Training mit Strom

Im Gespräch hat Bodystreet-Franchise-Nehmer Dennis Horn mehrmals eine Studie der Sporthochschule Köln erwähnt. Ich werde im Internet fündig – Dr. Heinz Kleinöder hat bis März 2009 eine Studie mit dem Titel „Kurz- und langfristige Trainingseffekte durch mechanische und elektrische Stimulation auf aktuelle kraftdiagnostische Parameter“ durchgeführt. Teilgenommen haben 80 Sportstudenten – aufgeteilt auf acht verschiedene Trainingsmethoden, die sie vier Wochen lang testeten.

Kritische Fragen sind unerwünscht

Die Effektivität der EMS-Technik wurde in einer Studie von Dr. Heinz Kleinöder getestet. Foto: Daniel Moßbrucker

Die Effektivität der EMS-Technik wurde in einer Studie von Dr. Heinz Kleinöder getestet. Foto: Daniel Moßbrucker

Heißt: Zehn überdurchschnittlich sportliche, junge Menschen haben EMS vier Wochen lang getestet. Sind das für ein aussagekräftiges Ergebnis nicht viel zu wenig? Und kann man Sportstudenten überhaupt mit normal sportlichen Menschen wie mir oder mit einer 50-jährigen Mutter vergleichen? Und sind vier Wochen nicht viel zu wenig, um etwas über mittel- und langfristige Ergebnisse sagen zu können?

Außerdem fällt auf, dass eine Kooperation mit Mecha Tonic angegeben ist, die laut Website-Angaben unter anderem Geräte zur Elektrostimulation vertreiben – könnte da ein Interessenkonflikt vorhanden sein oder handelt es sich lediglich um notwendige Zusammenarbeit, um die Gerätschaften für die Studie gestellt zu bekommen?

Da ich kein Experte in Sportwissenschaften bin, erhoffe ich mir Antworten von Dr. Kleinöder, der die Studie durchgeführt hat. Nachdem ich ihm die Fragen geschickt habe, kommt zunächst keine Antwort. Ich hake telefonisch nach, Dr. Kleinöder  scheint wenig angetan von meinem Anruf, verspricht jedoch, sich zu melden und mir zu antworten. Bis heute habe ich nichts von ihm gehört. Auch die Bodystreet-Geschäftsführung verweist nur auf weitere Studien, die jedoch der Gerätehersteller „miha bodytec“ in Auftrag gegeben hat – ob man sich darauf verlassen kann, erscheint mir fraglich.

Mein abschließendes Fazit: Was die wissenschaftliche Belegbarkeit bezüglich der Effektivität von EMS-Training angeht, habe ich meine Zweifel. Allerdings hat das Training an sich wirklich Spaß gemacht. Da man zu zweit – oder wie ich allein – von einem Trainer betreut wird, fühlt sich das EMS-Training wie Personal Training an, welches auf dem normalen Markt pro Stunde mindestens 50 Euro kostet (allerdings sind es hier ja auch nur 20 Minuten – das wären auf die Stunde gerechnet dann doch wieder 60 Euro).

Der Trainer geht auf jede Bewegung individuell ein und motiviert während des Trainings. Es gibt viele Erfolgsstorys, von denen mir Dennis Horn und auch andere Trainer berichtet haben, und speziell für bestimmte Anliegen, zum Beispiel Beckenbodentraining, ist das Training anscheinend gut geeignet.

Elektrostimulation hat allerdings seinen Preis. Wer das nötige Kleingeld hat und sich selbst nicht so richtig motivieren kann, ins Fitnessstudio oder zum Unisport zu gehen, für den ist EMS-Training auf jeden Fall eine Alternative. Zusätzlich sollte man aber noch zum Beispiel joggen gehen, um auch die Ausdauer zu trainieren.

Was das Internet zum Thema „Bodystreet und EMS-Training“ hergibt, erfahrt ihr auf der nächsten Seite.

Seite 1: Das Geschäft mit dem Körper

Seite 2: „Kein EMS in Sicht“

Seite 4: Mehr zum Bodystreet-Training bei Storify

1 Comment

  • Erstmal viele Grüße an das Redaktionsteam von Pflichtlektüre von Rent-a-Trainer-Berlin.

    Ich habe vor kurzem erfahren, dass Miha Body Tec eine grosse Summe Geld der Uni in Bochum zahlen musste weil sie das Ergebniss der von Miha Bodytec beauftragten Studie an die Universität zum Thema konventionellen Krafttraining mit und ohne EMS nicht nach Ihren Wünschen ausfiel. Wenn das Ergebniss des Studiendesigns immer bestimmbar wäre durch welche Mittel auch, dann macht mich das als Personaltrainer immer trauriger.

    Die kaum erwähnten negativen Nachteil des EMS Trainings beruhen auch darin, dass die physiologischen und psychologischen bedingten Ermüdungsschwellen teilweise unberücksichtigt bleiben, was nach meiner Meinung in einer nicht optimalen Reizung der Muskulatur resultiert. Das tiefstliegende Muskuläre Gewebe nicht erreichbar ist, scheint logisch, würde ich aber gerne noch durch wissenschaftliche Studien nachlesen können, was anscheinend nicht einfach erscheint.

    Der Hauptpunkt wird für mich immer der unzureichende Prozess der zentralnervösen Steuerung sein, das keinerlei Koordinationsprozesse trainiert werden und somit ein technikspezifisches Training nicht zur Anwendung kommen wird und kann.

    Mal schauen was die Zukunft und die Validität der Studien zu diesem Thema noch erbringen wird.

    mit sportlichen Grüßen
    PT Sebastian Winkler

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