Bunte Strümpfe die nicht zusammen passen, ein Äffchen als Haustier und ein Pferd auf der Veranda – Pippi Langstrumpf ist das beste Beispiel für Unangepasstheit. Eine wahre Kinderheldin – vor allem für Mädchen. Jungs beeindrucken da eher die Verbrecherjagden der drei ???. Doch was sagt das über uns als Erwachsene aus? „Kinderhelden beeinflussen unseren Charakter“, davon ist Psychologie-Professer Alfred Gebert überzeugt. Dagegen wehren könne man sich eigentlich nicht.
Schon seit 1980 erforscht der Münsteraner Psychologe welchen Einfluss Kinderhelden auf unsere Entwicklung und unseren Charakter haben. Angefangen hat bei ihm alles mit einem Märchen: „Als Kind fand ich Hänsel und Gretel toll.“ Wenn Märchen auch meist ein grausames Ende hätten, sei bei ihm vor allem hängen geblieben, dass das Gute immer siege. Die modernen Märchen, da ist sich Alfred Gebert sicher, spielten sich heute im Fernsehen ab. Deshalb befragte er rund 200 Studenten zwischen 20 und 30 Jahren, welche Kinderhelden sie am meisten beeindruckt haben.
Eine Figur tauchte bei seinen Umfragen immer wieder auf, Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf: „Vor allem emanzipierte Frauen waren fasziniert von der Figur.“ Manchmal sei er sich schon vorher sicher gewesen, welche seiner Studentinnen ein Fan des Rotschopfes ist. „Das sind meist taffe Frauen, die immer ihre Meinung sagen, viele Freundinnen haben, aber auch mit Jungs gut klar kommen.“ In Einzel- und Gruppengesprächen bestätigte sich dieser Eindruck meist. „Da viele Schwierigkeiten haben, ihren Charakter selbst einzuschätzen, habe ich nach der Auswertung der Fragebögen auch mit den Freunden gesprochen.“ So habe sich Stück für Stück ein Persönlichkeitsprofil aufgebaut, das er dann mit den jeweiligen Helden aus den Geschichten verglich.
Natürlich ist Pippi nicht die einzige Kinderheldin. „Die Augsburger Puppenkiste mit Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer lag bei vielen anderen auch hoch im Kurs“, sagt der Psychologe. Bei Jungen seien die drei ??? sehr beliebt. Abenteuer, Technik und Freundschaft, die drei ??? – das fasziniere viele. „Kinderhelden prägen unseren Charakter“, davon ist Alfred Gebert überzeugt und zwar „ein Leben lang“.
Was sagen Eure Kinderhelden über Euren Charakter aus? Die beliebtesten Helden der 20- bis 30-Jährigen aus der Studie von Psychologie-Professor Alfred Gebert haben wir hier noch einmal für euch zusammengefasst.
Pippi Langstrumpf

Pippi ist das stärkste Mädchen der Welt. Auch für ihre Freunde. Teaser/Artikelbild: "Gesund werden mit Astrid Lindgren" Universum Film Home Entertainment
Pippi ist stark, frech und hilfsbereit. Sie lebt ganz alleine in einer großen Villa, muss nicht zur Schule gehen und kann trotzdem alles erreichen, was sie will. Pippi kommt hervorragend alleine klar – oder zumindest fast, denn ihre Freunde spielen eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Das Rollenbild sei sehr emanzipiert, sagt Professor Gebert – wie ihre Fans. Wer Pippi Langstrumpf als Kinderheldin hatte, wird sich im Beruf wahrscheinlich gut gegen Männer durchsetzen können und alles für seine Freunde tun. Pippi Langstrumpf-Fans trauen sich einiges, verschiedenfarbige Strümpfe lassen sich auch auf das Leben übertragen. Was sie aber vor allem auszeichnet ist die Verlässlichkeit: Jedes Versprechen gilt für immer.

