Die Auswahl ist groß für Richard (20) und Marie (21): Die beiden TU-Studenten sollen sich entscheiden zwischen Kräuter- und Grün-, losem oder Beuteltee. Eine gemütliche Runde mit dem Heißgetränk ist angesagt. Die Frage der Stunde: Was kann Tee für Studenten?

Welcher Tee soll es nur sein? Marie (21) und Richard (20) suchen nach dem passenden Heißgetränk. Foto / Teaserfoto: Julia Bömer
In der WG-Küche entscheidet sich Richard schnell für Beutel-Pfirsich-Zitrone und wirft den Wasserkocher an. Marie wählt noch aus. „Erst mal entscheiden“, sagt sie und lacht. Dann nimmt sie Himbeer-Erdbeer aus der Schachtel. Verschiedene Sorten habe sie zu Hause ja auch, vor allem Beuteltees. Nur manchmal gebe es losen Tee: „Den kauft man sich dann auf dem Weihnachtsmarkt“. Was aber wirklich guter Tee ist – Richard und Marie wissen das nicht so genau.
Handgepflückt ist hochwertig
Teeladenbesitzer Manoj Vohra kann das genauer erklären: „Guter Tee, das ist orthodoxer Tee. Orthodox hat dabei nichts mit Religion zu tun, sondern bedeutet im Tee-Jargon, dass ein Tee handgepflückt wurde“, sagt er. Diese gepflückten Teeblätter werden nach Angaben des Fachmanns dann in einem fünfstufigen Arbeitsgang behandelt. „Wenn im letzten Arbeitsschritt sortiert wird, fallen kleine Partikel, die Fennings, ab.“ Diese Fennings werden laut Vohra als Supermarkt-Tee verwendet.
Qualitätstee komme allerdings aus speziellen Teegärten, in denen die hochwertigen Teeblätter gepflückt werden. Guter Tee, das bezieht sich nach Manoj Vohra auch auf die Zubereitung: Er empfiehlt, in eine große Kanne mit integriertem Sieb die Teeblätter zu füllen und Wasser so hineinzugeben, dass die Blätter schwimmen können, „damit sich der Tee entfalten kann“. Tee braucht also Zeit.
In der Studentenküche brodelt Richards und Maries Teewasser im Hintergrund. „Heute morgen bin ich direkt nach dem Aufstehen zur Bahn gerannt, da bleibt einfach keine Zeit für Tee „, sagt Richard. Dann legt er seinen Beutel in die Tasse, Marie holt den Wasserkocher und gießt beiden ein.
Wissenswertes über Tee
– Tee kann entspannen und Kraft geben: Schwarzer und Grüner Tee pushen, Kräuter Tee haben eher eine entspannende Wirkung.
– Tee ist der kleine, aber sanfte Bruder vom Kaffee. Es ist auch Koffein (in Schwarz- und Grüntee) enthalten, allerdings wirkt das Tee-Koffein behutsamer als im Kaffee, hält allerdings dafür länger an.
– Losen Tee kocht man am besten so: Teekanne mit lauwarmem Wasser vorwärmen. Wasser aufkochen. Losen Tee in Filter oder Sieb (sollte groß genug sein!) in die Kanne geben. Kochendes Wasser hereingeben. Ziehzeit beachten (Grün- und Schwarztees: 5 Minuten, Kräutertees: 8 Minuten). Teefilter aus Kanne entfernen. Genießen.
– Tee kann man auch vorbereiten und in der Thermoskanne mitnehmen (oder auch erkalten lassen). Allerdings nicht mit Grün- und Schwarztee: Die werden bitter.
Auch bei ihr ist Tee eher mit Zeitproblemen verbunden. Wenn sie wählen könnte zwischen Teebeutel oder losem Tee, wahrscheinlich würde sie den Tee aus dem Beutel nehmen – „weil`s einfacher ist und nicht so lange dauert“, pflichtet Richard ihr bei. Mittlerweile ist der Tee ein wenig gezogen. Richard nimmt den Beutel aus der dampfenden Tasse, drückt ihn mit dem Finger aus und schmeißt den Beutel in den Biomüll. Dann nehmen beide einen Schluck.

Manoj Vohra ist Fachmann für Tee und weiß, wie man ihn als Gaumenfreude zubereitet. Foto: Julia Bömer
Manoj Vohra plädiert aber trotzdem für Ruhe, Entspannung und Genuss beim Teetrinken, am besten mit losem Tee. „Der ist einfach der beste“, sagt Vohra. Tee aus dem Supermarkt sei oft mit vielen Aromastoffen versetzt – für ihn ist es eigentlich „kein richtiger Tee“. Die Stiftung Warentest sah das in ihrem Februarbericht 2011 etwas anders: Zwar würden nur Spitzentees ausschließlich aus den qualitativ hochwertigen Jungpflanzen produziert – bei Tee aus dem Supermarkt sei das nicht so. Ansonsten sei Tee im Beutel aber „einfach nur zerkleinert, damit mehr Angriffsfläche für den Tee besteht“ – also damit er schneller ziehen kann.
Tee aus dem Fachgeschäft muss nicht teurer sein
Aber losen Tee können sich Studenten doch bestimmt nicht leisten, oder? Manoj Vohra widerspricht und rechnet vor: 100 Gramm Tee im Fachgeschäft kosten 4,40 Euro. Aus diesen 100 Gramm könne man 10 Liter Tee herstellen. Macht 44 Cent pro Liter. Ein Liter ergibt acht Tassen Tee – 5,5 Cent pro Tasse. Teuer ist das nicht. Zum Vergleich: Eine Packung Marken-Beuteltee aus dem Supermarkt (25 Beutel) kostet etwa 2,50 Euro. Macht 25 Cent pro Tasse: Beuteltee ist somit sogar teurer als loser Tee.
Wer auf den Fachmann hört, der nimmt sich also Zeit für Tee: Eine große Kanne mit Wasser vorwärmen, in das große Sieb Tee geben, damit er sich entfalten kann, warten und dann trinken.
Und für Studenten hat er auch noch einen Tipp: „Tee schmeckt auch kalt gut – einfach Kräutertee am Morgen vorbereiten und in der Kanne mit in die Uni nehmen“. Auch wenn das Vorbereiten des Tees wertvolle Zeit kostet. Zeit, die sich für Genuss allerdings lohnen kann.
Toller Artikel, hätte mich spontan auch für den Pfirsich-Zitrone Tee entschieden….. ;0)
sehr schön geschrieben.