Was für ein Start! Die Weltmeisterschaft begann mit einer turbulenten Gruppenphase, in der sich mit Italien, England und Spanien gleich drei ehemalige WM-Sieger verabschiedeten. Dafür setzten sich mit Costa Rica, Kolumbien, Algerien, Nigeria und Griechenland fünf Teams durch, die ihr bestes Ergebnis bei einer WM erzielten oder zumindest den Landesrekord einstellen konnten. Wunderschönen Tore und insgesamt acht gedrehte Spiele prägten eine der abwechslungsreichsten Vorrunden aller WM-Turniere.
Nach der Vorrunde zeichneten sich jedoch deutliche Tendenzen zu Gunsten der Favoriten ab. Nur Costa Rica schaffte es als krasser Außenseiter bis ins Viertelfinale. Doch es zeigten sich durchaus Verschiebungen im Kräfteverhältnis der Fußballgroßmächte. Mit Kolumbien, Belgien und Chile gibt es drei Länder, die bewiesen haben, dass sie auf längere Sicht zu den erfolgreichsten Nationalmannschaften der Welt aufschließen können.
Besonders Kolumbien hinterließ auch ohne Superstar Falcão einen starken Eindruck, was vor allem an Torschützenkönig Jámes Rodriguez lag. Für die südamerikanischen Teams war das Turnier insgesamt eine glänzende Vorstellung – nur Ecuador erreichte nicht das Achtelfinale und die Hälfte der südamerikanischen Mannschaften schaffte es unter die besten Acht. Dennoch brach Deutschland eine lange kontinentale Serie und ist das erste Team aus Übersee, dass in Südamerika den Titel holt.
Selbst die Nörgler waren spätestens nach dem 7-1 gegen Brasilien auf Seiten der deutschen Mannschaft. Auf Facebook machen seitdem Sprüche die Runde wie „I tried to change my password to ´brasilsdefence´ but it was too weak“. Zwar führte das Ergebnis zu Krawallen im Gastgeberland, doch die Fans schlugen sich – auch dank des Endspielgegners Argentinien – schnell auf die Seite der deutschen Mannschaft. Die Geschichte von Brasiliens Edelfan Clovis Fernandes und seiner WM-Pokal-Nachbildung ging um die Welt.
Was bleibt von diesem Turnier? Es sind Geschichten, wie die von Miroslav Klose, der 12 Jahre nach seinem sensationellen WM-Debut nun doch noch den Pokal in den Händen halten darf und zum Rekordtorschützen wurde. Von den Freunden Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski, die sich den größten Traum ihres Lebens gemeinsam erfüllen konnten. Von Thomas Müller, der beinahe schon wieder Torschützenkönig geworden wäre und sich mit großartigem Humor zum Vorzeige-Sprecher der deutschen Nationalmannschaft gemausert hat. Auch von Mario Götze, der da unten auf dem Feld immer noch wie ein kleiner Junge aussieht, selbst nachdem er für Deutschland das bisher wichtigste Tor des Jahrtausends geschossen hat. „Elf Freunde müsst ihr sein“ – das gilt heute vielleicht mehr als je zuvor.
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