Pumuckl-Freunde sind Familienmenschen. Bild: MDR/BR/Infafilm/Original-Entwurf "Pumuckl"- Figur: Barbara von Johnson
Pumuckl
Meister Eder treibt er zur Weißglut, der kleine Kobold mit den roten Haaren, der grünen Hose und dem gelben Pulli. „Pumuckl neckt, Pumuckl versteckt und niemand was meckt“, heißt es im Titellied der Serie – Streiche sind seine Leidenschaft. Weil er sich dabei unsichtbar machen kann, merkt auch niemand, dass er es war, außer Meister Eder natürlich. Doch auch der kann ihm einfach nicht böse sein. Alfred Gebert sagt: „Wer Pumuckl als Kind mochte, will Lachen und glücklich sein.“ Pumuckl-Fans sind spontan, Optimisten mit ganzem Herzen, kreativ und meist ein bisschen verrückt. Auch wenn sie durch ihren Einfallsreichtum manchmal auf Ideen kommen, die niemand wirklich nachvollziehen kann, kehren sie doch immer wieder zu ihren Lieben zurück. Wie der Pumuckl Meister Eder nicht mehr allein lassen kann, steht auch bei seinen Fans die Familie an erster Stelle.
Wickie
„Hey, hey Wickie, hey Wickie hey!“ Wer früher singend vor dem Fernseher stand, um sich Wickie den kleinen Wickinger in voller Länge anzugucken, war wahrscheinlich vor allem von seiner Problemlösung beeindruckt. Um den bösen Wolf zu vertreiben oder einen fiesen Wickingerkönig in die Flucht zu schlagen benötigte Wickie keine Bärenkräfte, sondern nur seinen Verstand. Auch wenn er kleiner und ängstlicher war als die erwachsenen Wickinger, hatte er immer den rettenden Einfall. Laut Professor Gebert scheuen Wickie-Fans keine Herausforderung. „Ich hab’s!“ ist ihr Lebensmotto. Wie auch Wickie nicht der typische Wickinger ist, befürchten auch seine Fans den Wünschen der Eltern häufig nicht zu genügen. Das stachelt sie an. Mit Mut, Charme und Cleverness bewältigen sie Probleme, vor denen sich andere drücken. Einzelgänger sind sie keineswegs, im Gegenteil. Wickie-Fans blühen erst im Team richtig auf. Sie sind mitreißend und beliebt. Sie erkennen die Begabungen jedes Einzelnen und versuchen diesen in das Team einzubinden.

Auf Winnetou kann man sich auch verlassen, wenn es mal brenzlig wird. Bild: Universum Film Home Entertainment
Winnetou
Gemeinsam mit seinem Blutsbruder Old Shatterhand durchlebte Winnetou spannende Abenteuer im Wilden Westen. Spürst auch Du den Ruf der Freiheit? Gehst Du mit Deinem besten Freund durch dick und dünn bis ans Ende der Welt? Dann bist Du wahrscheinlich ein ehemaliger Winnetou-Fan. Indianer und Cowboys mussten nie zur Schule gehen, sondern lernten im wirklichen Leben. Winnetou ist stets der Gute. Für Frieden und Freundschaft gibt er sogar sein Leben. Auf Winnetou war immer Verlass, nie würde er einen Freund im Stich lassen. Professor Alfred Gebert hat herausgefunden: „Und das ist es auch, was sich seine Fans von Partnern und Freunden wünschen: Loyalität und Verlässlichkeit.“ Sie würden alles mit den Freunden teilen, sind absolut hilfsbereit und wünschen sich nichts sehnlicher als eine friedliche Welt. Die Anhänger von Winnetou haben meist einen starken Charakter und sind immer auf der Suche nach einem Blutsbruder, mit dem sie gegen Angst, Trauer und Einsamkeit ankämpfen können.
