Duell: Strandmode auf dem Campus?

das-duell-ildiko-marieSonnenschein und Temperaturen über 25 Grad. Spätestens seit einigen Wochen heißt es auch für die meisten bei uns in Deutschland: Flip Flops und Hotpants aus dem Schrank herausholen und die Sonne genießen. Aber sollte man Strandmode auch in der Uni tragen? Darüber streiten sich die pflichtlektüre-Autorinnen Marie Denecke und Ildiko Holderer.

pro contra
Strandstyle in der Uni? Warum nicht. Bei Temperaturen über 25 Grad sollten kurze Hosen und Flip Flops kein „No Go“ sein.

Vor allem, wenn die Hörsääle und Seminarräume noch einmal zehn Grad wärmer sind. Da ist es eh schon schwierig, sich zu konzentrieren. Und wenn man dann auch noch aufpassen muss, dass die eigenen Schweißperlen nicht feinsäuberliche (!) Mitschriften aus der Vorlesung ruinieren, ist von Konzentration keine Rede mehr, oder?

Sommer heißt für mich auch: ein neuer Bikini, Sandaletten, Kleider… Was es nicht alles für schöne Dinge gibt! Da macht es wirklich Spaß, den dicken Winterparka und die Schneeboots in die hinterste Ecke des Schranks zu verbannen. Und bei den männlichen Studenten sieht es ja nicht anders aus. Statt dicker Jeans luftige Shorts, statt dem Pulli das T-Shirt. So richtiges Sommerfeeling kommt doch nur auf, wenn die Leute auch sommerlich angezogen sind. Der Sommer lässt schließlich oft genug auf sich warten, warum ihn dann nicht mal genießen und das auch zeigen?

Warme Sachen sind unhygienisch

Abgesehen davon ist es im Sommer unhygienisch, viel zu warme Sachen zu tragen. 25 Grad plus Wollpullover? Da versagt wirklich jedes Deo! Und die armen Mitstudenten (inklusive mir) bekommen es zu riechen. Klar, manchmal ist es aus Glaubensgründen nicht anders möglich, etwas Hochgeschlossenes anzuziehen. Das muss an der Uni auch jeder respektieren, genauso wie die eher leicht bekleideten Studentinnen und Studenten respektiert werden müssen.

Jeder sollte das anziehen können, was er möchte. Egal ob es Burka oder Hotpants sind. Was hat das meine Mitstudenten oder Profs zu interessieren, wie ich mich anziehe? Im Hörsaal sieht man’s eh nicht und bei bis zu 400 Studenten in einer Vorlesung können die Hotpants der jungen Dame aus der 20. Reihe dem Prof doch nun wirklich egal sein. Vielleicht freut sich der liebe Herr Professor ja auch, zur Abwechslung mal ein wenig nackte Haut zu sehen.

Gegen Tops und Flip Flops spricht nichts

Okay, Röckchen so kurz wie Gürtel und Ausschnitte bis zum Bauchnabel müssen in der Uni nicht unbedingt sein. Weniger ist mehr? Beim Referat eher nicht. In manchen Situationen wirkt es einfach unseriös, (zu) wenig anzuhaben. Aber Sommermode ist ja nicht unbedingt gleich Sommermode. Was spricht gegen ein Top oder Flip-Flops? Wir leben nicht mehr im 19. Jahrhundert. Also: Korsetts und bodenlange Kleider ade!

Langweilige Kostüme und Bleistiftröcke begegnen uns später im Berufsleben noch früh genug. Als Studenten sollten wir, bevor der „Ernst des Lebens“ beginnt, doch wenigstens die Möglichkeit haben, uns so anzuziehen wie wir wollen. Vor allem an der Uni.

Schon klar: Wenn die Sonne vom Himmel knallt, dann will man nicht an der Uni sein.

In keinem stickigen Seminarraum, in keiner hutzeligen Wohnung, keiner Bibliothek und keinem unspektakulären Gebäude sonstiger Art. Sondern am liebsten draußen. Wo man sich im Sand oder zumindest auf dem Rasen aalen kann, bestenfalls auch mal in den See springen, wo man alles dafür tun kann, um der Sonne auch das letzte Fitzelchen Bräunungskraft abzugewinnen.

Und das kann man nicht nur durch gnadenloses Sonnenbaden erreichen, sondern auch durch ebenso unerbittliches Tragen äußerst knapper Klamotten. Denn, wer will das schon: einen weißen Oberarm und einen tiefbraunen Unterarm, nur weil man obenrum halt ein T-Shirt getragen hat, oder senkrechte weiße Bahnen auf je einem Schulterblatt, wo BH- und Top-Träger saßen. Macht sich gar
nicht gut, wenn man sich von der Vorlesung an den Strand oder sich zumindest auf die Wiese vor dem Hörsaal gerettet hat.

Flip Flops – der Traum eines jeden Orthopäden

Aber, Moment… Leben wir nicht in Zeiten des Multitaskings? Warum also nicht auch die Zeit an der Uni dazu nutzen, sich gleich an die Bekämpfung dieser hässlichen weißen Stellen zu machen, die eh nicht zum Bikini-Look passen? Also, Mädels: Top (trägerlos) an, Hotpants (wahlweise auch kurz unterm Hintern angeschnittene Jeans) an! Und Jungs: Bermuda-Shorts (am liebsten wild gemustert) an, T-Shirt (stört eh nur) aus! Spart auch gleich noch Zeit, wenn man denn nach dem Seminar doch noch schnell zum See möchte. Oder falls man es gar nicht mehr schafft, hat man sich das See-Gefühl gleich mitgebracht in die schnöde Übung. Super!

Vergesst aber dann auch nicht das beinahe wichtigste Accessoire: Flip-Flops. Oh ja. Dieser Traum eines jeden Orthopäden, der dem Träger einen einigermaßen aufrechten Gang vereitelt. Und allen Menschen ungefragt etwas über Fußhygiene erzählt. Und schon eine halbe Stunde vorher durch lautes Knallen ankündigt, dass der Träger die Flure entlanggeschlappt kommt.

Eine Frage des Respekts

Liebe Kommilitonen: Denkt doch einfach mal ein bisschen länger darüber nach, wie ihr an die Uni geht. Nicht nur macht ihr euch beim Referat oder der nächsten Sprechstunde lächerlich, wenn ihr jedem unter die Nase reibt, welche neongrelle Klamotten-Absurdität ihr nach dem Winter aus dem Kleiderschrank gezerrt habt. Auch ist es eine Frage des Respekts und guten Geschmacks, dass ihr nicht jedem zeigen müsst, wie denn eure Beine bis hoch in den Schritt aussehen – unabhängig davon, ob sich der Anblick nun lohnt oder nicht.

Und, keine Panik: So schnell verschwindet kein Badesee. Zeit zum Umziehen bleibt immer.

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Foto: stockxchng/bizior, Montage: Steinborn/Schweigmann

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