Umweltschutz 2.0 – Googeln in Grün

In Zeiten des Klimawandels heißt es Energiesparen – nicht nur in der Industrie oder beim Auto fahren, sondern auch im Internet. Mit der grünen Suchmaschine Forestle können Internetnutzer klimaneutral Informationen aufspüren und gleichzeitig ein Stück Regenwald retten.

3.	Surfen im Grünen Bereich: Die Suchmaschine Forestle ermöglicht digitalen Umweltschutz. Foto: Forestle

Surfen im Grünen Bereich: Suchmaschine Forestle ermöglicht digitalen Umweltschutz. Foto: Forestle

Das Internet ist ein Stromfresser. Laut Bundesumweltministerium verursacht das Web zwei Prozent des jährlichen Energieverbrauchs in Deutschland – so viel, wie ein großes Kohlekraftwerk in einem Jahr an Strom produziert. Schuld daran sind unter anderem Google und Co. „Eigentlich jeder User benutzt heutzutage eine Suchmaschine, im Durchschnitt sogar mehr als tausend Mal im Jahr“, sagt Christian Kroll, der mit seiner grünen Suchmaschine Forestle die negativen Konsequenzen des Informationsflusses eindämmen will.

Denn: Jeder Klick auf den „Suche“-Button zieht ordentlich Strom, bei den großen Anbietern wie Google sind augenblicklich tausende vernetzte Computer an der Suche beteiligt. Laut einer amerikanischen Studie verbraucht eine einzige Anfrage etwa vier Watt – so viel wie eine Energiesparlampe in einer Stunde benötigt.

Das schlichte Forestle-Design erinnert an Branchenführer Google – genau wie die Suchergebnisse. Foto: Eike Strunk

Mit Forestle lässt sich klimaneutral suchen und Regenwald retten. Foto: Eike Strunk

CO2-neutral suchen und Regenwald retten

Reduzieren kann auch Forestle den Energieverbrauch der Anfragen nicht, denn das Portal benutzt eine Schnittstelle der Suchmaschine Yahoo und stellt lediglich deren Ergebnisse. Stattdessen gleicht die Öko-Suchmaschine den Stromverbrauch, der mit Hilfe des Anbieters CO2stats erhoben wird, durch den Kauf von Zertifikaten für erneuerbare Energien aus. Die Zertifikate garantieren, dass der verursachte CO2-Ausstoß nachträglich neutralisiert wird, indem später die gleiche Energiemenge aus erneuerbaren Energien ins Stromnetz fließt.

Zusätzlich kauft Forestle in Kooperation mit der Umweltorganisation „The Nature Conservancy“ und dessen „Adopt an Acre“ Programm rodungsgefährdete Regenwaldflächen – umgerechnet entspricht jede Suchanfrage einer geretteten Fläche von 0,1 Quadratmetern. Nach eigenen Angaben konnten seit der Entstehung der Suchmaschine vor zehn Monaten etwa 540 000 Quadratmeter Regenwald erhalten werden. Finanziert wird das grüne Engagement durch Werbebanner, die zusammen mit den Suchergebnissen auf dem Bildschirm der Nutzer erscheinen. 90 Prozent der so erzielten Einnahmen kommen der Umwelt zugute.

Zahltag – Christian Kroll übergibt die monatlichen Forestle-Einnahmen an die Umweltschutzorganisation „The Nature Conservancy“, die damit rodungsgefährdete Regenwaldflächen rettet. Foto: Forestle

Zahltag: Christian Kroll übergibt die monatlichen Forestle-Einnahmen an eine Umweltschutzorganisation. Foto: Forestle

Weltreise als Anstoß

Die Idee zur Entwicklung von Forestle kam Christian Kroll bei einer Weltreise, die er nach Abschluss seines BWL-Studiums unternahm. „Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie wenig in einigen Ländern für den Umweltschutz getan wird. Nur wenige wissen, wie sehr die Belastung des Klimas von der Regenwaldrodung abhängt“, warnt Kroll. „Ich wollte unbedingt ein verändertes Bewusstsein schaffen, aber auch aktiv etwas für die Umwelt tun. Das Internet bietet die Möglichkeit, so eine Initiative global voranzutreiben.“

Seine Suchmaschine basierte zunächst auf einer Google-Schnittstelle. Doch bereits wenige Tage später beendete die Weltmarke die Kooperation, weil Forestle ihre User angeblich zur verstärkten Nutzung der Werbung aufgerufen habe. „Das ist nicht der Fall“, erklärt Christian Kroll und weißt darauf hin, dass exzessives Klicken auf die Werbebanner sogar kontraproduktiv ist. Denn sobald der Werbepartner bemerkt, dass nur geklickt und nichts gekauft wird, zieht er seine Anzeigen zurück.

Nach der Kündigung durch Google wandte sich Christian Kroll dem heutigen Partner Yahoo! zu und schloss langfristige Kooperationsverträge ab. Um während der Umstellungszeit keine gewonnenen Nutzer zu verlieren, programmierte der Wittenberger zusätzlich das Suchportal Znout (für Zero negative output), das weiterhin auf Google-Basis funktioniert und bisher vom Marktführer geduldet wird, allerdings lediglich CO2-Zertifikate kauft. Seit November 2008 sind beide grünen Portale parallel online – mit stetig wachsendem Erfolg.

Das schlichte Znout-Design erinnert an Branchenführer Google – und liefert die gleichen Ergebnisse in grün. Foto: Eike Strunk

Das schlichte Znout-Design erinnert an Branchenführer Google und liefert die gleichen Ergebnisse - in Grün. Foto: Eike Strunk

Mehr User für mehr Umweltschutz

Etwa 70 000 Anfragen beantwortet Forestle pro Tag, das entspricht einem Marktanteil in Deutschland von etwa 0,15 Prozent. Eine Momentaufnahme, denn zurzeit verzeichnet Christian Kroll einen Zuwachs von mehreren tausend „Suche“-Klicks pro Woche. „Die neuen Nutzer kommen hauptsächlich von Google“, vermutet der Betriebswirt. Der Erfolg kommt für ihn nicht überraschend, obwohl die Website in den ersten Monaten ein Verlustgeschäft war. „Anfangs muss man immer Überzeugungsarbeit leisten. Die Nutzer haben bei der Suche mit Forestle keinen Nachteil im Vergleich zu den herkömmlichen Suchmaschinen, tun dabei aber noch etwas Gutes für die Umwelt. Und wer sich mit dem vertrauten Google-Design und -Ergebnisdarstellungen wohler fühlt, ist bei Znout optimal aufgehoben.“

Mittlerweile arbeiten die beiden Portale mehr als kostendeckend, auch Znout ist mit 8 000 Anfragen pro Tag erfolgreich. Doch der Gründer will noch mehr Internetuser zu Öko-Surfern machen. Vorerst angepeilt sind für Forestle vier bis fünf Prozent Marktanteil in Deutschland. „Obergrenze ist die Anzahl der Computer weltweit“, scherzt Christian Kroll. Bisher ist das Konzept zwar vor allem in Deutschland und Österreich bekannt, doch internationale Kooperationen, zum Beispiel in Großbritannien und Spanien sollen das in naher Zukunft ändern. „Das Prinzip ist überall hin übertragbar“, verspricht der Betreiber und ergänzt. „Denn die Umwelt schützt man am besten überall auf der Welt.“

Text: Eike Strunk

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