29 Millionen Frauen auf der Welt spielen Fußball. Einige der Damen derzeit in Deutschland um den Weltmeistertitel. Erinnerungen an die WM 2006 werden wach. Volle Fan-Meilen, Meer aus Autofahnen und Rudelgucken. Damals haben die Fußball-Männer uns ein Sommermärchen beschert. Aber ist deswegen auch in diesem Jahr Fan-Freude Pflicht? Müssen wir uns jetzt bei den Frauen etwa genauso freuen?
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Ja, das müssen wir. Für mich führt an Frauenfußball diesen Sommer kein Weg vorbei. Jeden Tag Live-Fußball im Fernsehen, meist sogar zwei Spiele – Fußballherz, was willst du mehr? Das sieht auch der Großteil der deutschen Bevölkerung inzwischen so: 16 Millionen Zuschauer gegen Frankreich – das ist eine starke Quote. Zum Vergleich: Das dritte Gruppenspiel der Männer bei der Heim-WM 2006 sahen 21 Millionen im TV. Deshalb kann von einer Fan-Freude-Pflicht auch überhaupt keine Rede sein. Deutschland ist im Frauenfußball-Fieber, und das ist auch gut so! Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten Auch wenn die beiden ersten Spiele der deutschen Elf nicht unbedingt fußballerische Leckerbissen waren: Spätestens das Spiel gegen die Französinnen hat gezeigt, dass Frauenfußball genau das hergibt, was wir alle am Fußball so lieben: Spannung, Tore und Emotionen. Und dass Nationaltrainerin Silvia Neid mit ihrer Mannschaft größere Erfolge feiern können als die Jungs von Jogi Löw kann niemand bestreiten. Da machen ja alleine schon die Erfolgsaussichten fußballhungrig. Angesichts dieser Tatsachen muss selbst Lothar Matthäus feststellen: „Wir können uns auf die WM freuen, weil wir eine tolle Mannschaft haben. Und das gilt nicht nur für das Optische.“ Dem kann ich mich nur anschließen, denn der Mann hat Ahnung. Zumindest von Frauen. Der kleine, aber feine Unterschied Neue Horizonte entdecken Jedem sein eigenes Sommermärchen Auch wenn die Euphorie der Fans an 2006 nicht heranreichen wird und kann: Für die Nationalspielerinnen, die bislang immer reichlich stiefmütterlich behandelt wurden, ist es ein Sommermärchen. Und für jeden und jede, der mit ihnen unserer Nationalmannschaft fiebert, leidet und jubelt gibt es keinen großen Unterschied zwischen 2006 und 2011. Deshalb sage ich: Frauenfußball hat die gleiche Anerkennung verdient wie Männerfußball. Und am Samstagabend ist daher Einschalten und Daumen drücken absolute Pflicht, damit die Frauen das vollenden, was die Männer vor fünf Jahren angefangen haben: den Titel im eigenen Land zu holen. |
Nein, das müssen wir nicht. Denn Fan-Freude und Fußball-Euphorie kann man nun mal nicht verordnen. Und das hat auch nichts mit Stammtischparolen zur sportlichen Qualität à la „Frauen spielen schlechten Fußball – die sollen mal schön weiter Eiskunstlaufen!“ zu tun. Natürlich geht es auch nicht um Emanzipation und Gleichberechtigung, die zunichte gemacht werden sollen.
Frauen sollen Fußball spielen – genauso, wie Männer auch Eiskunstlaufen. Aber, dass wir zugucken und ein ganzes Land in endlose Euphorie ausbricht, das kann nicht angeordnet werden. Und, wer uns trotzdem ein Sommermärchen aufzwingen will, steht mit dieser Idee im Abseits. Mit Lippenstift und Puder Denn auch mit feinsten Marketing-Strategien rollt der Begeisterungs-Ball bei vielen in’s Aus. Zugegeben, das „Mannsweiber“-Image ist dank spärlich bekleideter Junioren-Spielerinnen im Männermagazin und mit Lippenstift und Puder ausgerüsteten National-Fußballerinnen im Elektromarkt-Spot vom Platz. Aber: Kicken und Kajal? So wird doch nur suggeriert, dass auch Frauen, die Fußball spielen, gut aussehen können. Und das macht zwar die Frauen attraktiver, damit aber noch lange nicht den Sport. Einsatz der Damen auf dem Feld Deswegen ist es logisch, dass jetzt viele TV-Zuschauer die rot lackierten Fingernägel von Lira Bajramaj aus der Sportartikel-Werbung kenne. Wer aber hat noch ihre Fehlpässe vom WM-Eröffnungsspiel vor Augen? Und auch die Gesichter von Birgit Prinz oder Silvia Neid habe die geneigten Reklame-Rezipienten im Einsatz für Kaffeeröster und Briefzusteller bereits unzählige Male gesehen. Aber ist ihnen der Einsatz der Damen auf dem Feld und am Spielfeldrand genauso präsent? Das Interesse für die Frauen mag größer geworden sein, das Interesse für Frauenfußball steht aber in keinem Verhältnis dazu. Und deshalb scheint es nur konsequent, dass auch die große Fan-Freude ausbleibt. Was nicht sonderlich interessiert, fasziniert und euphorisiert eben auch nicht. „Rudelgucken – Wieso das denn?“ Nicht auf Ansage freuen |

Foto: stockxchng/ bizior, Montage: Falk Steinborn, Teaserfoto: pixelio.de / Rainer Sturm
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HEHEH, mir rinnen noch jetz die Tränen vor lachen von der Wange, super Gegenüberstellung 😀 Respekt an den Autor. Schade nur das die Frauenmannschaft von Deutschland leider nicht mehr dabei ist 🙁
Euer Teaser-Foto auf der Starseite zu diesem Artikel ist echt seltsam. Ist das ein Typ mit Flagge auf dem Kopf und einem Schlauch zwischen den Lippen? Das hat ja mit Frauenfußball gar nichts zu tun.
Naja ein muß für jeden Fan würde ich sagen sind die Partien der deutschen Mannschaft schon aber der Rest? Ich komme aus einer Fußballer Familie und hier schauen alle eigentlich jedes Fußball Spiel (Bundesliga 1 und 2, Champions League bis Regonalliga im Örtlichen) aber Frauen Fußball?? Jedes Spiel ist einfach nicht drin. Jedoch sehe ich eine Sache wie ego Frau Prinz macht Ballack gerade vor wie man Abschied von der Nationalmannschaft nimmt also „Michi“ denk mal nach
Ja lieber Ballack, es geht auch anders. Die hart kritisierte Birgit Prinz bricht ihr Schweigen: Ganz offen gibt die Rekordnationalspielerin zu, außer Form zu sein und unter dem hohen Druck gelitten zu haben. Damit erweist sich die Kapitänin endgültig als Führungsfigur. Das spricht für ein gesundes Ego. Weiter so.