Er kommt meist unangekündigt und lässt sich dann nur schwer überzeugen, wieder zu gehen. Jeder von uns meint eine andere absolut wirksame Wundermethode gegen ihn in der Hand zu haben und trotzdem verdrehen wir alle immer wieder genervt die Augen, wenn er dann plötzlich auftaucht — mit einem gewohnten „Hicks“.
Schluckauf kennen wir alle und die meisten von uns hatten ihn sogar schon als Embryo im Mutterleib. Was uns dieser komische Reflex außer belustigten oder mitleidigen Blicken bringt, weiß aber niemand so richtig.
Wie passiert eigentlich beim Schluckauf?
Am Schluckauf ist das Zwerchfell schuld. Dieser flache, scheibenförmige Muskel trennt den Brust- und den Bauchraum und ist unsere treibende Kraft beim Atmen. Beim Einatmen zieht er sich nach unten zusammen, sorgt dafür, dass ein Unterdruck entsteht und Luft strömt durch die geöffnete Stimmritze in unsere Lunge. Wenn sich das Zwerchfell dann wieder entspannt, weicht die Luft aus der Lunge und wir atmen aus.
Es kann vorkommen, dass das Zwerchfell aus dem gewohnten Rhythmus kommt und sich ruckartig verkrampft. Durch das schnelle Zusammenziehen des Muskels atmen wir plötzlich und unkontrolliert ein. Das markante Hicks-Geräusch entsteht, wenn sich die Stimmritze im Kehlkopf schnell verschließt und die eingeatmete Luft von außen darauf prallt.
Woher kommt ein Schluckauf denn?
„Jemand denkt an dich“, ist wohl die gängigste und schönste Erklärung für das unkontrollierten Hicksen. Die wahren Ursachen für einen Schluckauf, also das reflexartige Zusammenziehen des Zwerchfells, sind noch nicht vollständig erforscht. Überhaupt finden sich zum „Singultus“, wie der Schluckauf auf Lateinisch heißt, nur wenig fundierte Untersuchungen oder Studien. Vermutungen gibt es natürlich trotzdem.
Das können mögliche Schluckauf-Auslöser sein:
- hastiges Essen, das häufig auch als „Luftschlucken“ bezeichnet wird
- zu heißes oder zu kaltes Essen, häufig auch eine Kombination aus beidem
- ein sehr voller Magen
- Flüssigkeit mit viel Kohlensäure
- Alkohol und Nikotin
- starke Nervosität, viel Stress oder Angst
Gibt es verschiedene Arten von Schluckauf?
Schluckauf ist nicht gleich Schluckauf. Mal ist der Abstand zwischen den einzelnen Hicksern lang, mal folgen sie schnell aufeinander. Unterschiedlich ist auch, wie lange ein Schluckauf bleibt. Meist handelt es sich um akuten psychogenen Schluckauf, der harmlos ist und nach einiger Zeit von selbst verschwindet.
„Zum Arzt sollte man erst gehen, wenn der Schluckauf außergewöhnlich lange anhält. Dann besteht die Gefahr, dass es sich um eine organische Ursache handelt und der Schluckauf auf eine Krankheit hinweist“, erklärt die Atemtherapeutin Dr. Angelika Krone. Außerdem kann Schluckauf auch chronisch werden und Schlafstörungen oder Schmerzen im Brust- und Bauchraum erzeugen. Der längste Schluckauf soll übrigens 68 Jahre angehalten haben.
Wie werde ich den Schluckauf wieder los?
Die Frage aller Fragen ist, was man tun kann, um den Schluckauf zu stoppen. Die Reihe der Methoden gegen Schluckauf ist scheinbar endlos: Luft anhalten, kaltes Wasser trinken, Kopfstand machen, sich erschrecken lassen, an der eigenen Zunge ziehen, Zucker essen, gekitzelt werden oder an sieben Männer mit Glatze denken. Tatsachlich helfen diese kleinen kreativen Tricks – wenn auch nicht immer und bei jedem von uns gleich gut.
Aber wie kommt das? Dr. Angelika Krone hat eine Antwort: „Bei jedem hilft das am besten, was ihn persönlich am meisten ablenkt. Wendet man sich bewusst etwas anderem zu, entspannt sich automatisch die Atmung und der Schluckauf verschwindet innerhalb kurzer Zeit.“ Getreu der schönen Weisheit „Energy flows where attention goes“.
Fotos: Mona A. /Karsten K.