UAMR feiert fünfjähriges Bestehen

Im Jahr 2007 schlossen sich die Ruhr-Universität Bochum, die TU Dortmund und die Universität Duisburg Essen zur Universitätsallianz Metropole Ruhr (UAMR) zusammen. Seitdem sind zahlreiche Kooperationen entstanden, und erst vor wenigen Tagen hat es das Ruhrgebiet im DFG-Förderatlas unter die zehn forschungsstärksten Regionen Deutschlands geschafft. Auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen feierte die Allianz mit einem Festakt nun ihr fünfjähriges Bestehen. Gemeinsam zogen Vertreter der Hochschulen sowie aus Politik und Gesellschaft Bilanz und äußerten ihre Hoffnungen für die zukünftige Entwicklung der UAMR.

„Eigentlich feiert man ja keinen fünfjährigen Geburtstag, außer vielleicht einen Kindergeburtstag“: Mit diesen Worten eröffnete Moderator Tillmann Bendikowski die Jubilämsfeier, machte aber schnell deutlich, dass die UAMR ja durchaus mit seinen eigenen Kindern vergleichbar sei. Schließlich seien auch bei der Allianz Kooperation und Wettwerb die wichtigsten Voraussetzungen für eine positive Entwicklung.

Festredner mit viel Lob, aber auch kritischen Zwischentönen

Bundestagspräsident Norbert Lammert begrüßte die Gäste per Videobotschaft. Fotos: Jens Rospek

Bundestagspräsident Norbert Lammert begrüßte die Gäste per Videobotschaft. Fotos: Jens Rospek

Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert, dessen Grußwort die Anwesenden in der Eventhalle per Leinwand verfolgten, ging auf das unrunde Jubiläum ein und spach von einem „zarten fünften Geburtstag“. Lammert, gebürtiger Bochumer und ehemaliger Student der Ruhr-Universität, lobte die bisherige Entwicklung der UAMR, betonte aber auch, dass es noch viel Arbeit gebe: „Das Ruhrgebiet ist die einzige Metropole, die nicht auf der Landkarte zu finden ist.“ Dies zu ändern sei auch Aufgabe der drei Hochschulen.

Dann betrat Svenja Schulze, NRW-Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung, die Bühne und zog eine positive Bilanz der bisherigen Erfolge: „Die UAMR ist ein großer Gewinn für Nordrhein-Westfalen, für den Forschungsstandort Ruhrgebiet und für die Studierenden.“ Besonders die Kooperatione „RuhrCampus³“ und „ConRuhr“ hob die Ministerin hervor. „RuhrCampus³“ ermöglicht es den Studenten, ohne zusätzliche Kosten wie Zweithörergebühren Lehrveranstaltungen an allen drei Hochschulen zu besuchen und sich anrechnen zu lassen. Unter dem Label „ConRuhr“ betreibt die UAMR mehrere Auslandsbüros in Russland, den USA und Brasilien, die unter anderem Auslandsaufenthalte für Studenten erleichtern sollen. Abschließend merkte Svenja Schule an, dass es aber trotz aller Erfolge noch Verbesserungspotenzial gebe: „Ich wünsche mir eine noch intensivere Zusammenarbeit zwischen den drei Universitäten.“

Rüdiger Frohn, Vorsitzender der Stiftung Mercator und seit 2011 „Bürger des Ruhrgebiets“, begann die offizielle Geburtstagerede mit einem kurzen Rückblick und betonte, was für eine Entwicklung die Bildung im Ruhrgebiet genommen habe: „Vor 50 Jahren gab es im Ruhrgebiet keine universitäre Forschung und Lehre, sie sind quasi aus dem Nichts entstanden.“ Heute hingegen nehme man an der Exzellenzinitiative teil (RUB) und gehöre zu den den zehn größten Hochschulen Deutschlands (Duisburg-Essen). Unzufrieden zeigte er sich hingegen mit der Öffentlichkeitswirkung der UAMR: „Laut einer Studie verbindet immer noch jeder Dritte den Begriff Kohle mit dem Ruhrgebiet. Forschung und Wissenschaft werden nicht genannt. Das muss sich ändern.“ Die Verantwortung dafür sieht Rüdiger Frohn nicht nur bei Wirtschaft und Gesellschaft, sondern auch bei der UAMR: „Mehr Zusammenarbeit und Zusammenhalt muss sein.“

Auch die Rektoren kommen zu Wort

Mehrere hundert Gäste waren zur Zeche Zollverein gekommen.

