshalle breit. Doch statt auf ein großes Hallenbad inklusive kreischender Kinder, blicken wir auf zahlreiche Milchglastüren und hören rhythmische Klänge. Südsee-Flair. An der Bar werden wir schon erwartet. Eine junge Dame begrüßt uns. Welche Sauna-Variante wir buchen möchten, bio oder finnisch, fragt sie. Das hinterlässt bei uns die ersten Fragezeichen. „Hauptsache warm!“, denken wir nur.

Auch den Aufguss können wir wählen. Neben dem Bestseller „Lemongras“ wird uns der neuste Frühlingsduft „Flieder“ empfohlen. Na gut, nehmen wir den mal.

„Fremdflüssigkeiten“ unerwünscht

Nach der kleinen Fragerunde betreten wir schließlich samt Begleitung die Suite. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Die junge Frau erklärt uns schnell die wichtigsten Funktionen des Pools, schon zieht sie sich zurück. Ihr „Viel Spaß, Jungs!“ ist der intimste Wortwechsel an diesem Tag. Voller Eifer wollen wir direkt in den Pool springen. Doch eine deutliche Warnung an den Treppenstufen lässt uns zaudern: „Unser Whirlpool schaltet sich aus, wenn Fremdflüssigkeiten hineingelangen. Die Kosten für die Neufüllung trägt der Gast. Bitte vorher abduschen.“

Bei einer Füllmenge von über 1000 Litern und den damit verbundenen Kosten kommen wir der Bitte lieber nach, zumal die Regendusche ebenfalls warmes Wasser bereit hält. Die Zeiten, in denen wir von Mama und Papa unter die kalte Freibad-Dusche gezwungen wurden, endlich sind sie vorbei!

Zwischen Flieder und Facebook

Foto: Sinan Krieger

Vor der Entspannung unbedingt abduschen!

Der Whirlpool selbst ist ähnlich warm wie die Dusche, aber geräumiger. Insgesamt passen drei Personen rein. Der Flachbildschirm an der Wand zeigt brennendes Holz und lodernde Flammen – ein Kamin des 21. Jahrhunderts. Mit der Fernbedienung ist man alternativ blitzschnell auf Youtube oder Vimeo. Entspannung geht heutzutage nicht nur offline und schon erst recht nicht nur leise. Schon dröhnt Ushers „My Boo“ durch den Raum. Wer sein Wellness-Erlebnis nicht für sich behalten möchte, der kann es mittels Facebook-App ebenfalls über den 16:9-Bildschirm loswerden.

Das Tablet am Beckenrand rundet das Multimedia-Paket ab. Per Touchscreen können wir hier Getränke und Snacks bestellen. 4,50 Euro für ein Panini mit Hähnchenstreifen oder vier Euro für einen Hugo. Philipp läuft schon das Wasser im Mund zusammen, doch erst muss der „Flieder-Aufguss“ probiert werden.

Hinter der Sauna-Tür wartet ein kleiner Raum mit Mini-Aufguss. Allerdings herrscht weiter Unklarheit über den Sauna-Typ. Zwar handelt es sich bei den Brettern, auf denen wir liegen, um einen nachwachsenden Rohstoff. Ob nun Bio- oder finnische Sauna, wissen wir trotzdem nicht. Nach gut zehn Minuten ist der Saunagang schon wieder vorbei. Von Frühlingsgefühlen übermannt, wurden wir durch den Flieder übrigens nicht. Ein leiser Gong leitet die letzten fünf Minuten ein. Unser Spaß endet, wie er begonnen hat: mit einer Regendusche.

eldoradio*: Die McWellness-Erfahrung als Radio-Reportage anhören

McWellness ganz anders als McDonald’s

Zufrieden und ein wenig überrascht verlassen wir unsere Suite. Wer hätte das gedacht bei nur neun Euro die Stunde und einem „Mc“ im Namen? Das hatte bei uns Vorurteile geweckt – McDonald’s lässt grüßen. „In der Tat ist es in der Außendarstellung nicht leicht, das „Mc“ mit hoher Qualität zu verbinden, gerade im Wellnessbereich. Unser Name bezieht sich aber eher auf die Mechanismen im Unternehmen und auf das Ziel Marktführer zu werden“, sagt Gründer Thomas Kanitz. Trotzdem scheint das Konzept bislang aufzugehen. Momentan verzichtet die Geschäftsführung auf Werbung. Die Suiten sind ohnehin frühzeitig ausgebucht.

Vom Hartz-IV-Pärchen bis zum Business-Ehepaar mit Gucci-Tasche haben wir hier alles.

(Thomas Kanitz, Gründer McWellness)

Wer selbst eine McWellness-Erfahrung machen möchte, sollte also frühzeitig buchen oder sein Glück in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden suchen. Zudem soll es bald Alternativen zur Filiale in Aplerbeck geben. Das Unternehmen plant weitere Standorte in Hombruch, Bochum, Essen, Oberhausen und Wuppertal. Auch die Hauptstadt soll ein McWellness bekommen. Neben BVB-Profis stoßen somit auch Bundestagsabgeordnete zur Zielgruppe des Startups. Die ist ohnehin groß, berichtet Kanitz: „Vom Hartz-IV-Pärchen bis zum Business-Ehepaar mit Gucci-Tasche haben wir hier alles.“

von Sinan Krieger und Philipp Lippert

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