In Nordrhein-Westfahlen gibt es etwa 43.000 Arten. Josef Tumbrinck, Vorsitzender des Naturschutzbunds Nordrhein-Westfalen (NABU NRW), schätzt, dass es einige tausend mehr sind. „Von 11.000 Arten kennt man den Zustand der Bestände. Also bei nur etwa einem Viertel. Bei den anderen weiß man nur, dass sie existieren“, erklärt er.
Von diesen 11.000 Arten, die bisher genauer erforscht wurden, sind etwa 50 Prozent bedroht. Bei den Amphibien und Reptilien liegt die Gefährdung sogar bei 80 Prozent. Der Grad der Gefährdung einer Art wird nach der Wahrscheinlichkeit ihres Aussterbens bemessen. Als ausgestorben gilt eine Art, wenn alle Individuen verstorben sind, ohne Nachkommen produziert zu haben.
Doch es gibt auch Überpopulationen in Nordrhein-Westfalen. Nicht-heimische Arten, wie der asiatische Marienkäfer, haben meist kaum oder keine natürliche Fressfeinde und vermehren sich daher rapide.
Erfolgsgeschichte des Biebers
Der Naturschutzbund Nordrhein-Westfalen (NABU NRW) setzt sich dafür ein, dass Arten, die durch den direkten Eingriff des Menschen ausgerottet wurden, wieder angesiedelt werden. Fast 140 Jahre lang war der Bieber in Nordrhein-Westfalen ausgestorben. Lange Zeit wurde er wegen seines Pelzes und seines Fleisches gejagt. Heute findet man rund 630 Bieber in Nordrhein-Westfalen. Auch die Wolfbestände können sich, da sie nicht mehr bejagt werden, langsam wieder erholen.
Unter Artenvielfalt wird die Menge aller auf der Welt vorkommenden Arten verstanden. Wenn man auch die genetische Vielfalt und die verschieden Lebensräume ebenfalls einbezieht, spricht man von Biodiversität. Peter Schütz, Pressesprecher des Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV NRW), benennt zwei Hauptfaktoren für den Rückgang der Biodiversität: Die Versiegelung des Bodens und die Intensivierung der Landwirtschaft.
Statistisch gesehen wird jeden Tag eine Fläche von etwa 13 Fußballfeldern als Lebensraum von vielen Tierarten und Pflanzenarten beschnitten, sagt Peter Schütz. In der Landwirtschaft werden viele Pestizide und Schadstoffe verwendet. Insbesondere der Dünger schadet der Natur. Auch Grünlandwiesen, die vor fast 50 Jahren nur zweimal jährlich gemäht wurden, werden nun fünfmal im Jahr gekürzt und bieten dadurch keine Brutstätte für Vögel mehr.
Der Konflikt der Landwirtschaft
„Die Mehrheit der Landwirte fühlt sich wie im Hamsterrad“, bemerkt Josef Tumbrinck. Die Landwirte sehen sich einem immer wachsenden Druck ausgesetzt, ihre Effizienz fortgehend zu steigern. Daher möchten sie nur auf freiwilliger Basis naturschützende Maßnahmen ergreifen und nur gegen entsprechende Ausgleichzahlungen. Diese Ausgleichzahlungen erhalten sie vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen.
Biomonitoring – Pflanzen und Tiere zählen
Eine andere Aufgabe des LANUV ist die ökologische Flächenstichprobe (ÖFS). Auf 170 zufällig ausgewählten Untersuchungsflächen, die je 100 Hektar umfassen, werden die dort lebenden Arten erfasst und statistisch hochgerechnet.
An sich kann jeder „Biomonitoring“ betreiben, also seine Umgebung beobachten und zählen, wie viele Vögel oder Schmetterlinge sich in seinem Garten befinden. Diese Zahlen können den Experten helfen, die Artbestände besser zu bestimmen.