Mehrere hundert Gäste waren zur Zeche Zollverein gekommen.

Im zweiten und aus Zeitgründen stark verkürzten Teil der Veranstaltung stellten sich die drei Rektoren Elmar Weiler (Bochum), Ursula Gather (Dortmund) und Ulrich Radtke (Duisburg-Essen) einer kurzen Podiumsdiskussion. Moderator Tillmann Bendikowski verzichtete dabei auf kritische Nachfragen und gab den Vertretern aller drei Hochschulen stattdessen Gelegenheit, den mehreren hundert Gästen einzelne Aspekte der Allianz noch einmal näher zu bringen. So berichtete Ulrich Radtke von der Neueröffnung der „ConRuhr“-Büros in Brasilien. Abschließend bekamen die drei Rektoren Gelegenheit, ihre Zukunftswünsche mitzuteilen. Ulrich Radkte äußerte die Hoffnung, „eine Balance zu schaffen, dass einerseits eine gemeinsame Identität geschaffen wird, ohne andererseits die Individualität der drei Universitäten zu vergessen.“ Elmar Weiler sprach von „einer Steigerung der Qualität und Vielfalt“. Abschließend bemerkte Ursula Gather, dass für sie „eine noch viel größere Sichtbarkeit, auch für die Studierenden“ das wichtigste Ziel sei.

Nach dem Ende der offiziellen Veranstaltung trafen sich die interessierten Gäste dann noch einmal zum Meinungaustausch. Kurz zuvor hatte Moderator Tillmann Bendikowski bemerkt, dass „die Studenten ein bisschen flach gefallen sind.“ Hier gab es nun Gelegenheit, den Rektoren noch einmal persönlich auf den Zahn zu fühlen und studentische Sorgen anzusprechen.

Die UAMR braucht mehr Werbung

UDE-Rektor Ulrich Radtke äußerte sich zur Zukunt der UAMR. Foto: Universität Duisburg-Essen

UDE-Rektor Ulrich Radtke äußerte sich zur Zukunft der UAMR. Foto: Universität Duisburg-Essen

Auf die Frage, ob die Kooperation denn letzlich nicht eher Konsolidierung, z.B. in Form zusammengelegter Studiengänge bedeute, fand Ulrich Radtke klare Worte: „Es gibt überhaupt kein Einsparungspotenzial. Allein bei uns in Duisburg-Essen ist der Zulauf riesig, und in Bochum und Dortmund ist es nicht anders. An Einsparungen verschwenden wir keinen Gedanken.“ Ursula Gather sieht das ähnlich: „Von Eindampfen kann nicht die Rede sein. Wir legen vielmehr unsere Stärken zusammen. Gerade aus studentischer Sicht kann ich nur warnen, in allem nur ein Sparmodell zu sehen.“

Dass es aber dennoch viel zu tun gibt, darin sind sich Ulrich Radtke und Ursula Gather einig. Besonders die Tatsache, dass immer noch viele Studenten überhaupt nicht wissen, was die UAMR ist und welche Möglichkeiten sie bietet, ist den Rektoren durchaus bewusst. „Wir müssen stärker für die UAMR werben. Für viele Studenten ist das alles immer noch ein Abstraktikum. Funktionieren kann es aber nur, wenn es von Studenten und Verantwortlichen gelebt wird“, sagt Radtke, der sich notfalls sogar vorstellen kann, die Studenten zu ihrem Glück zu zwingen. Die Möglichkeit, dass Studenten im Laufe ihres Studiums eine Veranstaltung außerhalb der Heimatuni belegen müssen, schließt er für die Zukunft nicht aus. Auch Ursula Gather erkennt das Problem der mangelnden Bekanntheit: „Natürlich muss noch mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden, genau deshalb habe ich in meinem Schlusswort ja auch mehr Sichtbarkeit der UAMR gefordert.“

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