Die jungen Wilden: AfD & Piratenpartei

Hält die „Alternative für Deutschland“ wirklich eine Alternative bereit?

Die Alternative für Deutschland (AfD) ist wohl Deutschlands jüngste Partei. Erst Anfang Februar dieses Jahres traten gleichgesinnte Euro-Skeptiker zusammen und gründeten eine Partei, die ein radikal anderes Lösungskonzept für die Euro-Krise bereit hält. Im Unterschied zur regierenden Koalition, die ihre Sparpolitik als „alternativlos“ bezeichnet, favorisieren sie einen Ausstieg aus dem Euro. „Weil er den Menschen und Staaten massiv schadet“, begründet der Dortmunder Direktkandidat der AfD, Alexander Dilger, seine Haltung. Der Wirtschaftsprofessor hält sich auch die Möglichkeit offen, dass einige Staaten aus dem Euro-Raum austreten. „Eine geordnete Rückkehr aller im Konsens zu nationalen Währungen“, hält er jedoch für die beste Methode. Klar sei, dass etwas geschehen müsse. Man könne nicht so fortfahren, wie es derzeit die etablierten Parteien täten. Dilger wirft ihnen vor, Europa immer tiefer in die Krise zu führen.

Alexander Dilger, Wirtschaftsprofessor an der Uni Münster und Dortmunder Direktkandidat für die Alternative für Deutschland. Foto: Uni Münster

Alexander Dilger, Wirtschaftsprofessor an der Uni Münster und Dortmunder Direktkandidat für die Alternative für Deutschland. Foto: Uni Münster

„Die AfD ist nicht konservativ!“

Die AfD wurde in der Vergangenheit von den Medien als konservativ beschrieben. Alexander Dilger entgegnet jedoch, dass die „Mitglieder und Interessenten aus allen Teilen der Bevölkerung“ stammten und „weder links noch rechts“ seien. Wer wirklich sozial und demokratisch denke, könne nicht Banken und große Gläubiger zu Lasten von Millionen Arbeitslosen in Südeuropa und Arbeitnehmern hierzulange retten wollen. Die AfD sei sogar das Gegenteil von konservativ, weil sie den Euro eben nicht konservieren wolle, so Dilger.

Genauso wie die Piratenpartei ist die AfD als Ein-Themen-Partei bekannt. Ihr einziges Ziel sei die Abschaffung des Euro, so die Medienstimmen. Alexander Dilger widerspricht. Zwar sei die Euro-Krise das mit Abstand wichtigste Thema in der derzeitigen Debatte, aber die AfD habe sich in ihrem bewusst schlanken Wahlprogramm noch zu weiteren Themen geäußert, wie Steuern und Staatsfinanzen, Alterssicherung und Bildung, sowie Integration.

Was ist mit der Homo-Ehe?

Neben der Euro-Krise beherrschen noch drei weitere Themen die Öffentlichkeit im Vorfeld der Wahlen: die Energiewende, die Homoehe und die Frauenquote. Zu den beiden letzteren Themen habe seine Partei keine Beschlüsse, gibt Dilger zu. Er selbst vertrete aber eine klare Meinung. „Es soll niemand diskriminiert werden, weder wegen seiner oder ihrer sexuellen Orientierung noch wegen des Geschlechts.“ Frauenquoten hält er für diskriminierend, weshalb er sie ablehnt.

Die Forderung der AfD: "Den Euro abschaffen und zu nationalstaatlichen Währungen zurückkehren." Foto: flickr.com/Björn Kietzmann

Die Forderung der AfD: "Den Euro abschaffen und zu nationalstaatlichen Währungen zurückkehren." Foto: flickr.com/Björn Kietzmann

Zur Energiewende hat die AfD jedoch Stellung bezogen. „Die Alternative für Deutschland ist gegen diese teure, ineffiziente und auch nicht ökologische Form der Energiewende“, so Dilger. Nachhaltige Energieerzeugung sei wichtig, müsse jedoch auf einem anderen Wege erreicht werden als über die überhöhte Subvention ganz bestimmter Technologien.

Vor der Wahl herrscht Zuversicht

Eine infratest dimap-Wahlprognose vom März 2013 sah für eine eurokritische Partei ein Wählerpotenzial von bis zu 24 Prozent. Derzeit sprechen die Meinungsumfragen dagegen und prognostizieren etwa 3,5 Prozent.  Alexander Dilger ist trotzdem zuversichtlich, dass die AfD in den Bundestag einziehen wird. Das Interesse an seiner Partei nähme weiter zu und in, zugegeben nicht repräsentativen, Internetbefragungen erreiche die AfD hohe zweistellige Werte. Möglich wäre immerhin, dass die AfD schon mit einem geringen Ergebnis eine schwarz-gelbe Koalition unmöglich macht. Immerhin hat sie seit ihrer Gründung einen riesigen Mitgliederzulauf erlebt. Derzeit hat die Anti-Euro-Partei nach Informationen vom Nachrichtenmagazin „Spiegel“ rund 15.000 Mitglieder.

Doch auch AfD-Politiker Dilger hält es für unwahrscheinlich, dass sich die Alternative für Deutschland bereits 2013 an einer Regierung beteilige. „Wir könnten eher eine Regierung unterstützen, die uns bei unseren Kernforderungen entgegenkommt und zum Beispiel einen Volksentscheid zum Euro zulässt.“ Mittel- bis langfristig hält Dilger eine Regierungsbeteiligung dagegen für gut möglich. Dann könne die AfD das Finanz-, Wirtschafts- und Justizministerium besetzen, so Dilger.

2 Comments

  • Chris sagt:

    Was hat die Anzahl der zahlenden Mitglieder damit zu tun, ob die Piratenpartei in den Bundestag einziehen wird? Und selbst wenn man diese Rechnung aufmachen würde, hätte die AfD auch nicht mehr Mitglieder und dürfte folglich auch nicht in den Bundestag einziehen.

    Ich für meinen Teil wähle Piraten. Sie bringen frischen Wind in die Politik. Das was unsere Politik aktuell am dringendsten benötigt ist Transparenz bei politischen Entscheidungsprozessen, damit Politik nicht wie bisher hauptsächlich von Lobbyisten gestaltet wird.

    Bei der AfD wittere ich Rechtspopulismus ala FPÖ in Österreich. Und damit kann ich gar nichts anfangen.

  • med sagt:

    Guter, objektiver Artikel.
    Ich für meinen Teil werde für die AfD stimmen, denn somit bekommt man endlich eine wahre Opposition in den Bundestag. Sonst sind doch alle einer Meinung. Dazu kommt dass die Parteien sich ohnehin nicht mehr unterscheiden.
    Ein Bekannter von mir meint, die CDU ist heute so links wie die SPD vor 10 Jahren.

    Zur PiratenPartei: Ich denke nicht, dass sie es schaffen. Habe mir mal ihre Mitgliederstatistik angeschaut. Von 32.000 Mitglieder zahlen nur knapp 10000, das ist 1/3!.
    Der Rest sind Karteileichen, die eigl. garnichts mehr mit der Partei am Hut haben (wollen).

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