Bibi Blocksberg
„Hex Hex!“, ruft die kleine Heldin – und plötzlich wird aus der Lehrerin eine Kröte, oder aus dem Bürgermeister ein Affe. „Flieg los, Kartoffelbrei!“ – und es geht weit weg aus der realen Welt. Bibi Blocksberg ist zwar einerseits eine Heldin, die mit ihrer Hexenkraft vor allem böse Leute nach Ihrer Pfeife tanzen lässt. Sie macht es sich aber damit auch relativ einfach. Während sich Bibi Blocksberg-Fans als Kinder meist eine Welt gewünscht haben, in denen Erwachsene nicht das Sagen haben, neigen sie laut der Studie im Erwanchsenenalter dazu ein bisschen träge zu sein. Alfred Gebert hat heraus gefunden: Wer sich wünscht alles gut hexen zu können habe hin und wieder Schwierigkeiten, für eine wichtige Sache große Energien aufzuwenden. Aber da das ja nur menschlich ist, ist es wohl auch in Ordnung sich hin und wieder Hexenkraft zu wünschen.
Die drei ???
Die drei ??? – drei junge Detektive aus einer kalifornischen Kleinstadt – decken gefährliche Kriminalfälle auf. Justus Jonas ist der Gründer des Detektivsbüros in einem alten Wohnwagen auf dem Schrottplatz seines Onkels. Peter Shaw, der größte und sportlichste der drei Detektive macht die Verbrecher meist dingfest und Bob Andrews, der kleinste unter den dreien, ist der Rechercheur vom Dienst. Die drei ??? sind legendär und Live-Vorlesungen momentan unter Erwachsenen sehr beliebt. Laut Alfred Gebert sind vor allem Jungs Fans der Krimi-Reihe. Für sie stehen zuverlässige Freundschaften an erster Stelle und sie ziehen meistens kniffelige Adventure-Games einem Fußballspiel vor. Mädchen, die Fans der drei ??? waren, wollten lieber wegen ihrer Fähigkeiten und nicht wegen ihres Aussehens gemocht werden. Als Erwachsene verachten ehemalige drei ???-Fans den Materialismus. Sie sind meist sehr umweltbewusst und können nicht verstehen, warum Geld wichtiger sein soll, als gegenseitiges Vertrauen und Nachhaltigkeit.

Jim Knopf und Lukas den Lokomotivführer gibt es momentan im Fernsehen nur noch als Zeichentrick. Bild: WDR
Jim Knopf
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer gehören zu den Evergreens der Augsburger Puppenkiste. Die Geschichte von Michael Ende ist ein verrücktes Märchen, mit Scheinriesen die aus der Ferne größer wirken als sie tatsächlich sind und Lokomotiven, die sich kurzerhand zum Schiff umfunktionieren lassen. Hier wird eine Art Roadmovie-Geschichte erzählt, die von der kleinen Insel Lummerland bis zum fernen China immer neue überraschende Wendungen auf Lager hat. Der kleine Jim Knopf ist der Held dieser Geschichte. Durch die Hilfe von Mitstreitern löst er allerhand Aufgaben, befreit Prinzessinnen und macht Bekanntschaft mit einer Horde Piraten. Laut Alfred Gebert sind die Fans dieser Geschichten als Erwachsene meist sehr sprachbegabt, neugierig, mutig und immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Geld und Konsum ist Ihnen nicht so wichtig. Es ist doch viel spannender mit wahren Freunden die Welt zu entdecken. Die Geschichte von Michael Ende ist sprachlich sehr ausgefeilt und spricht vor allem lern- und wissbegierige Kinder an. Als Erwachsene wünschen sich ehemalige Fans von Jim Knopf daher auch, dass ihre Kinder eine erfolgreiche Ausbildung absolvieren – wie sie selbst.
Kinderhelden im Netz
Web: Astrid Lindgren ist die Schöpferin vieler Kinderhelden
Web: Alles rund um die drei ??? mit Terminen rund um die Live-Show