Von Vivien Timmler, Franziska Weil und Saskia Wöhler
Kleine Bildchen, große Wirkung. Dass Panini-Sticker bei Grundschulkindern Begeisterung auslösen, weiß wohl jeder, der die Jungs schon einmal vor sich am Kiosk in der Schlange hatte. Kaum ist das wöchentliche Taschengeld da, bestellen die Kinder dort ganz aufgeregt ihre Tütchen, reißen sie gespannt auf und jubeln, wenn endlich der lang ersehnte Miroslav Klose oder Manuel Neuer dabei ist. Doch die Klebebildchen sind längst nicht nur etwas für kleine Jungs. Auch einige Studenten sind nach wie vor der Sammelleidenschaft verfallen; wir haben uns mit einigen von ihnen unterhalten. Seltener sind da schon die echten „Hardcore-Sammler“. Wir haben für euch einen von ihnen, Frank, interviewt.

Franks Panini-Zimmer – ein Paradies für jeden Sammler. Fotos: Vivien Timmler
Ein kleines Zimmer, vielleicht sind es zehn, fünfzehn Quadratmeter – aber es ist bis oben gefüllt mit Schränken und Regalen, die bis zur Decke reichen. Und darin: Panini-Sticker, Panini-Alben, Panini-Sammelboxen, Panini-Druckbögen, Ordner – einfach alles, was das Sammlerherz begehrt. Frank (42) sammelt die Fußballsticker seit etwa vier Jahren und kann 150.000 bis 200.000 Stück sein Eigen nennen. Einen ganz genauen Überblick hat er nicht. Was er hingegen weiß: Er besitzt die Sticker und Alben aller Fußball Welt- und Europameisterschaften von 1982 bis heute und die zum Teil sogar mehrfach.
Sticker-Sammlung im Wert eines Autos
Hinter dieser beachtlichen Sammlung stecken natürlich auch enorme Werte. Für Frank persönlich bedeuten die bunten Klebebildchen eine Menge. Viel Zeit und Energie hat er aufgebracht, um seine Regale zu füllen. Aber auch der materielle Wert ist größer als so einer vermutet. Panini-Aufkleber – die sammeln doch schon Grundschulkinder. Das kann doch gar nicht so ein teures Hobby sein! Trugschluss: Für ein volles, aktuelles Album müssen mindestens 540 Euro investiert werden. Was Frank für seine Sammlung alles hinblättern musste, das ist ihm so genau auch nicht klar. Er kann nur vermuten: „Wenn man von materiellen Werten spricht, wird sie wahrscheinlich mehr wert sein als ein SLK.“ Ein SLK ist ein kleinerer Sportwagen der Marke Mercedes-Benz. Mit solchen Dimensionen rechnet man nun wirklich nicht, wenn man an die glitzernden und farbenfrohen Sticker denkt.
Dementsprechend groß sind daher Franks Sorgen um sein kostbares Panini-Zimmer. Dass bei ihm eingebrochen werden könnte, geschweige denn ein Brand ausbricht – ein wahrer Albtraum für ihn. „Das, was ich in vier Jahren jetzt hier zusammengetragen habe, werde ich so einfach nicht wieder bekommen.“ Seine Hausratsversicherung zu erhöhen – darüber denkt er daher schon länger nach.
Leidenschaft verbindet – selbst Franks Frau ist mit von der Partie
Bei seinem kostspieligen Hobby erhält Frank sogar Unterstützung von seiner Frau. Sie ist ebenfalls begeisterte Sammlerin. Doch ihre Leidenschaft widmet sie nicht ausschließlich den Fußball-Aufklebern. In ihren Alben finden auch Cinderella, Mickey Mouse und Nemo Platz – sie sammelt die Disney-Sticker von Panini. Mit ihr hat Frank also eine verständnisvolle Partnerin gefunden.
Auch wenn man sich unter Panini-Sammlern meist kleinere Jungen vorstellt und keine Männer im mittleren Alter – Frank ist nicht der einzige. In regelmäßigen Tauschtreffen, auch über die deutschen Grenzen hinaus, begegnet er anderen Leuten mit derselben Leidenschaft. Sie alle werden von dem Jäger- und Sammler-Instinkt getrieben. Ob das DFB-Wappen der WM 1990, der Aufkleber von Diego Maradona bei der WM 1986 oder der Sticker mit dem Maskottchen der EM 2000 – Frank weiß, an wen er sich wenden kann. Im Laufe der Jahre hat er ein Netz an Kontakten aufgebaut – sogar zu Mitarbeitern bei Panini selbst. Untereinander planen die Panini-Begeisterten Tauschbörsen oder schicken sich fehlende Klebebildchen zu. Auf einen neuen Sticker zu warten – das macht Frank besonders nervös: „Dann gehst du schon einmal nach zwei Tagen zum Briefkasten und guckst.“
Aufhören? Niemals!
Der Gedanke daran, wieder eine Sammlung vollständig zu haben, den Sammler-Drang zu befriedigen – das macht den Reiz der Panini-Begeisterung aus. Konkurrenzkampf mag es sicherlich geben. Frank sieht das jedoch ziemlich locker. Er hat seine Sammlung so gut wie beisammen. Fein säuberlich sortiert und eingeordnet zieren die vollen Alben die Regale seines Panini-Zimmers – ans Aufhören denkt er aber trotzdem nicht.
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